TBHB 1946-12-18
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1946-12-18 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 18. Dezember 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Ich habe den Entwurf eines neuen Bildes, den ich am Sonntag machte, nun so weit durchgearbeitet, daß ich gestern Abend noch spät eine neue Zeichnung machte, die nunmehr endgültig zu sein scheint. Ich bin in der Deformierung sehr weit gegangen, worüber ich noch etwas erschreckt bin, aber ich will es dennoch versuchen, da dieses Bild nicht sehr [2] groß zu werden braucht. Wenn es nichts wird, ist es nicht weiter schlimm.
Die Landschaft „Dorfstraße“ geht gut voran. Heute Vormittag besuchte mich der Kollege Luke aus Prerow. Er brachte mir zwei Farbtuben mit. Dieser Mann ist eine etwas komische Figur. Er ist sehr eitel, als Maler herzlich unbedeutender Naturalist, aber sehr gutmütig, hilfsbereit. Er redete viel über meine Bilder, die ich ihm zeigte, ohne daß er jedoch irgend ein inneres Verhältnis dazu aufbringen konnte. Er ist aber bescheiden genug, einzugestehen, daß er da nicht mitkann, daß er aber wohl merkt, daß da etwas ist, was er nicht versteht. Der andere Kollege, Schulze-Jasmer in Prerow, ist nach Lukes Schilderung u. auch nach meiner Kenntnis darin das Gegenteil. Er ist überzeugt, daß diese ganze abstrakte Malerei eine abgetane Sache sei. Da er nur die Tägliche Rundschau u. die Landeszeitung liest, ist er der Meinung, daß die gesamte Kunstkritik diese moderne Richtung ablehnt u. daß in Zukunft nur noch der platte Naturalismus gelten wird. So war es unter Hitler u. er trat deshalb in die NSDAP ein, – u. so ist es jetzt, weshalb er nun schleunigst in die SED eingetreten ist. Er ist ein liebenswürdiger Gesinnungslump ohne jedes Schamgefühl.
Der Frost hat Gott sei Dank nachgelassen.