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Visionen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Ada Christen
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Titel: Visionen
Untertitel:
aus: Aus der Asche. Neue Gedichte. Seite 30–31
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Hoffmann & Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Aus Maois Privatbibliothek digitalisiert durch ngiyaw-eBooks
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Kurzbeschreibung:
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[30]

 Visionen.

 I.

Es zuckt durch meine Seel’ ein Blitz
Mit gelben unheimlichen Flammen,
Er leuchtet wie der Verzweiflung Witz,
Er zischet wie kaltes Verdammen,

5
Er zeigt mir in seinem fahlen Licht

Nur einen einz’gen Gedanken:
Ich seh’ ein weißes Todtengesicht
Auf dem Wasser im Sturme schwanken!
Und immer taucht es wieder empor,

10
So weiß – so schön – so erhaben! ...

O, daß es öde wär’, wie zuvor,
In der Tiefe Alles begraben! –

[31]
 II.

Wesen, kleines, längst verklärtes,
Stern in meines Lebens Nacht,

15
Reingeliebtes, heißentbehrtes,

Sprich zu mir im Traume sacht!
Schlinge Deine kleinen Arme
Um die Brust so glückberaubt,
An mein Herz, das lebenswarme,

20
Leg’ Dein todtes kaltes Haupt!