Zum Inhalt springen

Allgemeines Deutsches Kommersbuch:360

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
(Weitergeleitet von Und wieder saß beim Weine)
Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 718, 719
<< Zurück Vorwärts >>
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

[718]

     2. Er ritt landauf, landab im Trab, kein Wirt ließ ihn ins Haus;
totkrank noch seufzt vom Gaul herab er in die Nacht hinaus: „Raus
da! Raus da aus dem Haus da! Herr Wirt, daß Gott mir helf,
giebt’s nirgend mehr ’nen Tropfen Wein |: des Nachts um halber
zwölf?“ :|

     3. Und als mit Spieß und Jägersrock sie ihn zu Grab gethan,
hub selbst die alte Lumpenglock betrübt zu läuten an: „Raus da!“ ec.

     4. Doch wem der letzte Schoppen fehlt, den duldt kein Erdreich
nicht, drum tobt er jetzt, von Durst gequält, als Geist umher und
spricht: „Raus da!“ ec.

     5. Und alles, was im Odenwald sein’ Durst noch nicht gestillt,
das folgt ihm bald, es schallt und knallt, das klafft und stampft und
brüllt: „Raus da!“ ec.

     gemäßigt.

     6. Dies Lied singt man, wenn’s auch verdrießt, ge=strengem Wirt zur
Lehr; wer zu ge=nau die Her=berg schließt, den straft das wil=de
Heer: Raus da! Raus da aus dem Haus da! Rum=di=ri=di
Frei=jagd! Hei=di=ri=do Freinacht! Haus=knecht her=vor,
öff=ne das Thor! Raus, raus, raus! Raus, raus, raus - -!

1854


[719]           806.     Die Fahndung.

     Singw.: Das war der Herr von Rodenstein ec.

     1.Und wieder sprache Rodenstein: „Pelzkappenschwerenot! Hans
Schleuning, Stabstrompeter mein, bist untreu oder tot? Lebst noch?
Lebst noch und hebst noch? Man gspürt dich nirgend mehr ...
Schon naht die durstige Maiweinzeit, du mußt mir wieder her!“

     2. Er ritt bis er gen Darmstadt kam, kein Fahnden war geglückt;
da lacht er, als am schwarzen Lamm durchs Fenster er geblickt: „Er
lebt noch! lebt noch und hebt noch! Doch frag mich keiner wie? —
Wie kommt mein alter Flügelmann in solche Kompagnie?!“

     3. In Züchten saß die Stammgastschar nach Rang und Würden
dort, Dünnbier ihr Vespertrünklein war, es klang kein lautes Wort.
„Sacht stets! Sacht und bedacht stets ist Lebens Hochgenuß,“ so
flüstert ein Revisor just zum Kreisamtsphysikus.

     4. In dieser Schöppleinschlürfer Reih saß auch eine stilles Gast,
und als es acht Uhr war vorbei, nahm’s Stock und Hut mit Hast:
„Acht jetzt! Acht jetzt ... gut Nacht jetzt! Einst war ich nicht so
brav, doch ehrbar wandeln ist das best, ich geh ins Bett und schlaf!“

     5. Der Rodenstein in grimmen Zorn hub graunhaft sich empor;
dreimal stieß er ins Jägerhorn und blies mit Macht den Chor: „Raus
da! Raus da aus dem Haus da! Raus mit dem Deserteur! Das lahme,
zahme Gast da drin gehört zum wilden Heer!“

     6. Da faßt das Gast ein Schreck und Graus, erst sank es tief
ins Knie, dann stürzt es einen Maßkrug aus, schlug’s Fenster ein und
schrie: „Raus da! Raus aus dem Haus da! O Horn und Sporn
und Zorn! O Rodenstein, o Maienwein, noch bin ich nicht verlorn.
Rumdiridi Freijagd! — Hoidirido Freinacht! — Alter Patron, empfah
deinen Sohn! - Hussa Hallo! Jo hihaho! Naus! naus! naus!“


          807.     Die Pfändung.     (I. 170.)

     Bewegt. Preiskomposition von E. Guth. 1861.

     1. Und wie=der saß beim Wei=ne im Wald=horn ob der
Bruck der Herr vom Ro=den=stei=ne mit schwerem Schluck und