Von der Schwäbischen Stadt Gmünd (Crusius)

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Textdaten
Autor: Martin Crusius
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Titel: Von der Schwäbischen Stadt Gmünd
Untertitel:
aus: Schwäbische Chronick Bd. 1
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1733
Verlag: Metzler und Erhard
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Erscheinungsort: Frankfurt
Übersetzer: Johann Jakob Moser
Originaltitel: Annales Suevici
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 521522
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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[521] Von der Schwäbischen Stadt Gmünd.

Diese Reichs-Stadt liegt in dem Theil von Schwaben, wo das Ramsthal ist, und wurde vor Carolo M. von Heydnischen Teutschen bewohnt, man glaubt sie sey ungefehr um das Jahr 1090. oder 1110. unter Friederich, dem Alten, oder Friderich dem Einäugigen des alten Friderichs Sohn, bekannt worden, welcher letztere sie mit einer Mauer umgeben haben soll. Sie wurde hernach unter den Hertzogen in Schwaben immer grösser, besonders unter Conrad, dem Dritten, Römischen König und Kayser, Friderico Barbarossa. Diese Familie hatte vormahls ihre Residentz auff dem Schloß Hohenstauffen und Lorch gehabt, ingleichem in dem Dorff Walthausen, wo sie ihre Cantzley gehabt. Von diesem ist Gmünd mit dem Stadt-Recht, und Freyheiten beschenckt worden, wie auch andere Stätte in der Gegend, als Göppingen, Reutlingen, Eßlingen, Ulm.

Dieser berühmte Stamm hat sein liebes Schwaben, wie einen anmuthigen und lustigen Garten zu bauen und wohlzu befestigen sich beflissen, als in welchem auch andere viele Reichs-Stätt den Anfang ihres Wachßthums und Ansehens diesem Stamm zu dancken haben. Gmünd hieß zu erst Kaysers-Gereut, das ist so viel, als ein vom Kayser ausgereuteter und gebauter Ort. Hernach Thiergarten, wegen des Orths Annehmlichkeit, dahero der Bach, so durch den Marckt daselbst fliesset, annoch den Nahmen führt Thieraich. Letztens wurde es Gmünd (Gamunda) genannt, so viel als Freud der Welt. Daselbsten haben sich offtmals die Schwäbische grosse Herrn, auch andere Fürsten und Edle mit Ritter-Spielen und andern erlaubten Ergötzlichkeiten belustiget, worzu der Grab unterhalb dem Augustiner Closter, der der Schießgraben genannt worden, auch noch heut zu Tag der Turniergrab genannt wird, gar bequem war.

Mann findet in denen Büchern der Lorchischen Mönchen noch eine andere Ursach der Benennung Gmünd, sie sey hernach wahr oder falsch. Sie sagen, es habe einmahls Friederich, des Alten Frau Gemahlin Agnes ihren Trauungs-Ring an selbigen Ort verlohren, und habe sich darüber sehr bekümmert. Da habe Hertzog Friederich, durch ein offentliche Schrifft, dem der ihn finden würde, ein grosses Geschenck versprochen, und sich dabey verpflichtet dahin, wo der Ring würde gefunden werden, eine Statt zu bauen. Als man nun lang gesucht, seye der Ring an dem Ort gefunden worden, wo jetzo Gmünd stehet. Als dann habe man angefangen die Statt zu bauen vnd Gamunda oder Gemünd genannt, welchen Nahmen ihr der Friderich beygelegt habe, als wolte er sagen: Welt! freude dich, der Ring ist gefunden. Ich laß dieses fahren, weils ungewiß ist. Dann ich nachmahls anderswo gefunden, daß nicht Gmünd, sondern ein Closter um dieser Ursache halber erbaut worden seye, zum Wappen bekam sie von selbigen Helden ein weisses Einhorn im rothen Feld.

Folgender Zeit haben viele von Adel und andere wackere Leut Gmünd in Flor gebracht, z. E. die Uckinger, Rinderbacher, Wolffthaler, Winckerthalter, Steinheuser, Hager, Nitteler, Rauheimer, Fierabend, Leintzel, Heberling, Bolstatter, Horckheimer, Güler, Marbacher, Thainbucher, Fetzer von Bragenhofen, Alwicher, Stäbenhaber, Zeiselmüller, Curtzen, Haugen, Burger, Gußregen.

Um Gmünd herum ligen folgende zerstörte Schlösser: Eitakofen, Brogenberg, Eitzelsburg, Rinderbach, Wolffsthal.

Clöster seynd in Gmünd: das Augustiner-Eremiten-Closter, so König Conrad gestifftet, hernach das Dominicaner Closter; Ferners das Baarfüsser-Closter, so von einem von Adel, Nahmens Walther, Rinderbach gebaut worden, worinn der Bruder David St. Francisci Discipul, begraben liegt. Ausserhalb der Statt ist ein Frauen-Closter, Augustiner Ordens; jetzo habends die Dominicanerinnen; solches wurde A. 1240. ohngefehr von den Schaupern Gmündischen Burgern erbaut.

Die vornehmste Kirche in Gmünd ist schön, und auff Kosten angesehener Burger erbaut; sie ist dem Heil. Creutz, und der Heil. Jungfrau Maria geweyht. Daselbsten liegt unter andern Stands-Personen, auch der Bischoff zu Augspurg Heinrich von Schöneck begraben, An. 1368. der zuvor Probst allda gewesen. Vor diesem gehörte die Gmündische Kirche unter die zu Lorch, allwo das Capitul seinen Sitz hatte; Und An. 1297. übergab der Abbt zu Lorch dem Domm-Capitel zu Augspurg etlich Pfründen den in dem Dorff Lorch sammt der St. Johannes-Kirche zu Gmünd.

Als aber A. 1269. mit Conradino die berühmte Familie der Hertzogen in Schwaben auffgehört, kam Gmünd zu dem Reich, und blieb von selbiger Zeit an eine Reichs-Stadt.

Dieweilen aber bey Gmünd sich kein schiffreicher Fluß befindet, auch keine volckreiche Landstraß durchgehet, und kein Weinwachß, noch sonsten sonderlich fruchtbares Erdreich allda anzutreffen ist; so legen die Burger sich auff die Handlung und treiben solche in weit entlegene Länder.

Die vornehmste Handwercker sind Mäder und Kügeleinsmacher; die Kügelein machen sie aus Crystall, Agestein[1], Bein und Holtz, daß man durch die Löchlein Schnürlein durchziehen kan, deren sich diejenige bedienen, so ihr Gebett nach den Knöfflein ausrechnen. Insgemein nennt mans Pater Noster; dergleichen bringen sie eine große Menge in Franckreich, Italien, auch anderstwohin; auch in die Türckey hinein. Sie kauffen hinwiederum von fremden Orten und bringen herein Edelstein, Gewürtz, Italiänische Weine, Seiden und Baumwollen, mit deren Strickung das Weibs-Volck sein Leben zubringt.

Die Dorffschafften, so heut zu Tag zu Gmünd gehören, sind: Straßdorff, Oberbetringen, Unterbetringen, Bargen (welches ein Schloß hat) Mecklingen, Ickingen, Herlinkofen, Hussenkofen, Zimmert, Muttlangen, Sprätbach, Wetzgew.

Kirchen sind in der Statt. 1. Die Kirch St. Mariä. 2. Die St. Johannis Kirch. 3. St. Veits Kirch. 4. St. Michaelis Kirch. 5. St. Sebalds Kirch. 6. Hospital-Kirch. 7. Die Capell St. Nicolai. 8. Die Capell St. Georgens, welche die Lutheraner begehrt haben.

Clöster: 1. Das Augustiner Closter. 2. Das darbey-liegende Hauß vor die Nonnen, so [522] den Krancken abwarten. 3. Dominicaner-Closter.. 4. Daß Baarfüsser Closter. 5. Ausserhalb der Statt ein verschlossenes Nonnen-Closter von mehr als 100. Nonnen.

So viel von Gemünd, theils aus Mscr. theils aus gewisser Nachricht; So etwas weiters vorkommen würde, solle solches zu seiner Zeit bemerckt werden.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Augstein, siehe Gagat