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Zedler:Mathematisches Instrumenten-Cabinet

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Vorrede Band 19

Band: 19 (1739), Spalte: . (Scan)

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[WS: aus der Vorrede zum 19. Band extrahierter Artikel]

[4] Mathematisches Instrumenten-Cabinet findet man in Dreßden unter andern Königl. prächtigen Sammlungen gantz besonders schön, und zwar von allen mathematischen Theilen in ungemeiner Menge. Und ob man gleich nicht die allerneuesten Erfindungen von dergleichen Instrumenten daselbst suchen darff, sind es doch meist die ersten Erfindungen von so vielen alten gelehrten Mathematick-Verständigen und geschickten Mechanick-Kundigen, die von mehr als 200. Jahren her mit vielem Fleisse sind gesammlet worden, indem man noch des Churfürsten Moritzens Instrumente, und die grosse Menge, so Churfürst August, glorwürdigsten Gedächtnisses, angeschaffet hat, daselbst findet, die, wenn sie verlohren gegangen wären, vor vieles Geld nicht wieder zu erlangen stünden: da im Gegentheil alle neue verbesserte Instrumente, welche meistentheils, wie sie nemlich heutiges Tages gemachet werden, sich auf derer Vorfahren ihre ersten Gedancken gründen, vor die gehörigen Kosten leicht angeschaffet werden können. Hiernächst kan aus dieser Sammlung auch deutlich erwiesen werden, daß die Aufnahme der Künste und Wissenschafften grösten Theils von des Landes-Herrn Neigung und Beliebung herrühre. Denn es findet sich, daß zu des Churfürst Augusts Zeiten in Sachsen die herrlichsten Instrumente sind erfunden, auch tüchtig gearbeitet worden: da hingegen einige Jahre darauf, als die Künstler nicht mehr so hoch geschätzet wurden, diese Arbeit wieder in Verfall gerathen, bis sie endlich unter des Königs in Pohlen und Churfürsten zu Sachsen, Augusts II. höchstseligsten Andenckens, Regierung in hiesigen Landen zu ihrer Vollkommenheit gelanget ist, und in diesem Flor sich unverändert erhalten hat. Die zum Theil silbernen, grösten Theils aber meßingenen und vergoldeten mathematischen Instrumente werden auf einem grossen runden Saal in dem Königl. Pallast der Wissenschaften (Palais des Sciences) verwahrlich aufbehalten, und ist jede Art der Instrumente einer Disciplin auf einem besondern Tische, der mit einem rothen Teppich bedeckt ist, nach der Ordnung geleget. Es befinden sich aber überhaupt in diesem Cabinete

1) eine grosse Menge von allerhand Circkeln, als:
a) Ordentliche
b) Stell-
c) Bogen-
d) Jobst Byrgische Proportional-
e) Druck- oder Garten-
f) Stangen-
g) Feder- oder Haar-
h) Dreyfüßige
i) Taster- und andere Circkel.
2) Lineale und Maaß-Stäbe, Winckelhacken, Visir-Stäbe, Proportional-Circkel, gantze, halbe, und Viertel-Circkel, in ihre Grade getheilet. [5]
3) Grosse geometrische Instrumente, gantze und halbe Grad-Bogen, Quadranten, alles von unterschiedlicher Art zum Feldmessen zu gebrauchen. Desgleichen des Churfürstens, August, curiöse Viatoria, Theil-Scheiben, etc.
4) Gnomonische Instrumente, als Abweichungs-Instrumente nebst einer ungemeinen Menge Sonnen-Uhren.
5) See-Compasse von allerhand Art, auch andere hierzu nöthige Instrumente.
6) Marckscheide-Instrumente, wobey verschiedene Setz- und Heng-Compasse in Gruben zu gebrauchen.
7) Verschiedene Instrumente, etwas in die Perspective zu zeichnen.
8) Instrumente zum Nivelliren, worunter eine besondere curiöse Wasser-Waage.
9) Zur Statick und Mechanick gehörige Instrumente, als curiöse Schnell- und andere Waagen, Heb- und Brech-Zeuge, unter andern eine Maschine, ohne Pferde, bloß vermittelst des Windes, 7. Furchen auf einmal zu ackern.
10) Eine grosse Menge Artillerie-Instrumente, als Aufsätze auf die Mörser, Stücken, dabey eine curiöse Invention von einer Betarde, auch ein Instrument, durch dessen Hülffe Leicht-Kugeln, z. E. in ein Lager zu werffen, bloß von stählernen Federn.
11) Eine schöne Sammlung von optischen Instrumenten, als:
a) Ein grosser höltzerner Brenn-Spiegel, vom Kunst-Tischer, Gärtner, 5. Ellen über dem Diameter, dessen Concavität starck vergoldet ist, und über 2000. Thaler zu verfertigen gekostet hat.
b) Ein anderer Brenn-Spiegel von Kupffer, 2. Ellen 18. Zoll im Diameter, den der Herr von Tschirnhaus ohne Fehler gemacht, und und von ungemeiner Würckung ist.
c) Das grössere Brenn-Glas, so von Tschirnhausen im Cabinet befindlich, hält eine Elle im Diameter; das Collectiv-Glaß aber 10. Zoll. Uber dieses ist
d) ein Spiegel vorhanden, 1. Elle 10. Zoll im Diameter, dessen Concavität über und über mit kleinen gläsernen Quadrat-Spiegeln bekleidet ist, welche alle dichte an einander stehen, und mit stählernen wohl polirten Nägeln zusammen gehalten werden, in dessen Brenn-Punct hängt eine Lampe, welche, wenn sie bey Nacht-Zeit angezündet wird, eine ungemeine Würckung thut, daß man 200. Schritte davon lesen kan. Es sind auch unter denen optischen Instrumenten
e) ein Lese-Glas von Bernstein. [6]
f) Zwey sehr schöne Deformationes polyedricae, davon eines den Namen JEsus, das andere den hochseligen Churfürsten Johann Georg II. im Brust-Bild auf das deutlichste vorstellet.
g) Viele rare von Stahl-Mixtur rein gegossene, und zu beyden Seiten polirte Spiegel von unterschiedenen Segmenten und Figuren, derer
h) Microscopiorum, davon eines aus Rom von Campani ist, und Tuborum nicht zu gedencken.
12) Zwey Globi von Meßing auch auf dergleichen Gestelle, eine Himmels- und eine Erd-Kugel von Blanuv, so eine Elle 6. Zoll im Diameter und zweye, so 23. Zoll im Diameter halten. Das rareste unter diesen ist ein sehr alter meßingener Globus, so aus Mocca da hinein gekommen ist, iedoch nur 10. Zoll im Diameter; die Sterne und ihre Namen sind mit Silber, der Aequator und die Ecliptick aber mit Golde eingeschlagen, der Süder-Pol ist, weil man damals noch keine Sterne darum gewust, gantz leer: die vielen Benennungen oder Namen der darauf befindlichen Sterne sind von Coufahischer mit Silber eingeschlagenen Schrifft. Die höltzerne Sphaera armillaris, 3. Ellen im Diameter, macht in dieser Sammlung ein nicht geringes Ansehen, zumal da es so gut vergoldet ist, daß man es vor Metall halten solte.
13) Zwey astronomische Uhren sind hier auch nicht zu vergessen:
a) Die gröste ist von vergoldetem Meßing, mit vielen silbernen und emaillirten Verzierungen, und weil sie nach der reinsten Architectur sehr zierlich viereckigt in die Höhe gebauet ist, hat sie vier der schönsten Aussichten, (Façaden) und zwar zeiget sie an ieder Seite, vermöge zweyer besonderer Scheiben und Zeiger, den Lauff zweyer Planeten; die unterste Scheibe auf der fördersten Seite aber weiset die Stunden und Minuten, sie schläget Viertel und Stunden. Die oben darauf 12. Zoll im Diameter sich befindende silberne Himmels-Kugel beweget sich täglich um ihre Axe: in der Ecliptick hingegen rücket ein silbern Sterngen, so die Sonne vorstellet, gehöriger massen fort, daß es also in einem Jahre um die Kugel herum kommt. Auf dem Mittags-Circkel stehet gestochen: coeptum 1553. & absolutum 1558 woraus zu ersehen, daß dieses astronomische Werck bald 200. Jahr alt ist, und siehet doch aus, als wenn es ietzt allererst vergoldet worden wäre. Wenn man eine von denen 8. Thüren der Uhr öffnet, muß man über das inwendige häuffige meßingene Räder-Werck, und die saubere und mühsame Arbeit erstaunen, wie denn inwendig an ieder Thüre eine ungemeine Menge solcher Räder sind, welche, wenn die Thüre wieder geschlossen ist, in das inwendige grosse Werck eingreiffen. Der Churfürst August, glorwürdigsten Andenckens, hat diese Uhr vor 16000. Thaler erkaufft, und ist ohne Postement das blosse Werck 1. ELle und 21. Zoll in der Höhe, und 1. Elle und 2. Zoll ins Gevierdte. [7]
b) Die andere astronomische Uhr, so ein gewisser Geistlicher aus Prag, Namens P. Klein, nur im vorigen 1738. Jahre verfertiget, ist von höltzernen laccirt und vergoldetem Gehäuse. Die Uhr hat zwey Aussichten (Façaden.) Die vornehmste gleichet völlig der Homannischen in Kupffer gestochenen geographischen Universal-Zeig- und Schlage-Uhr, so Zacharias Landleck, Uhrmacher in Nürnberg, verfertiget. Im Mittel ist ein kostbar emaillirtes Hemisphaerium Globi terraquei, über welches ein schief ausgeschnitten blaues Glas von gleicher Concativität und Convexität, wie die halbe Kugel, sich innerhalb 24. Stunden wegbeweget, so daß man gleich sehen kan, daß an denenjenigen Orten, welche mit dem Glase bedecket sind, Nacht seyn muß; wie denn auch gleich wahrzunehmen, welche Stunde es an diesem und jenem Orte an der Zeit ist. Auf der andern Seite ist ein ordentlicher Uhrzeiger, so die Minuten und den Monats-Tag, auch die Zeit des Auf- und Untergehens der Sonne bemercket: wie denn überhaupt die Uhr Viertel und Stunden schläget, auch repetiret.
14) Eine derer grösten Lufft-Pumpen von einem Cylinder, so der ehemalige Rath Leupold in Leipzig verfertiget hat, nebst darzu gehörigen Glocken, Recipienten, grossen meßingenen Hemisphaeriis, und andern vielen Instrumenten.
15) Ein blechern Sprach-Rohr, 8. und eine halbe Elle lang, auf eine Stellage zu legen.
16) Etliche Kästen, so mit denen schönsten mechanischen stählernen und eisernen, auch grösten Theils geetzten Instrumenten angefüllet, und wegen Mangel des Platzes nicht können ausgepacket werden.