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TBHB 1953-06-24

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1953-06-24
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Entstehungsdatum: 1953
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Originaltitel: Mittwoch, 24. Juni 53.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 24. Juni 1953
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Einführung

Der Artikel TBHB 1953-06-24 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 24. Juni 1953. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Mittwoch, 24. Juni 53.     

[1]      Ich habe auch heute morgen vergeblich auf eine Bestätigung betr. die Zusammenkunft der vier Hochkommissare gewartet, Herr Tschuschke scheint sich da verhört zu haben.

     Die Regierungskrise in Frankreich besteht nun schon 35 Tage lang. Präsident Auriol hat in dieser Zeit nicht weniger als sieben Politiker mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt, jedoch sind alle gescheitert. Gegenwärtig hat er den achten Mann beauftragt, einen bisher völlig unbekannten Politiker. Was daraus werden soll, ist unbegreiflich, besonders da ganz Europa mit der geplanten Bermudakonferenz auf eine Lösung wartet. Es ist toll, daß die ganze europäische Politik lahmgelegt wird, nur weil diese Franzosen sich nicht einigen können. Es ist das wirklich nicht mehr tragbar. –

     Heute vormittag versuchte ich vergeblich, die Bescheinigung für meine Lebensmittelkarte beim VbK. zu erhalten, das Büro ist neuerdings Mittwochs u. Sonnabends geschlossen. Da das Büro Unter den Linden, schräg gegenüber der russischen Botschaft gelegen ist, hatte ich Gelegenheit, die zahlreichen schweren u. leichten Panzer, Kanonen u. a. Fahrzeuge u. Panzerspähwagen zu besichtigen, die in dieser Gegend in Massen aufgestellt sind. – Die Ostmark ist heute wieder auf 6,– M. zurückgegangen. –

     Man spricht von neuen, standrechtlichen Erschießungen durch die Russen in Magdeburg. In der Kaserne der Volkspolizei am Schiffbauerdamm sollen drei Volkspolizisten standrechtlich erschossen worden sein. [2] Ich habe eine Bleistiftskizze eines russischen Postens gemacht, so wie ich ihn gegenüber stehen sehe. Neben ihm ein russischer Offizier u. an der Mauer der Befehl des Ausnahmezustandes, im Hintergrunde zwei Pakgeschütze. Ich denke, daß ich ein kleines Bild davon machen kann, etwa 50 x 50 cm. groß, wofür ich noch alte Bilderrückseiten habe, sodaß ich keine neue Leinewand benötige. –

[2]      Da keine Aussicht besteht, daß der Ausnahmezustand bald aufgehoben u. die Zonengrenze geöffnet wird, habe ich die Anmeldung zur Juryfreien von hier aus per Post aufgegeben. Elisab. bekommt laufend Päckchen mit Arztmustern aus dem Westen, die unbeanstandet ankommen u. so hoffe ich, daß es auch in umgekehrter Richtung gehen wird. Zur Vorsicht habe ich den Brief nicht an den Verband sondern an Herrn Wellenstein persönlich gerichtet u. habe ihn um Empfangsbestätigung gebeten.

     Elisab. hatte sich gewünscht, über Wochenende nach Fangschleuse zu fahren u. hat zu diesem Zweck ihren Haushaltstag am Sonnabend genommen. Ich schrieb deshalb an Frau Krüger, bekomme aber eben von ihr ein Telegramm, in dem sie mitteilt, daß das Zimmer bis zum 28. Juli besetzt ist. E. wird sehr betrübt darüber sein. –