Wallfahrer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Georg Queri
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Wallfahrer
Untertitel:
aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 73-75
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1909
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Berthold Sutter
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[73]

Wallfahrer

Wenn die Bauernleut verheiratet sind und die neun Monat sind vergangen, aber es schreit noch niemand in der Wiegen, dann schaut Er finster drein und Sie geht ihm aus dem Weg.

Er glaubt: sie ist nit das richtige Weib. Ein richtiges Weiberleut muß in die Hoffnung kommen.

Und sie glaubt: er ist nit der richtige Mann. Wann er der richtige Mann wär, tät jetzt die Wiegen nit auf dem Dach stehen.

Die alten Leut im Austragstüberl aber stecken die Köpf zusammen und sagen: Wann sie keine Kinder kriegen, die Jungen, was wird dann aus Haus und Hof? Soll das schöne Sach in fremde Händ kommen? Eine Schand wär das und ein Spott.

Die Hannibas’, die hört den Kummer der alten Leut mit an und weiß, daß wieder ein Moment gegeben ist, da wo man ihre guten Ratschläg braucht.

„Hat sie auch immer ihr Fleisch gegessen am Samstag zum Abend?“ fragt sie.

„Freilich hat sie immer am Samstag ihr Fleisch gegessen!“ sagen die alten Leut.

„Und hat er seine Maß Bier am Samstag getrunken, der Bauer? Die Abendmaß mein ich.“

[74] „Freilich. Freilich. Die hat er immer getrunken, die Abendmaß. Zwei auch und in der letzten Zeit ihrer drei.“

„Und haben auch nicht viel Streit gehabt in der Kammer? So daß er mit dem Buckel gegen Sie gelegen ist?“

„Auch nit. Gewiß nit!“

„Alsdann ist’s aus anderer Schuld.“

„Du lieber Herrgott – aus anderer Schuld soll’s sein?“

„Freilich. Leicht ist’s eine Himmelsstraf?“

„Du lieber Herrgott!“

„Ja, das kann leicht eine Himmelsstraf sein. Aber man kann sie schon abwenden, die Himmelsstraf,“ sagt die Hannibas’.

„Aber wie und auf welche Weis’?“

„Wallfahrten muß man da, wallfahrten.“

„Leicht weißt auch, wohin, Hannibas’?“

„Zum heiligen Sankt Joseph in der Grünau müssen sie, die zwei Leut. Er zu Ostern, sie zu Pfingsten!“

„Gut, dann müssen wir’s ihnen sagen.“

Die Alten sagen’s den Jungen. Und zu Ostern geht der junge Bauer zum heiligen Sankt Joseph in der Grünau.

Ach, da ist er arg verdrossen zurückgekommen. Ganz wie ein armseliger Sünder.

„Wird schon geholfen haben, Dein Beten!“ sagt die Bäuerin zum linden Zuspruch.

[75] „Wird aber Dir nit helfen, Weib. Brauchst auch nit hinwallfahrten zu Pfingsten. Und der Wirt bei der Kapellen hat mir’s anvertraut, daß ’s nit mehr ist wie früher: er ist ihm davongelaufen, derselbige Hausknecht.“