TBHB 1947-01-18
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel TBHB 1947-01-18 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 18. Januar 1947. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][1] Gestern Vormittag kam überraschend das Ehepaar Schultze-Jasmer aus Prerow. Da Fritz wiederholt bei ihnen gewesen u. bei ihnen gegessen hatte, mußten auch wir sie zum Essen einladen. Es gelang auch ganz gut, daß alle satt wurden.
Schultze-Jasmer war offenbar mit einem sehr starken Vorurteil gegen meine Bilder gekommen, mußte aber besonders vor dem „Mann im Kerker“ gestehen, daß er sich getäuscht hatte. Dieses Bild machte einen besonders tiefen Eindruck auf ihn. – Bei Tisch erzählte er dann seine Erlebnisse beim Kriegsende, da er zum Schluß ja noch Soldat geworden war. Um 3 Uhr fuhr das Ehepaar wieder nach Prerow zurück. Die Frau ist sehr viel magerer geworden, was ihr sehr zum Vorteil gereicht. Beide sehen heute noch genau so aus wie früher. Ich glaube, daß ich sie zuletzt vor dem Kriege gesehen habe.
Martha war heute Abend während der Dunkelstunden [2] bei Frau Longard, die ihr einen Brief geschickt u. um ihren Besuch gebeten hatte. Die gute, alte Dame ist in großer Sorge um ihre Tochter. Diese Sorge offenbarte sie mir, indem sie Martha einen langen Brief, den sie an ihren Schwiegersohn Prof. Kemper, geschrieben hat, mitgab, damit ich ihn lesen solle. Prof. K. ist ein biederer, aber überaus schwerfälliger u. in sich verschlossener Westfale, der selten einmal ein Wort spricht u. bei dem es die überaus lebhafte Tochter der Frau L. gewiß nicht leicht hat. Frau K. ist sehr überanstrengt u. in ihrer Gesundheit schwer geschädigt, bzw. bedroht. Möge Gott dem Ehepaare helfen.