Zum Inhalt springen

Zedler:Stübel oder Stiefel, (Andreas)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Stübbekeshorn

Nächster>>>

Stübel, (Johann Friedlieb)

Band: 40 (1744), Spalte: 1301–1303. (Scan)

Andreas Stübel in Wikisource
Andreas Stübel in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|40|Stübel oder Stiefel, (Andreas)|1301|1303}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Stübel oder Stiefel, (Andreas)|Stübel oder Stiefel, (Andreas)|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1744)}}


Stübel oder Stiefel, (Andreas) ein Philologe, war zu Dreßden 1653 den 15 December gebohren. Er legte den ersten Grund seiner Studien auf der Fürsten-Schule zu Meissen, und zog darauf 1673 nach Leipzig, allwo er 1674 Baccalaureus, und zwey Jahre hernach Magister wurde. Nach diesem bekam er das Amt eines dritten Collegen an der dasigen Nicolai-Schule, und wurde ferner 1684 eben daselbst zum Con-Rector bey der Thomas-Schule bestellet. Allein einige Zeit hernach vertiefte er sich in der Offenbahrung Johannis, behauptete unterschiedliche bedenckliche Dinge, und gerieth letzlich in Anfechtungen, welches veranlaste, daß er in seinem Schul-Amte pro emerito erklärt, und ihm ein Substitute gesetzt wurde. Nachdem er sich aber von seiner Gemüths- und Leibes-Schwachheit wieder erholet hatte, wendete er die Zeit auf Verfertigung nützlicher Schrifften. Von ihm ist über dieses noch zu mercken, daß er sich mit in die damahligen Pietistischen Streitigkeiten gemenget. Er suchte sich nicht nur als einen Reformatorem, sondern auch als einen neuen Propheten hervorzuthun, und da bald darauf auch die Terministischen Streitigkeiten rege wurden, vertheidigte er nicht nur den peremtorischen Gnaden-Termin, sondern kündigte auch den Antipietisten ihr Gnaden-Ziel an, welches 1700 den 15 August gewiß erfolgen solte. Allein diese Weissagung traff nicht besser als die übrigen ein. Vor den Einbruch der Schweden in Sachsen hielt er den König von Schweden und dessen Gefährten vor die Könige aus Morgen, derer in der Offenbahrung Johannis gedacht wird; und die Oder vor den Phrat, welcher von jenen ausgedrocknet worden. [1302] Er wolte auch Christ. Thomasium vertheidigen helffen; alleine man kan leichte aus seinen Umständen urtheilen, wie Thomasius an ihm keinen grossen Vertheidiger gefunden habe. Endlich starb er 1725 den 31 Jenner im 72 Jahre seines Alters. Seine Schrifften, von welchen er selbst einen Catalogum in Druck gegeben, und welcher in den Unsch. Nachr. vom Jahre 1707. p. 435. u. f. mit eingerückt, sind folgende:

1. Disputationes de ascensu Eliae ad Superos.
2. De Excerptis adornandis.
3. Fabri thesaurum, etliche mahl mit ansehnlichen Zusätzen, Leipzig 1717. Es stehet solcher in den Deutschen Act. Erudit. Tom. V. p. 95. u. ff. recensiret.
4. Hebraismum in nuce. Leipz. 1703. in 8. Graesisinum in nuce, Leipzig 1702. in 8. Latinismum in nuce, Leipz. 1703. in 8.
5. Vocabularium Lipsiense latinum, Leipz. 1703. in 8.
6. Cornelium Nepotem und Curtium mit Anmerckungen.
7. Streitschrifften wider D. Pfeiffern, Büchern, D. Alberti, Nüngessern, D. Magern, Albrecht Christian Rotthen.
8. Confessionem spei oppositam spei desperatae.
9. Novissima Antipietistarum.
10. Diabolismum Antipietisticum, wovon in den Unsch. Nachr. 1715. p. 1115. u. ff. nachzusehen.
11. Epistolam de obitu Carpzovii ad Phil. Jac. Spenerum.
12. Gedancken vom Cometen, so 1680 gestanden.
13. Die Endschafft der Babylonischen Gefängniß in einem poetischen Schau-Spiel.
14. Historische Relationes von 1683 bis 1694.
15. Bericht von Träumen und Vorrede zu Just Reinholds grossen Traum-Buche.
16. Den gestürzten Groß-Fürsten Mahomet IV.
17. Heilsame Kinder-Schule.
18. Martin Zeilers ergäntztes Hungatiam.
19. Vom Kobold, Hexen, Gespenst und Polter-Geist zu St. Annaberg.
20. Buchneri poemata cum praesatione.
21. Erasmi civitatem morum, in Deutscher Sprache.
22. Die Wissenschafft der Zahlen und Zeiten aus dem Daniel in Apocalypsi vom jüngsten Tage, Straßb. 1697.
23. Drey neue Klage- Schrecken- und Trost-Lieder nach Davids und Mosis Anleitung.
24. Colloquium mit dem Päbstl. Nuntio und Lateinische Schrifft an ihn, welche in den aufgefangenen Briefen und in dem Theatro Europaeo stehen.
25. Lectio Conrectoralis, 1697.
26: Lectio monitoria ad M. R. C. Rotthium propter ejus πϱοσφώνησιν ad Thomasium, Halle, 1698.
27. Additamentum lectionis prioris, 1698.
28. Observationes a Rotthii Atheistica Thomasiana, Halle 1698.
29. Extremus labor circa Rothii Anti-Thomasiana, 1698. [1303]
30. Erhobene Posaunen-Stimme an M. A. H. Francken, betreffend dessen Schul-Anstalten, 1698.
31. Bedencken über D. Pfeiffers Scepticismum Spenerianum, Franckf. 1698.
32. Annotata subitanea ad D. Albert. Spenerum eundem ac alium, Franckf. 1698. von welcher Schrifft er selber gestehet, daß der Stilus nimis fervidus sey.
33. Confessio Spei contra D. J. C. Nungesseri Spem desperatam meliorum temporum, Franckfurt 1698.
34. Kinder-Schule, darinnen der Kern der Lehre und des Gebets eröffnet, Leipz. 1698. in 12.
35. De vario annulorum genere, Leipzig 1686. in 4.
36. Programma de Festo Gregoriano, Leipzig, 1691.
37. Treuhertzige Erinnerung wegen des Unrechts und Betrugs, so zum Schaden des Buchhandels im Schwange gehet, 1698. in 4.

Er würde vermuthlich noch weit mehr geschrieben haben, wenn ihn nicht seine Umstände und der Tod, der ihn 1724 den 31 Jenner hinweg nahm, davon abgehalten hätte. Siehe Neue Zeitungen von gelehrten Sachen 1722. Webers Einleitung in die Histor. der Latein. Sprache.