Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 23

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 105–109
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[75] Wie herrn Gotfridts freiherren zu Zimbern zwen elteste sön bei denen herzogen von Schwaben erzogen, und der jungst, herr Waldtbrecht, zu Sant Gallen ain conventual worden, mit bericht, wie herr Albrecht von
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Zimbern verheirat und kinder bekomen.
Hievornen ist gehört worden, das herrn Gotfriden von Zimbern dem jungern sein gemahel, fraw Elizabeth, geborn herzogin von Tegk, vil kinder geboren, deren etliche zu Harhausen in dem großen gemainen sterben vergangen;
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doch sein im in leben beliben drei sön und ain dochter, under denen die altesten zwen, herr Albrecht und herr Wilhelm. So bald die von iren kindtlichen jaren erwachsen, warden sie durch anschicken und begern herrn Wilhems, ires vetterns, der an herzog Fridenreichs von Schwaben hofe
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war, zu denen jungen fürsten, nemlich herzog Conradten und herzog Fridenreichen, den ainoügigen, gethon, bei denen viler graven und herren kinder auferzogen wurden, nemlich grave

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[106] Berchtolt von Eberstain, ain grave von Dillingen, ain grave von Helfenstain und andere mer. Zu disen thet [A54b] man auch gedachte junge freiherren von Zimbern. Die alle wurden in ir jugendt in der lateinischen sprach und aller
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zucht underwisen; nachdem sie aber erwuchsent, warden sie in allem ritterspil, dessgleichen in waidwerken und was zu eerlichen, adenlichen freuden und übungen dienen möcht, unterricht. Herr Waltprecht hieß herrn Gottfridts jungster son, der ward in seiner jugendt zu Sant Gallen in das closter
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gethan under apt Huldreichen freihern von Busnang. Da ward er ain conventual und verharret alda bis an sein end. Unlangs vor diser zeit, namlich nach Christi unsers herren gepurt im ain tausendt fünfundneunzigisten jar, ward das closter Alperspach durch herrn Rutman von Hausen
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aus dem Kinzgerthal, desselben grundt und boden es gewesen, und grave Allwigen von Sulz, auch von grave Albrechten von Zollern gepawen. Nachdem es nu volbracht, kam grave Albrecht in den orden. Zu disem grafe Albrechten kam herr Gotfridt von Zimbern gar vil, als der im sonders
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wol bekannt was. Dardurch gewan er zu dem closter ain solchen genaigten willen, das er im sein begrebtnus dahin erwellet, auch volgendts sambt seiner hawsfrawen im chor vor dem fronaltar begraben wardt. Sein gemahel, fraw Elizabeth herzogin von Tegk, zu ainer langwürigen
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gedechtnus der freiherschaft Zimbern, wurket im ain tuoch mit neunen jungfrawen, die sie in irem frawen[1]zimmer het, die ganz historia des zugs geen Jerusalem [76] und wie weiland ire zwen schwäger, herr Conrat und herr Albrecht, bei Nicea erschlagen und herr Friderrich von Zimbern hart verwundt
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mit dem graven von Schwarzenburg und andern vorgenannten darvon komen war. Dises tuch, daran sie neun ganzer jhar gearbait und die größe gehabt, das der ganz chor zu baiden seiten ob dem gestüel darmit behenkt, kam nach ir und ires gemahels, herrn Gottfridts, absterben geen Alperspach
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in das closter, da es anno domini fünfzehenhundert zwainzige noch gewesen ist. Und wiewol solichs in der beurischen auffrur, als gemelt closter von den pauren auch eingenomen, zum thail verbrennt und zerrissen worden ist, so sein doch etliche stuck noch verhanden, die zu Herrnzimbern in dem
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schloß zu ainer ewigen gedechtnus behalten werden. Und

1 [107] sonder zweifel ist diser herr Gottfrid von Zimbern bei seinem leben in aim höchern stand, dann ains freiherrn, gewesen, seitmals man in oftgemeltem gewurkten tuch seinen namen allwegen »Gottifredus dux de Zimbris« geschriben findt.

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* [1515] Altperspach[2] hat den namen vom bach und haißt der Altpirschbach, darauß abzunemen, das in derselbig gegnent gar nahe von anfangs ain freie pirsch gewest und zu ainem underschid der newen pirsch also gehaißen worden. Die recht alt stiftung ist nit so gar ain münchisch wesen und
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leben gewest, als wie das bei den dreihundert jaren here ald eingerissen; es sein auch die conventuales alda nit alle priester gewest, sonder allain der apt, der prior, der custor und dann etliche caplön, die göttliche empter und andere gotsdiensten verricht, darbei abzunemen, das es schier ain
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weltlichs closter anfangs, darin die grafen, herrn und vom adel, so die uf ir alter kommen und unvermögenlich worden, sich begeben und neben kurzweiligen, ordenlichen übungen, die irem alter gezimpt, auch ain abgesonders und gotzferchtigs leben füren künden; und soll nur uf adelspersonen und uf
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die ritterschaft gestiftet sein, daher vor jaren mertails ire äpt aldo vom adel gewesen, als die von Neuneck, Hacken von Harthausen, Münzer und andere mer. Die aptei hat man nur die burg genannt, so het es darumb noch zwölf burgle wie schleßle gehapt, darin die zwölf conventuales
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vom adel gewonet. Die haben neben den gotzdienst und der kürchen sich mit baißen, jagen und allerhand waidwerk geübt und doch sant Benedicten orden gehapt und angetragen. Neben der zimbrischen und andern adenlichen begrepnussen zu Altperspach findt man ain gar alten, iedoch
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schlechten grabstain neben dem cor uf der rechten seiten, wie man hinein gehet, uf dem man befindt, das die grafen von Oberndorf darunder begraben. Wer die seien, waist Gott, dann man von kainem sollichen geschlecht findt geschriben; aber meins bedunkens sein es grafen von Sulz,
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die haben Oberndorf ein zeitlang ingehapt und mögen sich zu underscheid der andern nach irer wonung grafen von Oberndorf geschriben haben, wie sollichs bei den alten vil im brauch gewest, auch bei den Niderlender und Franzosen noch also gehalten wurt. Der großen und hohen seulen

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[108] im langwerk der kürchen von ainem stuck ist sich wol zu verwundern, dergleichen das die von zwaien rindern sollen zum baw gefürt sein worden, von denen das groß ochsenhorn und das hüftbain vor des münsters thür im vorschopf
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hangen, daher ich mir nit gnug verwundern kan etlicher dorhait, die do streiten, das solche und andere große seulen vor zeiten seien gegossen worden, darvon man doch in der geschrift nichs glaubwürdigs findt; auch do man schon solche vermainte gegoßne seulen findt, kan do mit gutem grund
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dargethon werden, woher sie gemainlich seien gepracht worden. Es haben die alten vor zeiten große last füren künden, wie man auch noch sicht deglehs in der Romania, do seulenstain und anders ainer unglaublichen größe und schwere noch zu unser zeiten gefürt werden. Also sein auch
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die großen piramides, metae, obelisci und ander groß seulen hin und wider in Rom gefürt worden. Es haben die äpt von Altperspach vor jaren ire aigen jagen gehapt, auch die gepraucht, daher findt man, das anno 1460 under apt Endresen, war ain edelman von Neuneck, an sant Matheus
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abent ain armer man ain großen hirß mit aim rüden uf Rumlinshorn angetroffen; der hund jägt den hirß die staig hinab biß gen Altperspach in weir, die hund im closter jägen den hirß ußer weir in garten, darin ward er von den leuten und hunden dermaßen genöt, das er über ain maur,
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war ob zehen werkschuchen hoch, ußerm garten hinauß sprang und wollt ie ins closter laufen; aber man war darvor. Do jägten ine die hund so lang umb Kreenbad und Rotenberg hin und wider, biß er doch zu letsten hernider lag. Man schickt dem apt Endresen das wildtpret. *
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* [1185] Der grundt und boden, darauf Alperspach das closter anfangs erbawen, ist herr Rutmans freiherrn von Hausen gewesen, der hat solchen zu erbawung des closters umb Gottes und merung willen seiner göttlichen diensten darzu ergeben, und haist nit Alperspach, wie man das
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gemainlich nempt, sonder vom bach Altpirsbach. Der hat, wie die alten haben vor vil jharen darvon gesagt, die frei gepirs und den forst von ainander geschaiden. * Es hett aber grave Albrecht von Zollern, conventher zu Alperspach, noch ain brueder, hieß grave Friderrich,
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des gemahel was ain grevin von Schalzburg. Die hetten ain son, auch Friderrich gehaißen, der ward bei den jungen herzogen von Schwaben mit andern herrn erzogen. Dem-

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[109] selben ward herrn Gottfridts von Zimbern dochter, fröle Sophia, vermehelt. Doch starb er also jung an dem fürstlichen hof und ward zu Lorch begraben. Demnach aber nun herzog Friderrich von Schwaben der alt gestorben, und
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herzog Conrat und herzog Friderrich von Schwaben ire fürstenthumb gethailet, auch ehelichen verheurat, blibe herr Wilhelm von Zimbern bei herzog Conraten; aber sein elterer brueder, herr Albrecht, kam aus erforderung seines herrn vatters von dem fürstlichen hof und ward im elichen
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vermehelt fraw Beatrix herzogin von Urslingen im jar nach der mentschwerdung unsers herrn ain tausendt ain hundert sibenundzwainzige. Sollichs ohne zweifel geschehen umb merung willen gueter nachpurschaft, dann ir baider herrschaften aller nechst bei ainandern gelegen waren und also nach, das die
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baid schlösser Urslingen und Herrnzimbern kunftig, nach verderbung der gegne vor dem Schwarzwaldt, in ain pfarrkirch geen Epfendorf verwendt sein worden. Nun gebar dise fraw Beatrix herrn Albrechten zwen sön und zwo döchtern, der elter hieß herr Johanns, der ander herr Wilhelm; das elter
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fröle hieß Wilpurg. Die ward, nachdem sie erwuchs, herrn Burkharten freiherrn von Hornberg vermehelt; aber das ander fröle, Beatrix nach irer [80][3] fraw muetter genennt, die kam zu Sant Waldtburgen geen Waltkirch in den freien stift, darin ir anherr, herr Gottfrid von Zimbern, auch ain
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schwester (wie oben gehört) gehabt het. Aus was ursachen aber gedachtes fröle in ain ander closter volgendts komen, wurdet hernach auch angezaigt werden.



  1. frawen-] von hier an fehlen in A 3 blätter, bl. 55-57.
  2. Altperspach] s. Geschichte des Klosters Alpirsbach auf dem Schwarzwalde, nach Urkunden bearbeitet von Karl J. Glatz. 1877.
  3. 80] auf s. 77, 78, 79 stehen die wappen von Zollern, Urslingen und Hornberg mit je dem zimmerischen.