Vorsichtiges Spiel
[484] Vorsichtiges Spiel. (Zu dem Bilde S. 481.) Ja, wenn die Ueberraschungen nicht wären! .. Papa spielt grundsätzlich mit äußerster Vorsicht und nimmt sich zu jedem Zuge Zeit, fünf, unter Umständen auch zehn Minuten, da dauert die Sache regelmäßig viel länger, als dem Töchterlein lieb ist, und auch die zum Abholen kommenden Freundinnen haben keine andere Wahl, als der interessanten Partie noch eine Weile zuzusehen. Schweigend selbstverständlich, denn der Herr Oberst a. D. duldet keine zerstreuende Unterhaltung! Desto größer ist ihre Schadenfreude, wenn, wie eben, ein plötzliches Ende mit Schrecken bevorsteht. Dem sorgsam erwägenden Papa ist ein böses Uebersehen passiert: noch ein Zug und dann matt! Das ist so sonnenklar, daß es sogar der leichtfertige Backfisch auf dem Diwan lachend einsieht, während die glückliche Siegerin ein gemäßigtes Lächeln halb hinter dem Fächer verbirgt. Unerhört! … Schrecken und Zorn furchen die Stirne des so schmählich Ueberrumpelten, aber es ist nicht anders: der weiße Springer und die Königin bieten heimtückisch Schach, während er mit seiner schwarzen einer tiefangelegten Kombination auf der andern Seite allzu eifrig nachging! … Die Situation scheint rettungslos, es müßte denn sein, daß einer unserer schachturnierenden Leser einen Ausweg sähe und dem alten Herrn zur Hilfe beispränge. Aber eilen muß er sich damit, denn es ist höchste Zeit! Bn.