Viehstück (Gemälde der Dresdener Gallerie)
Eine reizende Gewandtheit besitzt van der Velde, das Idyllische, die tiefste, glückliche Einsamkeit des Landlebens, wahr und ansprechend zu malen. Seine Hirtenstücke werden, was die Zwanglosigkeit ihrer Composition, das in ihnen ausgeprägte tief innere Genügen, ihre heitere, lebenvolle Ruhe betrifft, sicherlich unübertroffen bleiben. Meist ist die Landschaft selbst bei van der Velde nicht von überwiegender Bedeutung und seine Staffage erhebt sich nicht selten zum Genrebilde, dem indeß ein gewisses Zerstreutes, zufällig Zusammengebrachtes fast immer anklebt.
Van der Velde’s vorliegendes Bild ist, was die Kunst des Malers betrifft, Thiere darzustellen, gewiß von besonderer Bedeutung. Seine Auffassung des Charakters der Hausthiere ist [179] leicht und zwanglos und dennoch von großer Wahrheit, obgleich van der Velde in genauer, charakteristischer Zeichnung und gleicher Weise in der eigenthümlichen Gruppirung der Thiere weder dem Roos, noch dem Berghem, oder dem Wouvermann und Wenix gleich kommen dürfte. Hauptsache ist bei van der Velde außer der herrlichen Behandlung des Baumschlages eine lichtvolle, wahre und warme Malerei, welche über seine Genrestücke und Landschaften einen stillen, aber mächtig ergreifenden Zauber ausgießt. Auf unserm Bilde hat sich der Meister darin gefallen, eine ganze Reihe von Hausthieren zu malen, Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine, ein Pferd und Hühner. Das Bild ist von allem Frappanten, drastisch Wirkenden der Composition durchaus entkleidet; es würde eine fast antike Einfachheit athmen, wenn namentlich die kleinen Ziegen wegfielen, deren unruhige Bewegung nicht zu der Stille des Bildes paßt. Ein ächt holländischer Zug von Komik ist in einem nicht wohl näher anzudeutenden Punkte ausgesprochen.