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TBHB 1946-09-08

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-09-08
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Sonntag, 8. September 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 8. September 1946
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1946-09-08 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 8. September 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Sonntag, 8. September 1946.     

[1]      Morgens schönes Frühstück mit Bohnenkaffee, Ei, Weißbrot u. Butter. Fritz hatte mit rührender Sorge fünf Zigarren, die jedoch nur Zigarillos war, aus Ribnitz für mich besorgt, die Zuteilung, die wir so selten erhalten. Später hörte ich im Radio eine schöne Messe aus einem Kloster bei Hildesheim. Briefe geschrieben an den Bischof, Kardinal v. Preysing u. ihn um Verwendung gebeten zur Beschaffung von Künstler-Material aus England, ferner an Else u. an Faensens. Kurz vor 6 Uhr traf P. Beckmann ein, er hörte Beichte u. hielt dann ein Hochamt. Sehr schön. Morgen früh 1/2 8 Uhr wird er noch eine stille Messe lesen. Er schläft im Hause von Frau Longard. Abends saßen Martha u. Vera Wendt bei mir im Zimmer. Fritz ist heute nicht nach Berlin gefahren, da Herr Sorg eine Panne hatte u. der Wagen noch nicht fahrbereit ist. Es kann erst morgen fahren. [2] Die große Sensation ist die Rede, die der amerikanische Außenminister Byrnes in Stuttgart gehalten hat. Ein glücklicher Zufall spielte mir den Tagesspiegel vom 7. September, also gestern, heute schon in die Hand, in dem die Byrnes-Rede im Wortlaut abgedruckt ist. Ich las sie Martha u. Vera vor. Diese Rede wirkt wie eine Flucht aus der stickigen Luft der Pariser Konferenz in die Oeffentlichkeit. Es ist nur schade, daß diese Rede hier in der Ostzone kaum bekannt werden wird, denn dann würde jeder Denkende wissen, wie er am 15. September zu wählen hat. Diese Rede ist eine sehr präzise Erklärung über Deutschland. Byrnes versichert, daß Amerika bereit sei, die Initiative zu ergreifen u. die Art, wie er dies tut, erinnert an das Zerhauen eines sonst unlösbaren Knotens. Auch sprach er von der notwendigen Revision der deutsch-polnischen Grenze. Er fordert die wirtschaftliche Einheit Deutschlands, wie sie in Potsdam beschlossen war. Er erwähnt Rußland nicht, aber jeder sieht u. weiß, daß Rußland diese Einheit verhindert. Er fordert weiter die schnelle Wiederherstellung des deutschen Staates durch eine neue Bundesregierung, ferner die Annahme einer deutschen Verfassung u. die baldige Unterzeichnung eines Friedensvertrages. Vor allem fordert er Aufhebung der Zonengrenzen. – Diese Rede ist deshalb besonders bemerkenswert, als grade eben eine wirtschaftliche Fusion der amerikanischen u. englischen Zone Tatsache geworden ist. B. fordert Rußland u. Frankreich auf, dieser Fusion beizutreten. Das Saargebiet spricht er Frankreich zu, nicht aber das Ruhrgebiet u. das Rheinland, ebenso wenig die von den Polen besetzte Ostgrenze. Die ganze Rede ist für Deutschland sehr hoffnungsvoll u. stärkt meine Absicht, am 15. September einen ungültigen Wahlzettel abzugeben. Das ist auch P. Beckmanns Ansicht, wie ich zu meiner Befriedigung feststellte, noch ehe ich die Rede von Byrnes gelesen hatte. P. Beckmann sagt, daß die SED. eine Flüsterpropaganda in den Dörfern ausstreut, daß die Russen uns den Brotkorb höher hängen werden, wenn die Wahl nicht ihren Wünschen gemäß ausfallen sollte. Die SED-Leute brauchen keine Angst zu haben, sie werden hier mit ebenso großer Mehrheit gewählt werden, wie in Sachsen; aber das darf mich nicht hindern, meinen Protest auszusprechen. – Heute ist die Wahl in Provinz Sachsen u. Thüringen, auch dort wird die SED. siegen. – Das Volk ist viel zu feige, um Nein zu sagen, aber es ist auch wirklich schwer, sich angesichts der überwältigenden Propaganda der SED ein richtiges Bild zu machen. – Der Bürgermeister Dillwitz in Althagen ist ein Mann von Charakter. Man hat ihm jetzt gesagt, er könne Bürgermeister bleiben, wenn er aus der CDU. austreten u. der SED. beitreten werde. So ist es mit zahlreichen anderen Bürgermeistern auch geschehen u. sie sind meist umgefallen. Ihr Umfall wird dann stets in der Landes-Zeitung groß gefeiert. Aber Dillwitz ist fest geblieben, ein braver Kerl.