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Wandernde Speisewirthschaften in Paris

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: W.
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Titel: Wandernde Speisewirthschaften in Paris
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 252
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[252] Wandernde Speisewirthschaften in Paris. In Paris gibt es Tausende den Restaurationen, Garküchen und Speisewirthschaften, in denen man von sechs Sous an bis zwanzig Franken Mittags essen kann, und trotzdem waren Tausende der Bewohner von Paris genöthigt, sich Mittags mit einem trockenen Imbiß zu begnügen, weil ihnen entweder die Zeit fehlte, sich ihr Mittagessen selbst zu bereiten, oder weil ihnen Raum und Einrichtung dazu fehlten, ihre Umstände es ihnen aber auch nicht erlaubten, zu einem Speisewirthe zu gehen. Es war daher ein höchst zweckmäßiges und philanthropisches Unternehmen, welches der Vicomte von Botherel, unter der Regierung Ludwig Philipp’s, in’s Leben rief, als er das Institut der fahrenden Garküchen errichtete.

Man erbaute zu diesem Zwecke ein großes Gebäude, in welchem sich nichts als Vorrathskammern, Keller und Küchen mit der Wohnung des Inspektors und des Küchenpersonals befanden. Mit diesem Gebäude war ein eigener Schlachthof verbunden, in welchem das Schlachtvieh, welches von der Gesellschaft der fahrenden Garküchen in großen Partieen angekauft war, geschlachtet wurde. Von früh sieben Uhr bis Nachts elf Uhr würde in dem „Magazin der Gesellschaft“ gekocht, gebraten und gesotten und von halb acht Uhr früh bis Nachts zwölf Uhr wurden die Speisen und Getränke (Kaffee, Thee, Chocolade, Punsch, Glühwein) auf eigens dazu eingerichteten großen Wagen durch alle Stadttheile von Paris verbreitet. Jeder Geschmack, jeder Geldbeutel war von diesen fahrenden Garküchen berücksichtigt. Man konnte für zehn Sous Rindfleisch mit Gemüse und für Zwanzig Franken eine feine, ausgewählte Collation von Geflügel, Wildpret, Fischen, Pasteten, Braten erhalten. Die Speisen waren in dem Augenblicke, wo sie an die Käufer verabreicht wurden, noch eben so heiß, als in dem Augenblicke, wo sie aus der Küche kamen. Die Wagen, deren Form der der Omnibuswagen ähnlich, hatten nämlich zwei Reihen eiserne Oefen, die beständig geheizt wurden und auf deren jedem einige Dutzend Kasserole sich befanden. An beiden Seiten des Wagens war eine große Tafel befestigt, auf welcher der Preiscourant der Getränke und Speisen verzeichnet war. Am Vordertheil des Wagens war ein eleganter Sitz mit einem leichten Geländer von Gußeisen angebracht, auf welchem eine hübsche, elegante Dame du comptoir saß, die das Geld und die Aufträge der Käufer in Empfang nahm und ihre Befehle an die Demoiselles und Aufwärter ertheilte, welche die Speisen verabreichten. Es gab zwölf solcher Wagen, in jedem Arrondissement einen. Sie hielten in jeder Straße und auf jedem Platze. Später verdoppelte man die Zahl der Wagen und richtete es so ein, daß sie in jeder Straße dreimal anhielten. Der Preiscourant war übrigens ein sehr mäßiger, geringer, als bei jedem andern Speisewirth von Paris.

Als wir im Jahre 1847 während einer studentischen Ferienreise von Deutschland aus Paris besuchten, bestand das Unternehmen noch; was später aus ihm geworden, ist uns nicht bekannt, wahrscheinlich führte die Februarrevolution auch seinen Untergang herbei. Zu gleicher Zeit wurde in Paris von Holländern eine ähnliche Anstalt errichtet, nur mit dem Unterschiede, daß die holländische Gesellschaft sich ihre Aufgabe dahin gestellt hatte, Paris mit guter kräftiger Fleischbrühe zu versorgen. Sie ließ die Bouillon auf ähnliche Weise verkaufen, wie es die Botherel’sche Gesellschaft mit ihren Speisen that: durch fahrende Wagen, welche von früh 10 Uhr bis Abends 9 Uhr Paris nach allen Richtungen durchkreuzten.

W.