Wieder eine praktische Erfindung von einem Deutschen in Amerika
[20] Wieder eine praktische Erfindung von einem Deutschen in Amerika. Wilhelm Bohrer, ein namhafter Clavierlehrer in Montreal (Canada), hat einen „automatischen Clavierhandleiter“ erfunden und nach den Zeugnissen aller derjenigen Musik-Conservatorien und Clavier-Autoritäten, welchen er das Modell vorgezeigt hat, nicht nur dem Schüler, sondern auch dem Lehrer einen großen Dienst damit erwiesen. „Automatisch“ nennt der Erfinder seinen Handleiter, weil derselbe vollständig und unablässig das Spiel des Schülers überwacht und bei fehlerhaftem Daumenuntersetzen, schlechter Handhabung etc. das Spiel sofort unterbricht.
Diese immerwährende Controle, welche bis jetzt zu den peinlichsten Aufgaben des Clavierlehrers zählte und nur für die Dauer der Lection möglich war, wenn nicht die Geduld des Unterrichtenden schon vor Ablauf einer solchen Marterstunde sich erschöpft hatte, dehnt der „automatische Clavierhandleiter“ auch auf die Zeit des Selbst- und Alleinübens aus und übernimmt somit gewissermaßen die Stelle des abwesenden Lehrers. Daraus ergiebt sich von selbst, daß der Schüler durch seine auf diese Art immer rege gehaltene Aufmerksamkeit an einem Sichgehenlassen und an gedankenlosem Ableiern des ihm aufgegebenen Pensums verhindert wird, die elementaren Vorbedingungen zu einem guten Spiel am schnellsten sich erwirbt und also viel nutzlose Vergeudung an Zeit, Mühe und Verdruß, welcher überdies sehr oft zum Ueberdruß führt, sich erspart. (Eine Broschüre, betitelt „Zweck und Gebrauch des Bohrer’schen automatischen Handleiters“, ist bei J. Aibl in München erschienen.)