Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs/§.30
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§. XXX.[111] Hieraus erhellet nun so viel, daß durch die verdorbene Einbildung die Gedancken selbst in Unordnung gerahten können, so gar daß der Mensch ihm solche Sachen vorstellet, dergleichen weder würcklich zugegen sind, noch seyn können. Wenn nun die Würgung und Absaugung des Bluhts bey den Serviern lediglich in der Phantasey bestehet, (§.20.) so lernen wir aus beygebrachten Exempeln leichtlich, daß eine Verdickung und Erstarrung der Leibes-Säfte die Einbildungs-Kraft in eine grosse Unordnung gebracht habe. Die Servier sind eine geraume Zeit unter den Türcken gestanden, und haben von denselben den häufigen Gebrauch des Opiums angenommen. Daher sind ihre Cörper schon zu dergleichen Verdickung der Lebens-Geister geschickt gemacht. (§.26.) Uberdem ist es eine alte, und unter dem gemeinen [112] Manne gebräuchliche Erzehlung, daß die begrabenen Cörper, oder die Seelen derselben bey entstehenden Seuchen zurückkehren und andern durch Absaugung des Bluhts das Leben nehmen. So bald nun eine gleiche Seuche zum Vorschein kommt, daran die Leute geschwind sterben und ersticken, so erinnern sich die Leute der alten Legende von den Vampirs. Die Seuche wird fortgepflantzet theils durch Bestreichung mit dem Bluhte eines dergleichen angesteckten Cörpers, theils durch die Nutzung des angesteckten Viehes, theils durch die Besuchung der Krancken und unreiner Dünste, welche in der Luft sind, und die Lunge alzusehr austrocknen, und das ihrige zu der Verdickung des Bluhts beytragen. |