Zum Inhalt springen

TBHB 1954-06-20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1954-06-20
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1954
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Sonntag, 20. Juni 54.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 20. Juni 1954
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unvollständig
Dieser Text ist noch nicht vollständig. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen! Allgemeine Hinweise dazu findest du in der Einführung.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

[Bearbeiten]

Der Artikel TBHB 1954-06-20 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 20. Juni 1954. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über drei Seiten.

Tagebuchauszüge

[Bearbeiten]
[1]
Sonntag, 20. Juni 54.     

[1]      Es ist Hochsommer: gestern 31°, heute wird's noch wärmer, es waren schon morgens 9 Uhr 29°. – Ich male jetzt draußen, der neue Feldstuhl bewährt sich ausgezeichnet. Bisher malte ich unten an der Wuhle über ein Staubecken hinweg die Kaulsdorfer Höhe, sodann einen Feldweg auf der Kaulsdorfer Seite u. gestern einen Feldweg hier in Wuhlgarten am Karpfenteich. Es ist für mich bemerkenswert, daß dieses Malen außerhalb des Gartens ganz neue Probleme mit sich bringt u. daß ich mich erst an diese neuen Motive gewöhnen muß, erst gestern beim dritten Versuch kam ich zu einem befriedigenden Resultat. –

     Vorgestern bewies mir Bettinchen, daß sie [2] nicht immer nur sanftmütig ist. Wir waren Nachmittags im Garten u. Elisab. sprengte den unteren Teil, während ich oben im hinteren Teil saß. Bettinchen war bei der Mutti u. ärgerte sich, daß diese sprengte, anstatt mit ihr zu spielen sie wurde schließlich unausstehlich, sodaß E. mir zurief, Bettinchen zu mir zu holen. Ich holte sie also unter ihrem heftig protestierenden Geschrei u. zwang sie, bei mir zu bleiben. Als sie merkte, daß sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte, schlug sie mit der Hand nach meinem Bein, da ich mit übergeschlagenem Bein auf der Bank saß. Als das ohne jede Wirkung blieb, ging sie zu dem großen Stein an der Kiefer, holte ihre Schippe, kam mit dieser zurück und schmetterte die Schippe mit zornfunkelnden Augen mir vor die Füße. Auch dieser Ausbruch ihres Zornes blieb ohne Wirkung. Darauf setzte sie sich resigniert mir zu Füßen und begann, alles Gras auszurupfen, das sie erreichen konnte, worüber sie dann allmählich ihren Zorn vergaß. –

     Die Erdbeeren sind jetzt bald vorbei. Wir haben die Ernte nicht gemessen, aber ich schätze, daß wir bisher wohl 10 bis 15 Pfund gegessen haben werden. Ende dieser Woche wird es wohl damit vorbei sein, ich habe noch nie so viel Erdbeeren gegessen. Die Tomaten haben nach dem Jauchen schwarze Läuse bekommen die Anni mit einem Insektenpulver gegen Wanzen u. Flöhe zu bekämpfen sucht, da es ein anderes Mittel nicht gibt u. der Drogist ihr gesagt hat, daß er selbst dieses Pulver mit gutem Erfolg in seinem Garten verwendet. Ich bin neugierig, ob es hilft.

     Bettinchen ist braun gebrannt u. hat rote Bäckchen, sie sieht sehr gesund aus. Leider gibt es Mücken, zwar nicht übermäßig viel wie etwa an der Ostsee, aber die paar, die da sind, machen sich nachts über Bettinchen her u. stechen sie in sämtliche Bäckchen, was ich ihnen nicht so übel nehme wie Elisab., denn ich finde, daß diese Bäckchen gar zu herausfordernd sind. –

     Die Heuernte ist voll im Gange u. die Luft ist voller Heuduft. Das Getreide beginnt, gelb zu werden. Morgen ist Sommeranfang u. bald werden die Getreidefelder gemäht sein. Die Ernte hier im Gebiet von Wuhlgarten ist ausgezeichnet, der Roggen steht stellenweise zwei Meter hoch, es ist wundervoll draußen. Ich erlebe das alles zum ersten Male in meinem Leben, obwohl ich 25 Jahre in Ahrenshoop gelebt habe; aber dort habe ich nie etwas davon gesehen, da ich täglich Fron getan u. hinter der Kasse gehockt habe. Erst hier erlebe ich das Wachsen u. Reifen in allen Einzelheiten. Dieses Wuhlgarten ist ein Paradies –, man muß schon im Irrenhause leben, wenn [3] man dergleichen erleben will. –

     Mich interessiert sehr der Vergleich meiner Aquarelle mit meinen Bildern. Jene sind Naturstudien, die zwar sehr individuell sind, aber sich doch prinzipiell an die Natur halten, dabei ist ihnen das unmittelbare Erlebnis vor der Natur eigen. Dieses macht die Aquarelle sehr frisch u. lebendig, meine Oelbilder haben das nicht; aber dafür sind diese eben viel klarer u. abgewogener u. über dies in den Farben viel reiner u. leuchtender. Ich werde bis zum Herbst sicher viel gelernt haben u. meine Oelbilder werden davon profitieren. Ich werde bis dahin ja ein reiches Material besitzen, u. kann dann aus dem Vollen schöpfen, ich habe bis heute schon 24 Blätter, von denen einige sehr schöne Anregungen zu Bildern enthalten, es wird eine reiche Winterarbeit geben. Mit diesen Aquarellen kann ich nun auch versuchen mich an Ausstellungen im Osten zu beteiligen, vielleicht wird man mich damit nicht refüsieren, jedenfalls wird die Deutsche Bücherstube diese Sachen bestimmt ausstellen, vielleicht sogar in einem größeren Rahmen.