Wohlauf
Erwach mein Volk, heiß Deine Töchter spinnen
Wir brauchen wieder einmal deutsches Linnen
Zu deutschen Segeltuch. –
Der Herwegh rief’s – wir haben’s wohl vernommen
Wir stimmten an „das Lied der deutschen Flotte;“ –
Doch sagt: durch welches Meer ist sie geschwommen,
Das Wirkliches nicht unsrer Lieder spotte?
Nach welchen Küsten darf sie siegreich fliegen?
Ach, sucht sie nicht auf der Atlantis Räumen!
Sie treibt im Meer von unsern Zukunftsträumen.
Und doch! wir lassen diese Träumen immer!
Wir träumen, wohl, beim ersten Frührotschimmer,
Der uns verheißt des Tages Sonnenschein.
Ob Deutschland liegt jetzt erst des Morgens Grauen
Die Lerchen steigen und die Nebel tauen –
Auch Deutschland wird noch einen Glanz erlangen
Was unsrer Redner lautes Wort begehrt.
Das mag wohl zu des Volkes Herzen dringen,
Doch still, doch still – verjagt des Zweifels Wolke,
Die Macht „von Gottes Gnaden“ ruht im Volke,
Im deutschen Volk, das auf sie fröhlich bauet,
Das seinen Fürsten, doch auch sich vertrauet.
Noch einmal fordert Deutschland gutes Recht.
Noch einmal singt der deutschen Flagge Lieder,
Vor allem Volk, vor allen Fürsten sprecht,
Vom Meer von Adria bis auf zum Sunde,
Legt Hand an’s Werk, baut nicht an alten Trümmern:
Die deutsche Axt soll deutsche Schiffe zimmern.
Kein Kirchenschiff in einem alten Dome,
Das zu des Mittelalters Dunkel ladet;
Das seine Brust im weiten Meere badet;
Das durch die Wogen seinen Weg sich bahne,
Sich spiegle stolz im stolzen Oceane,
Wo freie Lüfte mit der Flagge kosen
Kein Webstuhl soll bei Euch mehr stille stehn,
Die Sorgen fort und laßt die Hoffnung walten,
Ermutigt mögt Ihr an die Arbeit gehn!
Als stolzes Segel durch das Meer von hinnen –
Weiß flattert’s wie die Taube Noahs aus,
Und bringt Euch segnend Hoffnungsgrün nach Haus.
Wohlauf! Wohlauf, Ihr deutschen Schwestern alle,
Ein neues Lied zu Eurer Spindel schalle,
Das Rädchen summt, so summt das Liedlein auch
Singt nicht vom Jungfernkranz, vom schmucken Freier,
Was wollt Ihr ewig mit der alten Leier?
Und Segel brauchts, die gilt’s ihm jetzt zu spinnen.
Und mit den Segeln soll die Flagge wehen –
Auch sie, auch sie ein Werk von Frauenhand!
Habt Ihr’s nicht an des Bruders Brust gesehen,
In solchen Farben soll die Flagge nicken,
Dem Burschen nicht, wir woll’n dem Meer sie sticken,
Die Farben bringt es wiederum zu Ehren
Und keinem deutschen Schiff wird man sie wehren!
Auf allen Meeren so die Sonne schaut!
Eröffnet bald den neuen Hochzeitsreigen,
Wo Deutschland mit dem Ocean sich traut.
Es buhlt schon lange um das stillverzagte,
Auf Deutschland! daß Dein Schmerz in Lust sich kehre
So schließ ein stolzes Bündniß mit dem Meere.