Vom alten Mühlthaler, der versoffen ist

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Georg Queri
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Vom alten Mühlthaler, der versoffen ist
Untertitel:
aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 38-40
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1909
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Berthold Sutter
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[38] Vom alten Mühlthaler, der versoffen ist

Da wo die Würm aus dem Würmsee herausfließt, da gibt es viel Fisch, Forellen und Eitel. Und Krebsen und Aal auch, lange glatte schwarze, die wie die Nattern aussehen. Die Leut in der Stadt zahlen die langen Kerl gut.

Darum muß man ein altes, stinkiges Fleisch in die Reissen legen und da schlüpfen dann die Aal auch hinein. Ziehst dann die Reissen auf, tust die Aal heraus und verkaufst sie in die Stadt.

Die in der Stadt wissen ja nit, was für Zeug sie zusammenessen; diese Aal da, die am liebsten da umeinanderschwimmen, wo die Sachen vom Häusl hergehen. Oder wo ein toter Hund liegt. Oder wo ein Mensch ersoffen ist, den speisen sie auch an, den versoffenen Menschen.

Und grad da, wo die Würm aus dem Würmsee herausfließt, da ist der alte Mühlthaler versoffen, wie er in seinem Rausch den Weg nach Kempfenhausen verfehlt hat in der Nacht. Der Würmfluß hätt ihn gern weggeschwemmt nach Leutstetten zu, aber es sind alte Stauden im See und verfaulte Bäum, und die haben den Weg verlegt und den Mühlthaler bei sich behalten.

Hat ihn ein Monat lang kein Mensch gefunden.

Da sagt die Mühlthalerin zu den zwei Buben: „Buben, suchts, vielleicht liegt er im See drinn, der Großvater.“

[39] „Das kann schon sein, daß er im See drinn liegt,“ sagen die Buben und gehen an den See.

Aber sie finden ihn nit, so lang sie auch das Ufer absuchen.

„Man kann ihn halt nit finden,“ sagen sie, wie sie wieder heimkommen sind.

„Alsdann, so suchts ihr morgen wieder.“

„Gut, dann suchen wir ihn morgen wieder.“

Nein, sie finden ihn wieder nit.

„Es hilft nix, Mutter, und jetz werden wir halt den Großvatern nimmer finden.“

„Aber wann ich Euch einen schönen schweinernen Braten brat und es kriegt ein jeder zwei Maß Bier, wann Ihr den Großvatern findts?“

„Dann müssen wir ihn schon finden, Mutter.“

Gut. Sie suchen wieder. Diesmal aber nehmen sie ein Schiff und fahren umeinand. Auch an die Würm hin.

„Du, da liegt er schon, der Großvater!“ schreit der Girgl.

„Er wird’s nit sein,“ sagt der Josef, „er hat ja ein blaues Halstuch gehabt.“

„Das wird’s schon weggeschwemmt haben, das Wasser. Jetz müssen wir ihn heraufziehen, dann sieht man schon sein Gesicht.“

Sie ziehen ihn herauf. Richtig, der Großvater.

„Die Aal!“ brüllt der Girgl.

Aber da sausen sie schon davon. Ein ganzer Haufen Aal ist dagewesen.

[40] „Wann man sie gefangt hätt! Jetz hätt man sie haufenweis fangen können. Die zahlen so gut sie in der Stadt.“

Der Josef jammert: „Die kommen nit wieder. Die sind nur da, wann sie was zu fressen finden.“

„Und wann wir den Großvatern heraustun, dann kommen sie nit mehr.“

„Aber wann wir ihn nit heraustun?“

„Ja, wann wir ihn nit heraustun?“

„Tot ist er eh schon.“

„Freilich ist er tot, der Großvater.“

Da haben sie ihn wieder hineintun müssen. Es ist schon wahr: recht viel Aal haben sie seit der Zeit herausgefangen.

Die Leut in der Stadt zahlen sie gut, die Aal.