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Topographisch-Statistische Beschreibung der Stadt Xanten

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Textdaten
Autor: F. von Restorff
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Titel: Topographisch-Statistische Beschreibung der Stadt Xanten
Untertitel:
aus: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinzen. S. 524-527
Herausgeber: Nicolaische Buchhandlung
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1830
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Erscheinungsort: Berlin, Stettin
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Originalherkunft:
Quelle: Friedrich Gorissen: Florilegium Xantense. ISBN 3792708086 S. 161-162
Kurzbeschreibung: Topographisch-Statistische Beschreibung der Stadt Xanten
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[524] f. Bürgermeisterei Xanten, mit 1 Stadt, 1 Bauerschaft und 2 Landgütern, welche 467 Wohnhäuser, 1817: 2577, 1819: 2659, 1822: 2770, 1823: 2738, 1824: 2748, 1826: 3031, 1827: 3113, 1828: 3126 Einwohner (darunter 1573 männliche, 1553 weib-[525]liche, 2867 Katholische, 173 Evangelische, 86 Juden) hatten. Darin:

Xanten oder Santen, auch Sancten, eine Stadt unweit des Rheins in einer ebenen und fruchtbaren Gegend. Zu den Zeiten der Römer wohnten in dieser Gegend die Gugerner, und jene hatten hier einen berühmten, dem Mars gewidmeten Tempel, daher noch gegenwärtig ein Thor und eine Straße die Namen Mars-Thor und Mars-Straße führen. Der Ort hieß damals Castra Vetera. Die 30ste Legion (Ulpia Victrix) hatte hier und in der Gegend ihr Standquartier, und nördlich von der Stadt in dem Distrikt, welcher die alte Burg genannt wird, soll die Colonia Trajana gestanden, und auf dem nahen Fürstenberge Quintilius Varus sein Prätorium gehabt haben. Niederländer und andere Deutsche Völker unter dem Bataver Claudius Civilis schlugen hier die Römer unter Hordeonius im Jahre 69, erlitten aber 2 Jahre nachher eine Niederlage von den Römern unter Petilius Cerealis. Der Kaiser Maximin ließ hier 286 den heiligen Victor nebst seinen 360 Gefährten von der Thebaischen Legion, die sich zum Christenthum bekannten, hinrichten. Der Erzbischof Peregrin von Cöln stiftete zu ihrem Andenken 1028 ein Augustinerkloster, Sancten genannt, wovon die Stadt ihren Namen erhalten haben soll. Dasselbe wurde 1125 von Erzbischof Friedrich in ein weltliches Stift verwandelt. Im 9ten Jahrhundert und 1081 wurde die Stadt von den Normannen geplündert und zerstört, auch das Kloster und die Kirche verbrannt. 1082 ist hier der heilige Norbertus, Sohn des Grafen Herbert von Gennep, Stifter des Prämonstratenser-Ordens, später Erzbischof von Magdeburg, geboren. Die Stadt gehörte vor Alters zum Erzstift Cöln und erhielt 1228 vom Erzbischofe Heinrich ihre ersten Privilegien. 1380 wurde sie vom Erzbischofe Friedrich von Saarwerden befestigt und mit Mauern versehen. 1392 trat derselbe die Hälfte der Stadt wegen einer Schuld von 13 000 Goldgulden an den Grafen Adolph von Cleve ab; 1449 fiel auch die andere Hälfte an Cleve und 1464 wurde dem Herzog von Cleve der Besitz von Xanten von neuem bestätigt. 1598 eroberten und plünderten die Spanier die Stadt. 1614 ward hier durch einen Vergleich der Jülich-Clevesche Erbfolgestreit geschlichtet, und in demselben Jahre die Stadt von [526] den Spaniern erobert; 1638 schlugen die Bürger einen Angriff der Kaiserlichen ab, und 1640 wurde die Stadt von den Franzosen belagert.

Xanten ist ziemlich gut gebaut, die Wälle und alten Thore sind abgetragen. Die Stadt ist der Sitz des bischöflichen Delegats des Bisthums Münster für den auf dem linken Rheinufer belegenen Theil der Diöcese desselben, eines Postamts, einer Salzfaktorei, und eines Friedensgerichts für die Bürgermeistereien Xanten, Büderich, Sonsbeck, Veen, Marienbaum, Labbeck und Wardt, hat 1 Progymnasium, 1 Evangelische, 1 Katholische Pfarrkirche. Letztere, die ehemalige Collegiatkirche, ist ein Meisterstück der Gothischen Baukunst. Ihr Bau soll 1124 begonnen haben und erst nach 100 Jahren beendiget sein. Das Innere der Kirche ist prachtvoll, die Säulen, worauf die Kirche ruht, sind künstlich erbaut, und außer dem reichen hohen Altar hat sie noch 21 kleinere Altäre. Sie ist mit schönen Gemälden von Johann von Calcar, Bartolomé de Bruyn u.a. aus der Niederländischen Schule geziert, und hat mehrere Alterthümer und Reliquien. Zu dieser Kirche gehörte das oben erwähnte Stift. Außerdem sind hier die St.Gereonskirche und 2 Kapellen. In der Stadt waren noch ehedem ein Kapuziner-Kloster, ein Karthäuser-Kloster (das 1417 vom Herzoge Adolf auf der Insel der heiligen Maria unterhalb Wesel gestiftet, 1590 nach Wesel und 1620 hierher versetzt worden ist), ein Agneten- und Cisterzienser-Nonnen-Kloster. Die Anzahl der Häuser war 1828: 457; die der Einwohner 1765: 1672, 1784: 1984, 1817: 2505, 1819: 2587, 1827: 3024, 1828: 3040.

Die Stadt hat Tuch-, Casimir-, Baumwoll-, Seidenband-, Strumpf-, Woll- und Hut-Manufakturen, 1 Baumwollspinnerei, Lohgerbereien, Essig-, Öl- und Seife-Fabriken. 1786 wurden hier für 9653 Rthlr. Waaren verfertigt, wovon für 6365 Rthlr. im Lande [162] blieben und für 3288 Rthlr. außer Landes gingen. In der Stadt ist noch bemerkenswerth ein großes und berühmtes Antiken-Cabinet des Notars Houben. Sie hat ferner 3 Kram- und Flachsmärkte.

Von dem ¼ Stunde von der Stadt belegenen Fürstenberge oder Vorstenberge hat man eine schöne Aussicht.

[527] Die Bauerschaft auf der Insel Bislich, welche durch den althen Rhein gebildet wird, mit 8 Häusern, 61 Einw.

Das adeliche Gut Erprath mit 16 Einw.

Das Landgut Hagenbusch, ehemals ein Kloster, das zur Erziehung und Unterhaltung adelicher Kinder bestimmt war, mit 9 Einw.