Wolfgang Kirschenessers, pfarrherrn zu Frickenhofen, urgicht

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Textdaten
Autor: unbekannt (herausgegeben von Christian Kolb)
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Titel: Wolfgang Kirschenessers, pfarrherrn zu Frickenhofen, urgicht.
Untertitel: Geschichtsquellen der Stadt Hall
aus: Württembergische Geschichtsquellen,
Bd. 1, S. 353-365
Herausgeber: Christian Kolb
Auflage:
Entstehungsdatum: 1525
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag:
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Erscheinungsort: Stuttgart, Verlag von W. Kohlhammer
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Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung: Erfoltertes Geständnis des 1525 aufgrund seiner Verwicklung in den Bauernkrieg hingerichteten Pfarrers von Frickenhofen
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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[353]

Wolfgang Kirschenessers, pfarrherrn zu Frickenhofen, urgicht.


Vorbemerkungen.

[355] Zu dem grossen Kontingent von Pfarrherren, welche teils durch Überzeugung, teils durch den Drang der Verhältnisse in den Strudel der Bauernbewegung hineingezogen wurden, gehört auch Wolfgang Kirschenesser, in den zeitgenössischen Berichten – so auch bei Herolt – gewöhnlich Kirschenbeisser genannt. Sein Pfarrdorf Frickenhofen und die Nachbardörfer, in denen zuerst das Feuer des Aufstandes aufloderte, liegen im Gebiet der ehemaligen Waibelhube (OA. Gaildorf S. 115), und es ist kaum zu bezweifeln, dass die Überlieferungen des alten Bauernstandes, die auf der Frickenhofer Höhe noch besonders lebendig sein mussten, zu dem schroffen und wilden Auftreten des Gaildorfer Haufens das Ihrige beigetragen haben.

Kirschenesser1) wurde, nach seinen Angaben, die durchaus den Eindruck der Wahrheit machen, von den Bauern zum Anschluss genötigt. Dass er sich gegen ihr Andringen auf die heilige Zeit und auf die des priesterlichen Beistandes harrenden Weiber und Kinder beruft, lässt auf seine gewissenhafte Amtsführung ein günstiges Licht fallen. Freilich hatte er sonst und grundsätzlich den Bauern offenbar nichts entgegenzuhalten, stand also im allgemeinen auf dem Boden ihrer Bestrebungen. Von seinen näheren und entfernteren Kollegen waren ebenfalls beim Haufen der Pfarrer Held von Bühlerthann, welcher zum Rat des Haufens gehörte, und der Pfarrherr von Westheim. Im Pfarrhofe von Westheim ist Kirschenesser nach Hoffman (oben S. 343) von den Hallern ergriffen worden.

Die Handschrift, aus der das Stück stammt, ist Band 1 der im Hallischen gemeinschaftlichen Archiv aufbewahrten zehn Bände


1) Die Wittenberger Matrikel nennt im Sommer 1503 einen Wolfgang Kirschbain von Beresbach – wahrscheinlich = Beersbach bei Ellwangen – zugleich mit zwei Ellwangern. Bossert hält es, Blätter für Württ. Kirchengeschichte 1892 S. 87, für unzweifelhaft, dass dies unser Kirschenesser sei, doch dürfte die Grundlage für diese Vermutung nicht sicher genug sein.


[356] Urfehdbücher, welche die Urfehdakten von 1523–1773 enthalten. Der erste Band, „Urphedtbuch von dem sonntag reminiscere anno 1523 an bisz uff freitags nach ascensionis domini anno 1532“ ist von besonderem Interesse durch die vielen auf den Bauernkrieg bezüglichen Urfehden. Diejenige Kirschenessers steht Blatt 22 ff. Die Handschrift ist in Folio, Papier, in Pergamentumschlag, enthält 218 gezählte Blätter und vor Blatt 1 noch 22 ungezählte mit alphabetischem Register. Die einzelnen Verhandlungen scheinen unmittelbar vom Verhör weg niedergeschrieben, worauf die verschiedenen, z. T. rasch wechselnden Handschriften und die stellenweise zahlreichen Abkürzungen, auch Korrekturen und Randzusätze hinweisen dürften. Wenn sie auf einem Konzept beruhen, so ist dieses jedenfalls bald nachher ins Reine geschrieben worden.

Her Wolffgang Kirschenesserr pfarher zu Frickenhoffen.

[357] Uff obgemellten tage1) seind die obgenanten zwen2) auch aus bevelch ains rats uber her Wolffgang Kirschenessern ganngen und ine angefencklich mit worten angehallten.

Sagt, es hab sich begeben, das er zu Spraitbach3) zum wein gewest und Wolff von Kirchhausen mit ime, und in des Banthelins4) haus gezert; seien etlich gesellen, nemlich Prendlins Hans von Alffdorff5) und ander mit irme von Enderpach6) und Hertikoven7), bey zehen, der heffner Weber Henszlin komen, die heten dis uffrur gemacht unnd zusamen uff ain acker heraus geloffen; unnd als sie ain weil beyainander gestanden, wer er an aim zaun gelaint, weren sie daher gelauffen, unnd wen sie gefunden, heten sie gefangen, und zu inen schweren mussen. Nachdem als er gefangen gewest, het er sie gepeten, sie solten ine dahaimen lassen, er wer ain armer priester und ietz ain haylige zeit, het auch vil kinderr, weyber daheim, die grosz uff der zeit giengen8). Uff das heten sie ine haim in sein haus gelassen, doch gesagt, er solt gedenncken, wann sie ime ain poten schicken, das er keme, sie wolten ime sunst haus und hoff verbrennen. Da wer er zu seinen pauern ganngen unnd sie gewarnt, sie solten luegen, was sie theten. Nun in der nacht weren die pawrn von Spreitbach in die dorff gefallen unnd die baurn gefangen, heten seiner baurn zwen, mit namen


1) Nach Bl. 16 des Urfehdbuches war es Freitag nach Exaudi = 2. Juni 1525.
2) Herman Büschler, alter Stettmeister, und Heinrich Schultheiss.
3) Spreitbach OA. Gmünd.
4) Vielleicht Abkürzung von Pantaleon, wie sonst Bantel.
5) Alfdorf OA. Welzheim, zwischen Welzheim und Gmünd.
6) Bei Alfdorf.
7) Hertighofen, Parzelle Spreitbach.
8) Weiber aus der Gemeinde, die der Entbindung, und neugeborene Kinder, die der Taufe harren.


[358] Karlins Veit unnd jung Ruphans gen Eschach1) gen wollen. Und als sie wider komen, wer er vor seinem haus gestannden, in der hand ain gneip2) gehapt and gen Lauffen3) am Kochen wollen geen, ainem baurn ain tisch zu machen; weren die obgemelten zwen baurn zu ime komen und gesagt: her, es gen bose mer umb, daruff er: wie so? Sagten sie, das geschrey keme, er solt den pfarher zu Eschach gewarnt haben, das er das sein geflohelt hett. Sagt, er hets nit gethon, „wist ir doch, das ich nechtin spet in des wirts haus bey euch gewest, und seider aus meinem haus nit komen“. Sprachen sie, er solt bey inen pleiben und wollten ine nit geen lassen, must also bey inen pleiben, dan wann es sich erfunde, das ers gethon, wurde es ime nit geraten. Daruff sagt er: lieben freund, last mich gen schaffen, dan so er nit schuffe, hett er nit zu leben. Dagegen sie: er solt bey inen pleiben, welten ine nit hungers lassen sterben. Nachdem uff mittage wer den baurn bottschafft komen, sie sollten gedencken unnd zum hauffen ziehen, oder man wolt sie in boden verbrennen. Da heten ine die bauren nit daheim wollen lassen, und mit inen gemuest. Inmittlerweile hetten sie den messner, Michel von Hertikoven, in sein haus geschickt, er solte gedencken unnd zu inen komen; kome er nit, wolten sie ine an leib unnnd gut verderbenn. Wer er schon mit sein bauren hinaus gewest; und als er zum hauffen komen, heten sie ine gezwungen, das er inen mussen schreyben. Hett er gesagt, das er weder dinten, feder noch bapier hette. Daruff sie geantwort, sie wolten es wol uberkomen, unnd het inen der pfarher zu Ickingen4) dinten und bapier geben mussen. Darzu het er inen geraten, sie solten bey leib und leben absten von solchem furnemen, dan es wurde nit gut thon. Ir, der baurn, furnemen sey gewest fur Hall unnd Gmund zu ziehen und die zwolff artickel uffzurichten. Peter Graw wer zu den hauptleuten gangen und begert ein brieffe an die von Otendorff5) zu schreiben, wurden sie auch komen. Het er den brieffe bei eitler nacht mussen schreiben, wer auch der bott bey nacht hinwege ganngen.


1) OA. Gaildorf, auf der Frickenhofer Höhe.
2) Gneip, auch kneip, kneif, knippe: Schnappmesser.
3) Bei Sulzbach a. Kocher OA. Gaildorf.
4) Iggingen OA. Gmünd, nordöstlich von Gmünd.
5) Nördlich von Gaildorf. Der von Hoffman (s. oben S. 278) im Wortlaut mitgeteilte Brief ist gezeichnet von Jorg Betz, Jorg Rauber und Kirschenesser und datiert aus Iggingen, der Tag ist nicht angegeben.


[359] Deszgleichen het er den brieve alher1), das man uns mit der massen messen wollt, wie wir inen gemessen, auch schreiben mussen. Der pfarher von Thann2), Kurin vom Horn, und vogt von Welzhaim weren von dem hauffen gen Hailpronn umb ain rath geschickt worden. Was sie aber gepracht, wer ime nit bewist, dan er nit des rats gewest. Heten ime zuletzst, als er sie fast gepeten, urlaub geben unnd den schreiber von Camberg3) Sebolten angenomen. Die Hellischen baurn weren komen und sich beclagt, wie man under sie geschossen und zertrent. Derhalben sie, die bawrn, willens gewest, keinen alhie zu gnaden uffzunemen. Den von Gmund heten sie alweg geschriben, sie solten hulden. Er wer nit darbey gewest, als man Stauffen verprendt.

Item er hab itzo, als man ine gefanngen, bey 10 batzen bey ime khapt, die Thullenhans genommen.

Es sey ime auch dhein heller an der beut worden. Die baurn heten silberin becher unnd kelch gehapt, die des apts zu Murhart gewest, heten die bauptleut genomen. Und zu Lorch ain eisens truchlin gefunden, wer ler gewest. So het man inen ir meszgwand, bucher und kelch wider geben. Es sey der bevelch nit gewest, Lorch und Stauffen an verprennen. Die baurn im dorff heten Lorch selbs verprennd. Darzu het er dem Bastlin wirt zu Elwanngen uff dem veld globt, wider den bund nicht mer zu thon, derhalben er sich nicht besorgt noch nit willens gwest zu ainichen bauren zuo ziehen.

Sie heten dem Wirtenbergischen hauffen geschriben, sie solten zu inen komen, oder sie wolten zu inen hinab komen, und wer der pfarher von Dann in das Wurtenbergisch und Wurtzburgisch her gerihten. Was er auszgericht, wer ime nit wissend.

Item es wer zu nachts ain baur von Hohenstauffen komen und gesagt, wie man in der nacht die puchsen, nemblich 6 karrenbuchszen unnd 20 hocken hinweg furen wolt. Wer ain hauff hinauff gezogen in mainung inen das geschutz zunemen, het man zu inen geschossen, da heten sie es gesturmbt, und inen doch nit


1) S. oben S. 300. Dieser Brief vom 24. April, gezeichnet von den Hauptleuten und gemeinem Ausschuss des hellen Haufens zu Gaildorf, schliesst mit den oben angeführten Worten.
2) Pfarrer N. Held von Bühlerthann (OA. Ellwangen), gebürtig von Nördlingen, s. oben S. 345 f.
3) Komburg.


[360] befolhen worden. Jorg von Bebingen1) hets fur sich selbs gethon. Also weren sie zuo schwach gewest unnd nach mer volcks geschickt, weren sie komen und das schlosz gesturmbt, wer niemand dan zwue maid darinn gewest.

Item der pfarher von Biberszfeld2) het zweimale gepredigt zu Weltzhaim, so heten auch die baurn Herdegen von Hurhaim3) umb pulver unnd geschutz geschriben, der hett in ain feszlin ungeverlich mit 10 oder 12 lb[1] pulvers geschickt.

Wolff von Rechberg4) het sich horen lassen, er wolt inen geschoss schicken, so sie des bedorfftenn.

Item es seien ime 11 fl.[2] zu lone worden, als er hinweg gezogen.

Schenck Gotzen5) unnd alle vertrage6) sey noch in der truhen, und haben ine die bawrn, der vogt von Dannenburg7) hab dieselben, copey gestellt. Schenck Gotz het inen nichzit geben, heten ime wol umb geschutz geschriben, hett er inen wider geschriben unnd gepeten, er sesz eben vor den von Hall, sie solten ime sein geschutz lassenn.

Item Sebolt von Camperg, Schneiderhenslin von Stainbach und ainer von Kempten weren auch schreyber gewest. Er het sine itzo haim gehabt, het ine der pfarher von Westhaim unnder die burg gefuert und gesagt, es were ain bruderschafft alda.

An die wage8) gestelt unnd aber mit ernst angehalten.

Sagt sie heten dem hauffen vor Wurtzburg und im Wirtenbergischen geschriben, sie wolten fur Hall, solten inen helffen, heten inen der hauff von Wurtzburg hilff zugesagt.


1) Böbingen OA. Gmünd, nördlich von Heubach.
2) Auf dem Rosengarten, westlich von Hall.
3) Herdegen von Hurnhaim zu Welstain, s. Öchsle Bauernkr. S. 455.
4) Wolf von Rechberg s. Öchsle 454.
5) Gottfried II. von Limpurg 1474–1530, s. OAHall S. 177.
6) Der Vertrag Wilhelms von Limpurg mit den Bauern, 1. Mai s. Öchsle 436, andere Verträge sind namhaft gemacht ebenda 456 f.
7) Philipp Fierler, Ellwangischer Vogt von Thannenburg, einem bei Bühlerthann gelegenen Schlosse. s. KW. III, 411. Der Name des Vogts findet sich bei Hoffman S. 346.
8) Die Wag, in der älteren Sprache eine Vorrichtung zum Spannen, z. B. der grossern Art der Armbrüste (spanwog), dann auch das zum Ausspannen der Glieder dienende Folterseil, fidicularum tormento distendi „an die wag geschlagen werden“. Schm. Die Abbildung einer solchen Vorrichtung bei Alwin Schultz, Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrh., grosse Ausg., Fig. 56, aus dem Augsburger Laienspiegel 1512.


[361] Bate daruff zum offternmal, durch Gotts unnd des jüngsten gerichts willen, die sach eigentlich zu erfaren unnd ine nit eylenn.

Unnd als man das geschutz hinab gefurt, wer er zu Elwangen gewest, heten dem pfarrher sein gaul und bitschir genomen und damit besigelt, were ain glock1), hett Jorg von Bebingen gehapt, unnd weren bey 20 rethen gewest.

Der lang Weber under burg2) sey ain fennderich gewest.

Der schmid von Biberszfeld, Ruck von Hutlingen3), Mulhanlin von Adelmaszfelden4), Hans Schlecht von Weltzhaim, Jorg Betz, Jorg von Bebingenn unnd ainer von Honhart5), wisz ine nit zu nennen, seyen hauptleut, Zuren Seitz von Sunthaim, schulthais Rollin von Hewbach profosz, unnd ain hencker von Stutgarten da gewest.

Item Jochim Schmid von Hutlingen unnd Heszman von Abszgemund6) seien auch fennderich gewesen.

Schuchcontz sey der von Geilndorff fennderich gewesen,

Melcher Binder von Betmar7) het sie, als der bunde komen, mundtlich gemant, zu dem hauffen im Wirttenbergischen lannde zu ziehen.

Ler uffgezogen und ein gute weil hanngen lassenn.

Sagt sie heten Awlen, Camberg, die drew Aelfingen8) und andere schlosser auch ainnemen wollen, so die botschafft, das man die Wirtenbergischen bawrn geschlagen, nit komen were.

Der pfarher von Westen9) sey nit in rethen gesessen, noch kain pfaff dan der vogt unnd pfarher von Dann.

Man soll Jacob Muller10) fragen, was lust er zu inen gehabt,


1) Nämlich auf dem Siegel.
2) = unter Limpurg (?), sonst Untermberg genannt.
3) Hüttlingen OA. Aalen am Kocher.
4) Adelmannsfelden OA. Aalen, westlich von Ellwangen.
5) Hohnhardt OA. Grailsheim.
6) Abtsgmünd OA. Aalen, an der Mündung der Lein in den Kocher.
7) Weitmars (?) bei Waldhausen OA. Welzheim.
8) Die drei Schlösser Ahelfingen, nämlich Hohenalfingen bei Hofen OA. Aalen, und die zwei Schlösser (vorderes und hinteres) in Wasseralfingen s. KW. III, S. 447. 451.
9) Westheim am Kocher OA. Hall.
10) Der von den Bauern aufgefangene und in Eid und Pflicht genommene Hallische Fusshauptmann Jakob Pfennigmüller, s. Hoffman S. 299.


[362] hab alwegen mit ime gegessen unnd nit mit den undern hauptleuten essen wollen.

Und gesagt, das ime weiters nit wissend, bitt nochmaln uffs hochst, die sach eigentlich zu erfaren.


Darnach uff sambsztage in vigilia pentecostes1) seien Herman Buschler und Hainrich Schultheis wider uber den gemelten gefangen geschickt worden, der ist abermals mit reden hefftig angehalten.

Sagt, als man zu Lorch gewest und hinwege wollen ziehen, hab man umbschlagen und bey leib und gut verpieten lassen, das kainer das closter annbrenne. In dem wer Jorg von Bebingen und das geschutz noch darinnen gewest, unnd sunst iren sechs man. Het Jorg von Bebingen gesagt, sie solten herab zu der gemeind gien und luegen, das sie das closter nit anprendten; het einer under denselben sechsen gesagt, er, Jorg von Bebingen, solt sich hinausmachen, oder sie wolten ine erstechen unnd das closter must verprennd werden. Mitlerzeit hett das bawhaus angefanngen unnd pronnen, het Jorg von Bebingen etlich gesellen genomen und das geschutz mit den leuten heraus ziehen mussen, und wer eylends der kirchen zugeloffen, das sacrament und heilthumb2) genomen und hinab in das dorff getragen, dan es under dem hauffen ain gros murmeln gewest, das man es verprenndt. Solchs hett Jorg von Bebingen dem hauffen nachvolgennds dermassen angezaigt unnd furgehalten.

Item er moge wol den brief schennckh Jorgen und schenckh Wilhalmen3) geschriben [haben], die rethe haben ime denselben also angeben, sei Binderhans ir hauptman unnd seins bedunckens Leonhart Hainer und Cristan bede auch darbey gewest.

Unnd als man ain gemeinde zu Lorch gehalten, het Jorg von Bebingen anzaigt, die von Gemunde heten botschafft thon, sie wolten ain fendlin nach dem anndern durchlassen. Als sie aber komen, het man nit ain durchlassen wollen, weren sie gen Mutlangen4)


1) 3. Juni.
2) Reliquien. Schm.
3) Georg III., † 1528 unvermählt, dessen Neffe Wilhelm III. 1498–1552, beide von der Limpurg–Gaildorfer Linie, OAGaildorf 92 f.
4) Muthlangen, nördlich von Gmünd.


[363] gezogen und furter das geschutz gen Gröningen1) gefurt. Weren Jerg von Bebingen unnd etwas bey 15 knechten darbey pliben, das sie darnach wider herab gen Geilndorff gepracht.

Als sie des erstmale von einander gezogen, heten sie zuvor ainhelliglich zusamen globen unnd schweren müssen, das dheiner under zwen den anndern nit lassen wollt; wa einem etwas von seiner herschafft widerfuer, wolten sie ainannder retten.

Nachdem wer den Kochentalischen und Waibelhubischen2) bawrn gepoten worden floszholtz zu sthelen, des sie nit thon wollen und die auffrur wider gemacht, dan sie uff dem Gemunder walde alhe haim zogen und mit iren heren zu gutem friden gewest, das sie nit mer heraus komen weren. Also manten sie den Gmunder hauffen, wider zu inen gen Geilndorff zu ziehen, legen also daselbst unnd wolten, ire heren solten komen unnd hulden unnd die armen bey den 12 artickel pleiben lassen, unnd wer ir anschlag gewest, so der under und alle hauffen zusamen kemen, wolten sie Gemund, Awlen, Eszlingen, Backenaw, Heilpronn unnd wa sie im Wirtembergischen lannde nit gehuldigt, und zuletzst fur Hall ziehen, das sie alle hulden sollten. Alsz aber die von Halle zum hauffen komen, wolt man sie wider zu gnaden auffnemen. Er sey der zeit, als man dem poten den brieve wider geben, nit bey dem hauffen gewest, het aber seither darvon horen sagenn, die Hellischen baurn heten gemacht, das man fur Hall ziehen wollen, unnd wer Heintz Leidig offt zu den hauptleuten geloffen. Was er aber gehandelt oder gethon, wist er nit. Sie weren auch willens, sich alein uff die berg zu legern und in die heuser zu schiessen und die strassen, damit man nichts zufuren mocht, zu widerlegern.

Unnd heten es alein aus der ursach gethon, das sie gemaint, es solt zu ainer newen reformacion komen sein.

Der Wurtzburgisch hauff het den hauffen geschriben, das ain ieder hauff zwen oder drey man gen Hailnpronn schicken, wolten sie ratschlagen, wes sie sich halten solten.

Item die bawrn heten den munchen das closter zu Murhart umb 300 fl. verkaufft, aber inen wer nichts darumb worden, weren auch willens, den abt zu Lorch nit mer ainkomen ze lassen.


1) Untergröningen am Kocher OA. Gaildorf.
2) Die Waibelhube, Württembergisches Lehen der Limpurger Schenken, hauptsächlich die Ortschaften südwestlich von der Frickenhofer Höhe umfassend, s. OAGaildorf 115 und OAGmünd.


[364] Heten auch gesagt, alles so sie in steten funden, wolten sie nemen, unnd sonderlich das tuch in leden mit spiesz ausmessen.

Unnd wann sie den Wolffen zu Lorch gehapt, heten sie ine hingericht.

Die bauren heten auch gesagt, als Hailpronn wider gefallen, wann sie hinein kemen, wolten sie in recht thon.

Item als die baurn das erstmal abzogen, het schenck Wilhalm zu ime, Kirschenesser, gesagt, der pfaff hat gehanndelt, das er esz sein lebtag soll geniessen, ine Kirschenesser meinende, und man soll an ime, deszgleichen an Kaiszer Melcher (?) unnd dem vogt zu Gailndorff1) erfarn, wes er sich gehallten.

Bitt daruff durch Gots willen, man soll ime den kopff abbawen, damit er der marter entledigt, dan er wisz nichts mer zu sagen.


Ler auffgezogen unnd aber ain gute weil hangen lassen.

Sagt, er het von Murhart gantz nichts gepracht, dan ain buchlin, wer das narrenschiffe2); het er ainem baurn genomen, der wolt es zerrissen haben.

In Lorch het er ain paredt verloren, het man ime gestolen. Des er gesucht, und under dem bett ain wallstecken3) mit aim messer gefunden; het er genomen und denselben sein bruders knecht von Gemunde geben. Item ain kupfferin kannten, het er umb 1 batzen kaufft und dieselben unnserm hauptman Jacob Mullern geschenckt.

So heten ime die hauptleut das decret geben, wer itzo in Jorgen Betzen von Mutlangen haus verpronnen, und ain gemalts tuchlin, hab unser hauptman itzo.

Item er hab unsern hauptman umb ain deckin gepeten, so hett er hauptman unnd Hasellienlin von Merklingen ieder ain kussin genomen.

Deszgleichen het ime Jacob Müller ain gemalts tuch von des abts betlach geben, unnd hab mit sein, Jacob Mullers, wiszen ain alts külbeckin4) genomen.

Jorg von Bebingen het inn Haimprandt des vogts zu Geilndorff haus etlich seiden genomen, die wer in sein haus komen, aber itzo wider hinweg.


1) Heimbrandt s. unten.
2) Sebastian Brants.
3) Pilgerstab, Schm.
4) Kohlenbecken (?).


[365] Der schmid von Biberszfeld het 4 loffel kaufft und 1 tisch genomen, so wer auch der stainin tisch, so in der abtey gestanden, wider dahin komen.

Dem pfarher von Tann sey ain sessell mit mesz1) knopffen worden, derselb were alweg oberster, was er in hiesz, must er thon.

Bat daruff abermals, man solt ime den kopff abhawen, damit er nit dermasz gemartert wurde, dan er uff sein letzst ende nichts mer wisz zu sagen. Das nam er uff das allerhochst.

Also ist abgeschiden und ime gesagt, er soll sich bedennckenn, wan man wider kome, das er die warhait anzaige.

Darnach uff freytag nach dem achtennden corporis Christi2) anno ut supra ist obgenannter her Wolffgang Kirschenesser enthaupt unnd mit dem schwert gericht worden, inhalt der urthail, so hernach an dem zwolfften plat geschriben stät.

Dieses Urteil, auf Bl. 40 b verzeichnet, lautet folgendermassen:

Urtaile.

Die armen, so hie steen gefangen und gepunden, mit namen Wolffgang Kirschenesser pfarrer zu Frickenhofen, Michel Kling der Sichelschmid, burger alhie, Semelhans von Newenstain unnd Veyt Lanng von Geiszlingen, haben wider ordnung Gotes, Romisch kayserlich maiestat, das hailig reiche, den loblichen punde in Schwaben, auch andere ire hern, mit der thate unnd uffrurigen worten vor anndern gehandelt. Darumb haben die richter unnd räthe uff ihr aide unnd freyhait sage erkennt, das sie den tode verschuldt, unnd das man sie hinaus furenn unnd mit dem schwert richten solle, so lannge bisz sie von dem leben zum tode gepracht werden. Actum freytags nach dem achtenden corporis Christi anno 1525.


1) Messingenen.
2) 23. Juni, sonst auch bezeichnet mit: „an st. Johannes baptistae abend“.

Anmerkungen (Wikisource)