Zum Inhalt springen

Weissagungen vom Ende des türkischen Reichs

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Weissagungen vom Ende des türkischen Reichs
Untertitel:
aus: Das Ausland, Nr. 93. S. 372.
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[372]

Weissagungen vom Ende des türkischen Reichs.

Schon oft war in öffentlichen Blättern die Rede von einer unter den Türken kursirenden alten Sage, nach welcher der Untergang ihres Reichs als nahe bevorstehend betrachtet würde. Diese Sage ist wirklich vorhanden, und zwar nicht bloß als mündliche Ueberlieferung. Das türkische Original, aus den Schriften sehr alter und angesehener türkischer Theologen ausgezogen, findet sich schon in Sansovino’s um die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts erschienener Sammlung von Abhandlungen, die türkische Geschichte betreffend.

Folgendes ist eine wörtliche Uebersetzung:

„Unser Padischa wird kommen und das Reich der Ungläubigen in Besitz nehmen; auch wird er einen rothen Apfel in Besitz nehmen und sich dienstbar machen. Wird dann das Schwert der Christen sieben Jahre nicht gezogen werden, so wird er ihr Herr bleiben bis in’s zwölfte Jahr; er wird Häuser bauen, Weinberge pflanzen, Gärten einhägen und Söhne zeugen. Aber nach dem zwölften Jahr von der Zeit an, da er den rothen Apfel dienstbar gemacht, wird das Schwert der Christen sich erheben und die Türken in die Flucht schlagen.[1]

Unter dem rothen Apfel verstanden die Türken jede große und feste Stadt, und somit glaubten sie die Prophezeiung durch die Eroberung von Konstantinopel unter Mahommed II erfüllt. Die Perioden von sieben und von zwölf Jahren sind, wie sich von selbst versteht, mystisch zu erklären. Nach Einigen wäre ein solches Jahr gleich einem Jubiläum (fünfzig Jahre), nach Andern gleich einem Jahrhundert, nach einer dritten Meinung endlich, gleich einem Zeitraum von dreihundert und sechs und sechszig Jahren.

Leo VI, der Philosoph genannt, der 886 zur Regierung gelangte, gedenkt einer andern Prophezeiung ähnlichen Inhalts[2], so wie einer konstantinopolitanischen Säuleninschrift, welche von dem Patriarchen dahin gedeutet worden sey, daß die Moscowiten und andere europäische Mächte Konstantinopel einnehmen und nach einigem Streit über ihre Eroberung einen christlichen Kaiser wählen würden.

Dreihundert acht und zwanzig Jahre nach dem letzten Augustus hat Karl der Große das abendländische Reich wieder hergestellt und es dauerte von ihm bis auf Franz II tausend Jahre. Sollte sich wohl auch für das oströmische Reich, seit dessen Untergang jetzt dreihundert und fünf und siebenzig Jahre verflossen sind, ein Karl der Große finden?


  1. Dieselbe Sage, von Georgienitz aus dem Persischen in’s Lateinische übersetzt, lautet also:
    „Imperator noster veniet, gentilium regnum capiet, rubrum malum capiet, subjugabit. Septem usque ad annos ethnicorum gladius si non resurrexerit, duodecim usque ad annos in eos dominabitur, domum aedificabit, vineam plantabit, hortos saepe muniet et filium et filiam habebit: duodecim post annos Christianorum gladius insurget, qui et Turcam retrorsum profligabit.“
  2. „Familia flava cum competitoribus totum Ismaëlum in fugam conjiciet, septemque colles possidentem cum ejus possessoribus capiet.“