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Zedler:PYROPHORUS

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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PYROPUS

Band: 29 (1741), Spalte: 1846–1848. (Scan)

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PYROPHORUS, von einigen auch Pulvis Acherontis und Cinis infernalis, höllisches Pulver genannt, darf mit dem Phosphoro nicht verwechselt werden: angesehen dieser im Finstern zwar leuchtet, aber doch nicht brennet; Jener hingegen sich so gleich von der äusserlichen Lufft entzündet, und wie glühende Kohlen brennet. Er bestehet aus zwey Theilen Alaune, einem Theile Krafftmehle, und einem Achteltheile Agtstein: Diese Stücke werden gepülvert, und in einer Pfanne oder Tiegel über dem Feuer geröstet; Anfangs flüsset die Alaune, hernachmahls lässet man die Masse braun und trocken werden, denn pülvert man sie wieder, thut sie in eine irdene kleine Flasche, so im Feuer nicht springet, stopffet einen thönern Stöpsel darauf, setzet diese in die Kohlen, und lässet es so lange calciniren, bis sich in der Flasche keine Flamme mehr zeiget; Denn verstopffet und verwahret man es wohl vor der Lufft, und lässet es nach und nach erkalten. Der Proceß ist richtig, und kommt die Haupt-Sache auf die Calcination an, welche nach obiger Vorschrifft muß beobachtet werden: Gleichwohl will er den wenigsten gerathen, wenn man ihnen die Arbeit nicht selber weiset, und recht eintrichtert. Tractirt man den rohen Weinstein mit einem Eisen-Könige, bekommt man auch einen Pyrophorum; ingleichen wenn man solches mit dem Weinstein-Saltze thut. Ein Theil Eyerdotter und sechs Theile Alaune geben auch einen Pyrophorum. D. Meuder hat Operment mit gleich viel Eisenfeilig sublimiret, und dessen zehen Theile mit zwölff Theilen Silbercrystallen auf einem Reibe-Steine vermischet: Diese Mixtur hat alsobald auf einem Papiere, als ein Pyrophorus sich entzündet und gebrannt. Johann Daniel Gohl in Berlin hat in den Act. Berolinens. Artic. VI. p. 69. u. ff. einen Pyrophorum, zugleich aber auch einen wahrhafftig mineralischen Schwefel hervor zu bringen entdecket, und davon folgenden Proceß angegeben: Nachdem er nehmlich das Experiment des Herrn Robert a Fluctibus, da das Caput mortuum vom Brodte blos durch Anzühung der Lufft binnen fünff Stunden von sich selbst zu brennen anfangen soll, untersuchet, und solches so schlecht hin für unwahr befunden, bis er endlich Alaune darzu gethan, da dieses Caput mortuum nach seiner völligen Erkaltung, so bald als Lufft dazu kommen, schleunig entzündet worden; So hat er durch mehrere Experimente befunden, daß viele andere Materien, so das entzündliche Wesen in sich halten, vermittelst des Alaun- oder eines andern Saltzes eine gleichmäßige Würckung hervor bringen. Wodurch er denn zugleich die Möglichkeit, einen wahren Schwefel durch Kunst [1847] zu verschaffen, um desto klärer wahrzunehmen gehabt. Das Experiment selbst hat er erstlich mit anderthalber Untze Alaune und einer halben Untze Mehl in einer kleinen Retorte bey Anfangs gelindem und forthin vermehrtem Feuer angestellet, worauf sich, nach weggegangenem vielen säuerlich stinckendem Rauche, endlich die wahrhafften Schwefel-Blumen am Halse der Retorte angesetzet; nach erfolgtem höchsten Grade des Feuers aber, nachdem der Rauch aufgehöret, den Pyrophorum, als das Caput mortuum, gefunden, der sich bey dem Zugange der Lufft alsobald entzündet. Eben dergleichen hat er, an statt des Mehles, z. E. mit Zucker, Gilbwurtz, Agtsteine, Taubenmist u. s. w. in gleicher Dose der Ingredientien; ingleichen mit gebrannter Alaune und obigen Dingen, oder auch Freyenwaldischer schwartzer Erde, gläntzendem Ofen-Russe, gepülverten Kohlen, Krafftmehle und anderen Dingen ausgerichtet. In Wien soll der Pyrophorus im Jahre 1719 ein grosses Aufsehen gemacht haben, und daselbst für eine gantz neue Erfindung gehalten worden seyn. Doch daß dergleichen schon vor langer Zeit bekannt gewesen, dessen giebet unter anderen ein Zeugniß J. J. Becher in seiner närrischen Weisheit, P. I. Art. 26. da er nicht nur pag. 43. eines verschlossenen Safftes oder Wassers gedencket, welches, so bald es eröffnet wird, brenn; sondern auch p. 44. vor Boylen ein Experiment mit einem Metalle gemacht zu haben, versichert, welches gepülvert, in einem Augenblicke aus der Lufft Feuer gezogen, gebrennet und angezündet habe, ohne einiges anderes Zuthun. Nach Gohls oben angeführter Manier hat Andreas Herrmann, wie die Breslauer Natur-Geschichte, im Jahr 1719. Mens. Octobr. Class. V. Artic. 1. §. 2. berichten, einen Pyrophorum aus Alaune und Mehle verfertiget, und dabey diesen Handgriff gebrauchet, daß er es erst vermischt in einem Glase verrauchen lassen, damit das Oel davon gekommen, da denn die Materie schwartz, wie eine Kohle ausgesehen; denn hat er das Glas zerschlagen, und die Materie in Stücklein wie Erbsen, oder auch noch grösser zerstossen; hierauf in eine Retorte gefüllet und starck ausgeglühet; so bald sie etwas erkühlet, hat er sie noch warm in ein Glas geschüttet, und solches wohl vor der Lufft verwahret; Thue man das letztere nicht, so entzünde sich die Materie so bald, als man sie auszuschütten anfange. Wenn der Pyrophorus, nachdem er lange in einem obwohl verwahrtem Glase gestanden, taub und unbrauchbar worden, muß man ihn aufs neue calciniren, und ihm also seine verlohrnen Kräffte wiedergeben. Die Verfertigung des höllischen Pulvers ist eine gantz einfältige Arbeit, schreibet Johann Heinrich Lincke in den Breslauer Natur-Geschichten im Jahr 1722. Mens. Novembr. Class. V. Artic. 2. §. 2. p. 603. die auch ein Bauer machen kan. Ich habe es nicht allein mit Krafftmehl, fähret er fort, sondern auch mit Kräutern, Blumen, Wurtzeln, faulem Holtze und Weitzenmehl gemacht, wie nicht weniger auch mit hart gekochten Eyerdottern, von welchen ich aber im Gewichte etwas mehr nehmen müssen. Die gemeine Zurichtung bestehet darinnen: [1848]

Rec. Aluminis usti, ℥ß.
Pulv. Amyli, ℥ß.

Mischet es zu einem Pulver. Dieses wird in eine steinerne Flasche gethan, so etwan zehen bis zwölff Untzen hält, und in gantz gelindes Feuer gesetzet, nach und nach das Feuer verstärcket, etwan zwey Stunden lang, so wird es aus der Flasche rauchen, so noch eine Feuchtigkeit ist. Wenn man mercket, daß solche ab ist, so stopffet man die Flasche mit einem Stöpsel, von Lehme gemacht, und welcher wohl schlüsset, zu, und giebet starck Feuer, daß das Gefässe recht roth glühend wird. Mit diesem hält man so eine kleine halbe Stunde an, alsdenn kan man es herausnehmen u. kalt werden lassen: Hierauf zerbricht man das Gefässe und verwahret es geschwinde in Gläsern, daß keine Lufft dazu kan, oder es zündet sich so fort an, und wird unbrauchbar. Bey dünner Lufft im Sommer hält sich es wohl vier bis fünff Wochen, im Winter aber, da die Lufft dicker, selten über vierzehen Tage. Man kan es auch in einem gläsernen, kleinen Retortgen machen, in offenes Feuer legen und wie oben damit verfahren; allein der einfachste Weg hat mir am besten geglückt, saget Lincke weiter. Im Thierreiche habe ich hart gesottene Eyerdotter am besten befunden; doch habe ich wohl drey Quentgen genommen. Im Gewächsreiche lässet sich alles brauchen, wie gemeldet: Man nimmt es in dem Gewichte, wie das Krafftmehl: Es gehet auch an, wenn man Ochsengehirne nimmt, nehmlich dessen zwey Theile, und einen Theil Alaune, womit auf gleiche Weise verfahren wird. Es soll ein gewisser Medicus mit Namen D. Dan. Kiällander eine Disput. davon geschrieben haben.