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Vehse

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Ernst Keil
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Titel: Vehse
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 218
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[218] Vehse behandelt in dem so eben erschienenen zweiundzwanzigsten Bande seiner „Geschichte der deutschen Höfe“ die Hofhaltungen des Hauses Braunschweig in Deutschland und England. Den Romanschriftstellern, denen es so oft an interessanten historischen Stoffen fehlt, empfehlen wir diesen Band auf das Angelegentlichste, sie werden Material in Masse darin finden. Interessant ist es noch, was Vehse von dem vertriebenen Herzog Carl von Braunschweig erzählt. Dieser wird als ein Mann hingestellt, der Gift und Dolch nicht scheute, wenn es die Erreichung seiner Zwecke galt. Nach Vehse soll beim Schloßbrande ein „Lieblingskästchen des Herzogs“ aufgefunden worden sein, mit verschiedenen Giftsorten und in kleine Gläser eingeschmolzenen Portionen Aqua toffana. (Weiß man wirklich in Braunschweig von diesem Kästchen?) Der Herzog soll den Viceoberstallmeister von Oynhausen mit diesem Gifte, (über dessen sichere Wirksamkeit er oft Gespräche führte) einen vielwissenden Kammerdiener und einen Mohren umgebracht haben. An das Sterbebett Oynhausen’s gerufen, soll er die entsetzlichen Worte ausgestoßen haben: „O ich muß mich an Leichen gewöhnen.“ Das klingt etwas theatralisch, etwas gemacht und Herzog Carl war damals alles, nur kein Phrasenmacher! Vehse erzählt noch eine Masse anderer „liebenswürdiger Züge aus dem Leben dieses Mannes.“ So haßte der Herzog aus mancherlei Gründen den Kammerherrn von Cramm und wollte um jeden Preis Rache an ihm nehmen. Cramm’s Gemahlin war gesegneter Hoffnung. Alle Aerzte Braunschweigs erhielten Befehl vom Herzog, ihr bei ihrer Niederkunft absolut keinen Beistand zu leisten; ihm, dem Herzog solle aber augenblickliche Anzeige von ihren ersten Wehen gemacht werden, um in ihrer Nähe sodann – eine Pulverexplosion zu veranstalten.

Die Gemahlin des Herrn von Cromm ist doch jedenfalls niedergekommen, Herr Vehse erzählt aber nicht, daß die Pulverexplosion wirklich stattgefunden, wie denn überhaupt überall die Beweise für seine Anschuldigungen fehlen. Unser Mann ist der Herzog Carl wahrlich nicht, alberne Anekdötchen aber, die in den dreißig Jahren vom Braunschweiger Adel ausgestreut wurden, um den Haß gegen Herzog Carl zu nähren, sollte man nicht einem Geschichtswerk einverleiben. Dadurch müssen nothwendig Zweifel an der Wahrhaftigkeit aller übrigen Mittheilungen entstehen. E. K.