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TBHB 1946-12-10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-12-10
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Dienstag, 10. Dezember 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 10. Dezember 1946
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1946-12-10 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 10. Dezember 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über drei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Dienstag, 10. Dezember 1946.     

[1]      Nun ist Fritz doch schon gekommen. Ab heute fährt täglich ein D-Zug, den er benutzt hat, sodaß er um 4 Uhr hier im Hause war.

     Er hat in Berlin vor allem mit großer Klarheit festgestellt, wie die Dinge mit meiner Ausstellung liegen. Er war bei Prof. Resch u. es hat sich ergeben, daß die maßgebenden Maler, die etwas zu sagen haben, nämlich Pechstein u. Hofer, zwar zugestehen, daß sie mich von früher her kennen u. als Maler schätzen, daß sie aber der Meinung sind, ich wäre gewissermaßen in der Emigration stecken geblieben u. malte nichts „Neues“. Sie meinen, wenn ich in Berlin lebte, würde ich Neues malen, – so aber wären meine Bilder wohl gut, aber doch nicht ausreichend, um eine Kollektiv-Ausstellung zu rechtfertigen. – Dazu kann ich wohl mit vollem Recht sagen, daß Hofer bestimmt nichts „Neues“ gemalt hat seit jener Zeit vor 1933, er malt fast immer dasselbe Bild, was ich aber von Pechstein in der Reproduktion gesehen habe, ist direkt dürftig, – aber ich kann mir da kein Urteil erlauben, ich sah zu wenig. Auf jeden Fall sind es also die Kollegen, die auch hier wieder im Wege stehen. Fritz sagt nun aber, daß die Räume des Kulturbundes [2] in der Jägerstraße so unzureichend wären, daß sie seiner Meinung nach für eine Kollektiv-Ausstellung nur wenig geeignet wären, – abgesehen davon, daß sie im russischen Sektor liegen u. dieser Sektor mindesten von Engländern u. Amerikanern boykottiert würde. Als Sekretär im Kulturbunde ist nicht mehr Herr Damrow tätig, sondern für ihn ist Herr Hörisch eingetreten, der Schwiegersohn von Franz Triebsch. Herr Hörisch war sehr nett zu Fritz u. hat ihm zu verstehen gegeben, daß seiner Meinung nach weder der Kulturbund, noch irgend ein Kulturamt für mich die richtige Stelle wäre, es wäre besser, wenn ich auf dem Pan einer Kollektiv-Ausstellung verzichtete u. lieber im privaten Kunsthandel ausstellen würde mit einigen wenigen Bildern. Das scheint mir richtig zu sein. – In Zehlendorf ist Fritz nicht gewesen, er hat nur mit Hoffmann telephoniert, der aber in der Sache auch noch nicht weitergekommen ist. – Positiver ist Justus Schmitt, – der mir heute den Katalog der Dresdner Kunstausstellung sandte –, u. der mit Fritz in Sorg's Auto herkommen wollte, woraus nun leider nichts geworden ist. Er ist liiert mit einer berliner Kunsthandlung. – Bremer oder so ähnlich am Südwestkorso –. Er ist interessiert an meinen Bildern u. wollte mit mir das Notwendige besprechen, wenngleich da eine Ausstellung erst zum Frühjahr in Frage kommt. –

     Von Petersen kam ein Telegramm, wonach auch er noch nicht weitergekommen ist. –

     Morgens hl. Messe mit P. Beckmann, der nun den Dechanten Pich von Wustrow fortnehmen will. Er will gleich nach Stralsund fahren, um das Nötige einzuleiten. Die Situation in Wustrow ist unhaltbar.

     Fritz hat mir Oelfarben – Weiß von Spitta u. Leutz mitgebracht, sehr teuer, aber was hilft's.

     Mit meinen Bildern werde ich nun zu meinem früheren Standpunkt zurückkehren. Ich werde mich um die Ausstellung nicht weiter kümmern u. alles der Entwicklung anheimstellen. Die Bilder werde ich von Schwerin hierher zurückkommen lassen u. sie wie im Sommer gelegentlichen Interessenten zeigen, nur daß ich es künftig nicht mehr ablehnen werde, einzelne Bilder in Berlin oder sonst wo auszustellen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. So war es vielleicht doch bedauerlich, daß ich in Dresden nicht ausgestellt habe, aber man hat Fritz erzählt, daß auch diese Ausstellung wieder sehr schlecht organisiert war, sodaß zahlreiche Kunstwerke total ruiniert worden sind.

     Man erzählt sich daß es gestern oder in den letzten Tagen in Stralsund zu Meutereien russischer Soldaten gekommen sei, die sich weigerten, nach Rußland zurücktransportiert zu werden. Dabei soll es auch zu wüsten Plünderungen von Zivilpersonen auf dem Bahnhof gekommen sein, indem die Russen ihnen das Gepäck raubten.

     Dr. Buschmann, ein prominentes Mitglied der früheren SPD u. jetzt SED=Mitglied, ist [3] aus dieser Partei ausgetreten u. hat diesen Schritt in einem ausführlichen Brief begründet, den er der Presse übergeben hat u. der eine vernichtende Kritik an der SED. darstellt.

     Dr. Schumacher, Führer der SPD im Westen, ist als Gast der engl. Arbeiterpartei in London. Die Russen regen sich darüber fürchterlich auf, ebenso natürlich auch die östliche SED-Presse. Man tut so, als wäre Dr. Schumacher ein Landesverräter. Ich denke, er wird der Mann der Zukunft sein.

     Fritz hat viele Zeitungen aus Bln. mitgebracht, aus denen man solche Tatsachen entnehmen kann u. von denen man hier nichts, oder fast nichts hört.