Wie die Doktorbäurin ihr Fach versteht

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Autor: Georg Queri
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Titel: Wie die Doktorbäurin ihr Fach versteht
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aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 69-72
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Entstehungsdatum: 1909
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Verlag: Berthold Sutter
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans auf commons
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Wie die Doktorbäurin ihr Fach versteht

Da ist in Pfeffenreuth eine Bäurin, die heißt man die Doktorbäurin. Weil sie ein soviel gescheites Weib ist und den Beinfraß kurieren kann und die englische Krankheit und die inneren Hämorrhoiden. Ueberhaupt kann sie alle Leiden kurieren, was ein Doktor gar nie nicht kann.

Da kommen die Leut haufenweis um Hilf. Und für jeden hat sie einen Kräutltee oder einen Trank zum Eingeben.

[70] Brauchst nicht selber hingehen: tust einfach Deinen Urin in eine Flaschen und laßt ihn zu der Doktorbäurin hintragen.

Die schaugt ihn nur an und weiß, wo’s Dir fehlt und schickt Dir das Medizinsach, das gesund macht.

Wie der Herr Pfarrer von Pittlingen einmal drei Täg lang hat im Bett liegen müssen vor lauter Wehtun, hat er seiner Hauserin auch so ein Fläschl gegeben und hat gesagt: „das tragst zur Doktorbäurin und sagst, sie soll Dir eine Medizin mitgeben.“

Gut, die Hauserin macht sich auf den Weg. Aber wie sie über den Widdersloher Berg hinabgeht, merkt sie, daß sie naß worden ist. Auweh, der Stopsel ist nimmer im Fläschl und das Sach ist ausgeronnen.

So – was soll jetzt die Doktorbäurin sagen? Oder soll die Hauserin wieder die drei Stunden zurücklaufen bis Pittlingen? Und ist nur mehr ein kleines halbes Stünderl bis Pfeffenreuth.

Nein, da lauft sie nicht mehr zurück.

Das kann man ja auffüllen, das Fläschl. Das wird die Doktorbäurin auch nicht kennen, ob das dann vom Herrn Pfarrer ist oder von seiner Hauserin.

Hat’s auch wirklich nicht gekannt, die Doktorbäurin von Pfeffenreuth.

Aber die Händ hat sie über dem Kopf zusammengeschlagen: „Ist das ein Jammer, ist das ein Jammer!“

[71] Die Hauserin ist ganz blaß geworden. „Fehlt’s ihm so weit, dem Herrn Pfarrer?“

„Da ist’s ganz arg weit gefehlt. Geh nur gleich heim und hol die Hebamm. Und dem Herrn Pfarrer sagst, er is in die Hoffnung gekommen. Und soll nur gleich recht weit fortreisen, daß sie’s nit merken. die Leut!“

[72] So dumm, wie die Hauserin vom Herrn Pfarrer ist: die hat’s ganz falsch ausgerichtet und darum ist der Herr Pfarrer in Pittlingen geblieben und die Hauserin ist nach Finstermoos gereist zu ihrer Schwester.