The Life and Works of Christopher Dock/5 Geistliches Magazien/No. 40

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Autor: Christopher Dock
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Titel: The Life and Works of Christopher Dock
Untertitel: V. Geistliches Magazien. No. 40.
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Entstehungsdatum: 1908/vor 1771
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Verlag: J. B. Lippincott Co.
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Erscheinungsort: Philadelphia & London
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Geistliches Magazien. Num. 40.


Hundert nöthige Sitten-Regeln für Kinder.


I. Regeln, wie sich ein Kind in dem Hause seiner Eltern zu verhalten hat.


I. Des Morgens bey und nach dem Aufstehen.


1.

Liebes Kind so bald du Morgens gewecket wirst, so stehe auf, ja gewöhne dich ohne wecken zu rechter Zeit aufzuwachen, und ohne Zaudern von deinem Lager aufzustehen.

2. Wann du das Bette verlassen hast, so decke dasselbe fein ordentlich wieder zu.

3. Laß deine erste Gedancken zu Gott gerichtet seyn, nach dem Exempel Davids, welcher Ps. 139, 18. spricht, wann ich erwache bin ich noch bey dir, und Ps. 63, 7. wann ich erwache, so rede ich von dir.

4. Biete denen die dir zuerst begegnen, und deinen Eltern und Geschwistern einen guten Morgen, doch nicht aus blosser Gewohnheit, sondern aus wahrer Liebe.

5. Gewöhne dich deine Kleider fein hurtig, aber doch auch ordentlich anzulegen.

6. Anstatt des unnützen Geschwätzes mit deinen Geschwistern oder andern, such auch bey dem Anziehen gute Gedancken zu haben. Erinnere dich an das Kleid der Gerechtigkeit JEsu, welches dir in JEsu erworben worden, und fasse den Vorsatz, es an diesem Tage durch muthwillige Sünden nicht zu beflecken.

7. Wenn du das Gesicht und die Haände waschest, so sprütze das Wasseer nicht in der Stube herum.

8. Den Mund alle Morgen mit Wasser auszuspuülen und die Zähne mit dem Finger abreiben, dienet zur Erhaltung derselben.

9. Wenn du die Haare kämmest, so tritt nicht mitten in die Stube, sondern beyseit in eine Ecke.

10. Das Morgen-Gebät verrichte nicht aus kaltsinniger Gewohnheit, sondern aus hertzlicher Danckbarkeit gegen Gott, der dich in der vorigen Nacht behütet hat, und ruf ihn demüthig an, daß er an diesem Tage deine Verrichtungen segnen wolle, vergiß auch nicht das Singen und Lesen in der Biebel.

11. Dein Morgen Brod iß nicht auf der Gasse, oder in der Schule, sondern bitte deine Eltern, daß sie dir solches zu Hause geben.

12. Suche darauf deine Bücher zusammen, und komm zu rechter Zeit in die Schule.

2. Des Abends bey dem Schlafen-gehen.

13. Nach dem Abend-Essen setze dich nicht in einen Winckel, daselbst zu schlafen, sondern verrichte erst deine Abend-Andacht, mit Singen, Bäten und Lesen, ehe du dich zu Bette begiebest.

14. Ziehe dich an einem besondern Orte aus, oder wo es ja in Gegenwart andrer Leute geschehen muß, so sey dabey bescheiden und schamhaftig.

15. Besiehe zuweilen die ausgezogenen Kleider, ob etwas daran zerrissen sey, damit es bey Zeiten ausgebessert werden könne.

16. Wirf deine Kleider nicht in der Stube herum, sondern lege sie zusammen an einen gewissen Ort, damit du sie Morgens früh gleich wiederfinden könnest.

17. Lege dich fein züchtig und gerade ins Bette, und decke dich wohl zu.

18. Ehe du einschläfest, so prüfe dich, wie du den Tag zugebracht, dancke Gott für seine Wohlthaten, bitte ihn um die Vergebung deiner Sünden, und empfehle dich seiner gnädigen Beschirmung.

19. Wenn du in der Nacht aufwachen soltest, so gedencke an GOtt und seine Allgegenwart, und hänge eiteln Gedancken nicht nach.

3. Bey der Mahlzeit.

20. Wann du, zumal bey fremden Leuten zu Tische gehest, so kämme und wasche dich vorher fein reinlich.

21. Unter dem Bäten laß die Hände nicht zur Erden hängen, fahre auch sonst nicht damit herum, sondern laß sie zugleich mit den Augen zu GOtt empor gerichtet seyn.

22. Lehne dich unter dem Gebät nicht an, und gaffe nicht mit den Augen herum, sondern sey andächtig und ehrerbietig vor der heiligen Majestät Gottes.

23. Nach dem Gebät warte bis andere, die grösser sind ihren Platz eingenommen haben, als dann setze dich auch fein still und sittsam zu Tische.

24. Ueber Tische sitze fein gerade und still, wackle nicht mit dem Stuhl, und lege die Arme nicht auf den Tisch. Messer und Gabel lege zur rechten, das Brod aber zur lincken Seite.

25. Meide alles, was den Schein eines heissen und unbändigen Hungers hat, dahin gehöret, wenn man die Speisen so begierig ansiehet, wenn man der erste in der Schüssel ist, wenn man das Brod auf einmal in lauter Bissen zerschneidet, wenn man geschwind und gierig isset, wenn man schon ein ander Stück Brod fordert, da man noch nicht hinunter gegessen, wenn man zu grosse Bissen schneidet, wenn man den Löffel zu voll nimmt, wenn man den Mund zu voll stopfet, u. s. w.

26. Bleibe vor deinem Orte in der Schüssel, und sey vergnügt mit dem, was dir gegeben wird, und begehre nicht von allem zu haben.

27. Siehe nicht auf eines andern Teller, ob er etwa mehr als du bekommen habe, sondern geniesse das deine mit Dancksagung.

28. Iß nicht mehr Fleisch und Butter, als Brod, beiß aber das Brod nicht mit den Zahnen ab, sondern schneide mit dem Messer ordentliche Bissen, schneide sie aber nicht vor dem Munde ab.

29. Fasse Messer und Löffel fein ordentlich, und hüte dich, daß du das Kleid oder Tischtuch nicht befleckest.

30. Die fette Finger lecke nicht ab, sondern wische sie an ein Tuch, brauche aber so viel möglich ist, die Gabel anstatt der Finger.

31. Kaue die Speisen mit zugeschlossenen Lippen, und mache kein Geräusche durch Scharren auf dem Teller.

32. Lecke den Teller weder mit dem Finger noch mit der Zunge ab, fahre auch nicht mit der Zunge ausser dem Munde herum. Stütze den Elenbogen nicht auf den Tisch, wenn du den Löffel zum Munde bringest.

33. Das Saltz nimm nicht mit den Fingern, sondern mit der Messerspitze aus dem Saltz-Faß.

34. Die Knochen oder was sonst übrig bleibet, wirf nicht unter den Tisch, stosse sie auch nicht auf das Tisch-Tuch, sondern laß sie auf dem Rande des Tellers liegen.

35. Das Stochern in den Zähnen mit dem Messer oder Gabel steht nicht fein, und ist dem Zahnfleisch schädlich.

36. Soviel möglich ist, so enthalte dich die Nase über Tisch zu schneutzen, erfordert es aber die Noth, so wende das Angesicht etwas vom Tische hinweg, oder halte die Hand oder die Serviette vor; desgleichen auch wann du Niesest oder Hustest.

37. Gewöhne dich durchaus nicht delicat und eckelicht zu seyn, oder dir einzubildem daß du dis und jenes nicht essen könnest. Manche müssen in der Fremde essen lernen, was sie zu Hause nicht konten.

38. Die auf dem Teller habende Speisen zu genau besehen oder gar beriechem stehet nicht wohl. Soltest du in der Speise ein Haar oder sonst etwas finden, so thue es stil und unvermerckt bey Seite, damit andere nicht zum Eckel bewogen werden.

39. So oft du etwas auf den Teller bekomst, so bedancke dich mit Neigung des Haupts.

40. Die Knochen nage nicht mit den Zähnen ab, mache auch nicht ein Getöse, das Marck heraus zu klopfen.

41. Es schickt sich nicht, dasjenige was du einmal aus dem Teller gehabt, wieder in die Schüssel zu legen.

42. Wenn du über Tisch etwas herlangest, so hüte dich daß du den Ermel nicht in die Schüssel hangen lässest, oder ein Glaß umwerffest.

43. Ueber Tisch rede nicht eher bis du gefragt wirst, hast du aber in der Kirche oder Schule etwas gutes gemercket, oder fällt dir ein feiner Spruch ein, der sich zum Diskurs schickt, so darfst du solchen wohl vorbringen, reden aber andere was gutes, so höre aufmercksam zu.

44. Wenn du trincken wilst, so must du keine Speise mehr im Munde haben, und dich vorher höflich neigen.

45. Es stehet sehr übel, 1) wenn man unter dem Trincken so starcke Züge thut, daß man Schnaufen oder tief Athem hohlen muß. 2) Wenn man unter dem Trincken die Augen auf andere herum gehen lasset. 3) Wenn man den Anfang im Trincken über Tische machet, ehe die Aeltern oder Vornehmern getruncken. 4) Wenn man zugleich mit einem Vornehmen das Glaß an den Mund setzet. 5) Wenn man trincket wann andere noch mit uns reden. 6) Wenn man das Glaß etliche mal hinter einander ansetzet.

46. Vor und nach dem Trincken pflegt man den Mund abzuwischen doch nicht mit der Hand, sondern mit einem Tuch oder Serviette.

47. Sey über Tisch dienstfertig, wenn etwas in die Stube hinein zu hohlen, oder sonst zu thun ist das du verrichten kanst.

48. Wenn du satt bist, so stehe ohne Poltern auf, nimm den Stuhl mit, wünsche eine gesegnete Mahlzeit, und tritt bey Seit zu warten was dir befohlen wird. Doch hat man sich hierinn nach dem was gewöhnlich ist, zu richten.

49. Das übrige Brod stecke nicht in die Tasche, sondern laß es auf dem Tische liegen.

50. Ehe du nach Tische etwas anders verrichtest, so dancke vor deinem Schöpfer der dich gespeiset und gesättiget hat.

II. Regeln wie sich ein Kind in der Schule verhalten soll.

51. Liebes Kind wann du in die Schule komst, so neige dich ehrerbietig, und setze dich still an deinen Ort, und gedencke an die Gegenwart GOttes.

52. Wann gebatet wird, so bedencke daß du mit GOtt redest, und wenn Gottes Wort gehandelt wird, so bedencke, daß Gott mit dir rede, sey also demüthig und andächtig.

53. Wenn du laut bäten must, so rede langsam und bedächtlich; und wenn gesungen wird, so suche nicht die andern zu überschreyen oder das erste Wort zu haben.

54. Sey deinem Lehrmeister allezeit gehorsam, und laß dich nicht über einer Sache etliche mal von ihm erinnern.

55. Wirst du um deiner Unarten willen gestraft, so beweise dich weder mit Worten noch mit Gebärden ungeduldig und widerspenstig, sondern nimm es zu deiner Besserung an.

56. Hüte dich in der Schule vor dem schändlichen plaudern, dadurch du dem Schulmeister seine Arbeit schwerer machst, deine Mitschüler ärgerst, und dich und andere an der Aufmercksamkeit hinderst.

57. Gib acht auf alles was geredet wird, sitze fein gerade, und siehe deinen Lehrer an.

58. Solst du deine Lection aufsagen, so schlage das Buch ohne Geräusch auf, ließ fein laut, deutlich und langsam, daß man alle Worte und Sylben verstehen könne.

59. Siehe mehr auf dich selbst als auf andere, wo du nicht zum Aufseher über sie bestellet bist.

60. Wenn du nicht gefraget wirst, so sey stille, und hilf andern nicht ein, wenn sie ihre Lection sagen sollen, sondern laß sie für sich reden und antworten.

61. Gegen deine Mitschüler beweise dich liebreich und friedfertig, zancke nicht mit ihnen, stosse sie nicht, besudle nicht mit deinen Schuhen oder mit der Dinte ihre Kleider, gib ihnen keine Beynamen, und verhalte dich in allen Stücken also gegen sie, wie du wollest, daß sie sich gegen dich verhalten sollen.

62. Hüte dich vor allen unanständigen groben Sitten und Gebärden in der Schule. Dahin gehöret, 1) Wenn man sich mit den Händen oder gantzen Leibe vor Faulheit ausrecket. 2) Wenn man in der Schule Obst oder andere Sachen isset. 3) Wenn man die Hand oder Arm auf des Nachbars Achsel leget, oder unter den Kopf stützet, oder sich mit dem Kopfe vorwärts auf den Tisch leget. 4) Wenn man die Füsse auf die Banck setzet, oder damit scharret oder baumelt, oder die Beine über einander schlägt, und von sich strecket, oder sie im Sitzen oder Stehen zu weit von einander sperrt. 5) Wenn man am Kopf kratzet. 6) Wenn man mit den Fingern spielet oder daran klaubet. 7) Wenn man den Kopf bald vor sich, bald hinter sich, bald aus die Seite wendet und drehet. 8) Wenn man sitzt und schlaft. 9) Wenn man unter dem Tisch oder Banck herum kriechet. 10) Wenn man dem Preceptor den Rücken zu kehret. 11) Wenn man die Kleider in der Schule anders anthut. 12) Wenn man sich unflätig in der Schule bezeuget.

63. Halte deine Bücher inwendig und auswendig fein rein und sauber, schreib und mahle nicht allerley hinein, zerreisse sie nicht und verliehre keines davon.

64. Wenn du schreibest, so besudle dich nicht an Händen und Gesicht mit der Dinten, besprütze auch nicht damit den Tisch und die Bäncke, oder deine und anderer ihre Kleider.

65. Wann die Schule aus ist, so mache kein gespolter, springe nicht wann du eine Treppe herunter gehen must, über 2 oder 3 Stuffen hin, damit du nicht Schaden nehmest, und gehe sittsam nach Hause.

III. Wie sich ein Kind auf der Gasse verhalten soll.

66. Liebes Kind, ob du gleich nach der Schule ausser der Aufsicht deines Lehrmeisters bist, so ist doch Gott an allen Orten gegenwärtig, daher du Ursach hast auch auf der Gasse dich vor ihm und seinen heiligen Engeln zu schämen.

67. Renne also nicht wild auf der Gasse herum, schreye auch nicht, sondern gehe still und ehrbar.

68. Beweise dich schamhaftig, und thue nicht öffentlich vor andern Leuten dasjenige, was man an einem abgesonderten Orte zu verrichten pfleget.

69. Auf der Strasse zu essen ist unanständig.

70. Gaffe nicht mit den Augen in der Höhe herum, laufe den Leuten nicht entgegen, und tritt nicht muthwillig in den Koth, wo er am dicksten ist, oder in eine Pfütze.

71. Wann du siehest Pferde oder einen Wagen kommen, so tritt auf die Seite, und hüte dich, daß du nicht Schaden nehmest, hänge dich niemals hinten an einen Wagen an.

72. Im Winter gehe nicht aufs Eis, wirf andere nicht mit Schnee-Ballen, und fahre nicht mit liederlichen Buben auf den Schlitten.

73. Im Sommer bade dich nicht im Wasser und gehe nicht zu nahe an dasselbe. Habe auch keinen Gefallen am Muthwillenm und frechen Spielen.

74. Bleib nicht auf dem Wege stehen, wo sich Leute zancken oder schlagen oder andere Bosheiten treiben; geselle dich nicht zu bösen Buben, die dich verführen; lauf auch nicht auf den Jahrmärckten herum; stehe nicht bey den Marcktschreyern stille, und siehe den leichtfertigen Täntzen nicht zu, dann du lernest da nichts als Böses.

75. Fasse dich nicht auf der Gasse mit andern Kindern zusammen, daß du die Strasse einnehmest, lege auch nicht deinen Arm auf anderer ihre Schultern.

76. Wann dir jemand bekantes oder vornehmes begegnet, so weiche ihm aus, und bücke dich höflich, warte aber nicht so lange bis er schon neben dir, oder gar schon vorüber ist, sondern beweise ihm solche Ehrerbietigkeit, wenn du noch ein paar Schritte von ihm bist.

IV. Regeln wie sich ein Kind in der Versamlung oder Kirche verhalten soll.

77. Liebes Kind, bedenck ein der Versamlung oder Kirche an die heilige Gegenwart Gottes, und daß du nach dem Worte, daß du hörest an jenem Tage gerichtet werden sollest.

78. Bringe deine Biebel und Gesangbuch mit, und singe und bäte fein andächtig mit. Denn aus dem Munde der jungen Kinder will sich GOtt ein Lob zubereiten.

79. Unter der Predigt gib auf alles acht, mercke was aus dem Text vorgestellet, und wie der Vortrag eingetheilet wird; welches du auch in deine Schreib-Tafel aufschreiben kanst. Schlage ein und andern schöne Spruch in deiner Biebel, doch ohne Geräusch und vieles Blättern nach, und zeichne ihn mit einem hineingelegten schmalen langen Papierchen, deren du immer etliche in deiner Biebel liegen haben must.

80. Plaudere nicht in der Kirche, und wenn andere mit dir plaudern wollen, so gib ihnen keine Antwort, wirst du unter der Predigt vom Schlaf angefochten, so stehe ein wenig auf, und suche dich desselben zu erwehren.

81. Wann der Name Jesus genennet oder gebätet wird, so entblösse oder neige dein Haupt, und bezeige dich ehrerbietig.

82. Gaffe nicht in der Kirche herum nach andern Leuten und halte deine Augen in guter Zucht und Ordnung.

83. Alle unanständige Sitten die du noch N. 62. in der Schule zu vermeiden hast, die hast du noch vielmehr in der Kirche zu vermeiden.

84. Wenn du mit andern paar Weise in die Kirche und aus der Kirche geführet wirst, so solt du niemand aus Muthwillen stossen, vexiren oder besprützen, sondern ehrbar u. stille fort gehen.

V. Regeln, wie sich ein Kind sonst in seinem gantzen Umgange zu verhalten hat.

85. Liebes Kind, lebe mit jedermann friedlich und einig, und laß deine gantze Höflichkeit aus Demuth und wahrer Liebe des Nachsten fliessen.

86. Gewöhne dich in allen deinen Sachen ordentlich, lege deine Bücher und anders an seinen gewissen Ort, und laß es nicht unordentlich und zerstreuet herum liegen.

87. Wenn dich deine Eltern ausschicken wolten, so mercke die Sache wohl, die du ausrichten sollst, damit du sie nicht unrecht bestellest. Wenn du dein Geschäft ausgerichtet hast, so komm gleich wieder nach Hause und bringe Antwort.

88. Sey niemals müssig, sondern gehe entweder deinen Eltern zur Hand, oder wiederhole deine Lectiones, und lerne dasjenige auswendig, was dir aufgegeben worden. Hüte dich aber, daß du nicht in garstigen oder eiteln Büchern lesest, oder die Zeit, dafür du Gott Rechenschaft geben must, mit Charten oder Würfeln verderbest.

89. Wenn du Geld bekommst, so gib es jemand aufzuheben, damit du es nicht verliehrest oder vernaschest. Gib von dem deinigen gern Allmosen.

90. Wenn dir jemand etwas schencket, so nimm es mit der rechten Hand an, und bedancke dich höflich.

91. Kommst du zu jemand, der Geld auf dem Tische, oder sonst etwas liegen hat, so gehe nicht so nahe hinzu, und bleibe nicht allein in der Stube.

92. Behorche niemand an der Thür Syrach 21, 26. lauf auch nicht gleich hinein, sondern klopfe bescheidentlich an, warte darauf bis man dich hinein rufet, und bücke dich, wann du hinein getreten, schmeiß auch die Thür nicht so hart zu.

93. Verstelle dein Gesicht nicht bey den Leuten durch Runtzeln oder Sauer sehen: Sey nicht stöckisch, wenn du etwas gefraget wirst; laß aber die Leute erst ausreden, und falle ihnen nicht ins Wort; antworte nicht mit Kopfnücken oder Schütteln, sondern mit deutlichen und bescheidenen Worten.

94. Deinen Reverentz mache allzeit etwas tief und langsam, mit erhabenem Gesicht. Scharre nicht mit den Füssen zu weit hinten hinaus. Kehre den Leuten nicht den Rücken, sondern das Angesicht zu.

95. Kommt ein fremder oder guter Freund ins Hauß, so bezeuge dich höflich gegen ihn, heiß ihn willkommen, biete ihm einen Stuhl und warte ihm auf.

96. Im Niesen, Reinigung der Nase, Ausspeyen und Gähnen befleissige dich aller möglichen Wohlanständigkeit. Wende dein Angesicht alsdenn etwas auf die Seite, halt die Hand vor, fasse die Unsauberkeit der Nase ins Schnupftuch, und besiehe es nicht lange, laß den Speichel gerade herunter auf die Erde fallen, und tritt mit dem Fusse drüber u. s. w. Gewöhne dich nicht an das beständige Reuspern, grübeln in der Nase, heftiges Schnaufen, und ander eckelhaftes und unanständiges Wesen.

97. Gehe niemals unflätig und säuisch einher. Schneide die Nägel zu rechter Zeit ab, und halt Kleider, Schuh und Strümpfe rein u. sauber.

98. Im Lachen sey mässig und bescheiden. Lache nicht über alles, am allerwenigsten aber über anderer Leute Bosheit oder Unglück.

99. Hast du etwas versprochen, so suche es auch zu halten, und hüte dich vor allen Lügen und Unwahrheiten.

100. Was du gutes und wohlanständiges an andern Christlichen Leuten siehest, das laß dir zum Vorbilde dienen. Ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem dencke nach. Phil. 4, 8.