Vom Jubiläumsfestzug in Karlsruhe

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Textdaten
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Autor: A. v. Freydorf
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Titel: Vom Jubiläumsfestzug in Karlsruhe
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 668
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[668] Vom Jubiläumsfestzug in Karlsruhe. (Zu dem untenstehenden Bilde.) Am 9. September dieses Jahres feierte der Großherzog Friedrich und feierte das ganze Land Baden mit ihm seinen 70. Geburtstag. (Vergl. S. 604 dieses Jahrgangs.) Die Hauptfeierlichkeit, an der sich alles, die Städte und Landschaften, die Universitäten, Schulen, Handel und Gewerbe, beteiligte, bestand in einem großartigen Festzug, der, über 4 Kilometer lang, in 12 Abteilungen, mit zahllosen Gruppen und über 40 Festwagen, Tausenden von Reitern und Standarten durch die Straßen von Karlsruhe einherzog. Unser Bild ist der Fünften Abteilung entnommen, in der sich Handel und Industrie gruppierten. Dem ganzen Festzug lag nämlich der Gedanke zu Grunde, zeigen zu wollen, welchen Aufschwung die Gewerbe, Industrien, Wissenschaften und Künste während der gesegneten Regierung Großherzog Friedrichs genommen haben.

Datei:Die Gartenlaube (1896) b 0668.jpg

Der Festwagen der Schwarzwaldindustrie aus dem Karlsruher Festzug zu Ehren
des Großherzogs Friedrich von Baden.

Aus der Festzugspublikation von Professor Hermann Götz in Karlsruhe.

In Furtwangen oben im Schwarzwald, um und in Triberg sind seit langen Jahren Industrieschulen, besonders für die Schwarzwaldindustrie, entstanden. Sie haben diesen Wagen aufgebaut und geschmückt. Er stellt ein mit Schindeln gedecktes, unter dem weit überhängenden Dache traulich ausschauendes Schwarzwaldhaus dar; ein Glockentürmchen ist darüber angebracht. Zu den kleinfenstrigen Scheiben kann man hineinschauen, da sitzen die Leute fleißig an der Arbeit, denn es ist eine Uhrenwerkstatt drinnen eingerichtet. Die Uhr ist ja der bekannteste weitverbreitete Handelsartikel des Schwarzwalds. Darum ist denn auch das Jubiläumsgeschenk der Industrieschulen eine hochaufgebaute, im reichsten gotischen Stil geschnitzte Standuhr. Sie ist vorn auf dem Wagen aufgestellt und von Knaben, Mädchen und Frauen umgeben, die teilweise mit Strohflechten, teilweise mit der zierlichen Goldstickerei beschäftigt sind, wie sie im Schwarzwald zu den Käppchen und Miedern der reizenden Trachten noch viel Verwendung findet. Daß das Ganze mit des Schwarzwalds dunklem Tannenreis verziert ist und Tannenzapfen als Ornamente dienen, ist selbstverständlich. Der Wagen wird von einem wuchtigen Viergespann gezogen – Bauernpferde sind’s mit dem messingbeschlagenen Kummet, das im Gebirge noch gebräuchlich und dort auch unumgänglich notwendig ist. Den Wagen umgeben die jetzt wohl im Treiben der großen Städte verschwundenen, unsern Eltern aber noch erinnerlichen Gestalten des wandernden Uhrenhändlers, der, mit Uhren überhangen, alle fünf Minuten seinen Kuckuck als Lockvogel anschlagen läßt, und des Bürstenhändlers mit dem charakteristischen Ruf: „Kaa–af Siã Bese, Kerewi–i–isch!“ Hinter dem Wagen aber folgen Hausierer mit ihren beladenen Grätzen. Was ist da nicht alles darin: Werke der Holzschnitzerei, Kochlöffel, Salzfässer, Honig und was sonst der eine Hof hervorbringt und der andere braucht.

Der ganze, man möchte fast sagen künstlerisch vollendete Festzug, der seit dem Wiener zu Makarts Zeiten seinesgleichen nicht gehabt haben soll, ist nach den Entwürfen des Direktors der Karlsruher Kunstgewerbeschule, Professor Götz, entstanden und ausgeführt worden. Er wird allen, die ihn gesehen, ein unvergeßliches Bild bleiben. A. v. Freydorf.