Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 31

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 164–174
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[164]
[110] Wie herr Albrecht freiherr von Zimbern seinem son, herrn Wörnhern, frölin Anna freiin von Falkenstain vermehelt, von welcher er nit mer dann ain ainigen son, auch Wörnher genannt, verlassen, bei desselbigen
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zeiten die herrschaft Zimbern übel verbrennt und verderbt worden.
Wie oben gehört, das Herrn Albrechten von Zimbern ain marggrevin von Hochberg verheurat, so ist zu wissen, das dieselbig im zwen sön geborn hat. Der elter, herr
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Conrat, nachdem er aufgewachsen, ward er zu grave Eberharden von Würtemberg an hof gethon; der ander, herr Wörnher, behielt er als sein liebsten son allwegen bei im. Zu seinen zeiten ward er für ain wolhäabigen herrn, der in aim aufgang und hochen vermegen seins järlichen einkomens,
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geachtet, aber das glück, das seinwel und selten lang an aim stand beleibt, schicket es nach seinem tödtlichen abgang durch verschulden herrn Conrats, das die freiherrschaft Zimbern ganz in abfaal und verderben gebracht ward. Er verheurat herrn Wörnhern, seinem jungsten son, herrn
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Berchtolts freiherrn von Falkenstain und Rambstains dochter, fröle Anna gehaißen, deren muetter ain grevin von Fürstenberg, fraw Elizabeth genannt; das geschach anno domini 1288. Baldt hernach bezallt diser loblich herr die schuld der natur und verschide ganz christenlich auß diser welt,
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mit großer clag aller seinen. Er ward gefüert zu Sant Jörgen auf den Schwarzwaldt und dahin zu seinen voreltern begraben. * [1405] Ich find ain heiratsabredt beschriben in ainer gar alten cronica, so weilunt Hannsen vom Stat zugehörig
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gewesen; weil dann der obgenannt herr Conradt freiherr zu Zimbern sampt vil andern graven, herren, ritter und knechten bei derselbigen sach auch gewesen, kan ich nit umbgeen, die zu erzellen. Anno domini 1284 vermehelt Herr Eberhart freiherr zu Lupfen sein dochter, fröle
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Gertrauten, herren Leuchtolden freiherren zu Regensperg, weilunt[1] herr Ulrichs säligen sone. Die pracht im zu 200 mark silbers; die heiratsabrede beschach in der Mainow[2] vor beider theil freundtschaft. Bei dem von Regensperg was gegen-

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[165] wurtig graf Friderich von Dockenburg, herr Ruedolf freiherr von Wadischweil, herr Ruedolf freiherr von Guttingen, herr Hörman freiherr von Bonstetten[3], herr Ulrich freiherr von Reusegk, herr Hainrich freiherr von Dengen, herr Friderrich
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freiherr von Wasserburg, herr Eberhart Kircher zu Stainmaur, herr Egprecht von Schaffhausen, Herr Seifridt vom Thor, herr Ulrich von Beckenhofen, herr Wilhelm von Hochkelm, herr Conradt von Stainmaur, herr Bernhart von Wilflingen, herr Bilgere von Istetten, herr Egprecht von Rede,
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herr Friderrich von Buchsee, herr Ruedolf, herr Hainrich und herr Berchtoldt von Erdingen, gebrüeder, alle ritter, Petter an dem Ort von Schaffhausen, Mörlin, Ulrich von Mandach, Arnoldt von Stainemaur und vil ander mehr. Aber uf herr Eberharts von Lupfen parthei waren nachvolgende,
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namlich herr Eberhart von Lupfen der elter, des ernennten frölin Gertrauten herr vatter, herr Eberhart von Lupfen der junger, ir brueder, mer herr Eberhart der junger und herr Hainrich von Lupfen, des alten herr Eberharts brueders sone, der freiherr von Tuffen, custor zu Einsidlen, graf Hörman
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von Sulz, Herr Conradt freiherr von Zimbern, herr Diethelm freiherr zu Weißenburg, herr Conradt von Weisenburg, genannt der Haiden, sein sone, herr Friderrich von Weisenburg, auch sein sone, herr N. freiherr zu Wasserstelz, N. der freiherr von Wartenberg, herr Rediger der Manesse
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und vil ander ritter und knecht. Solche vermählung und heiratsabrede ist in obernemptem jar uf den montag nach ußgender osterwochen in der Mainow beschehen. Dises frölin von Lupfen muetter ist gewesen fraw Adelhait, ain geborne freiin von Zimbern, darvon hieoben auch meldung
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beschehen. Ich findt, das die Mainow zu selbiger zeit in handen des teutschen ordens gewesen, dann bei zwaien jaren darvor, anno 1282, hat herr Arnoldt von Langenstain[4], ritter, zwen seiner söne in den deutschen orden gethon, demselbigen die Mainaw und alle andere ligende güeter
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übergeben. Das ist mit bewilligen und zulassen abt Albrechten in der Reichenow, ist ain freiherr von Ramstain gewesen, als des lehenherren, zugangen und beschehen. *

* [1341] Es ist um dieselbig zeit und auch darvor die welt also gesinnet gewest, das kainer vermainet hat, sellig 1

[166] kinden werden, er geb dann das sein den pfaffen und den orden. Dardurch haben sie auch so große, ja die bösten und gelegnesten güeter überkomen, und so inen der allmechtig nit ein zaum eingelegt und ir aucupium moderirt,
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hetten sie zuletzst alles an sich gezogen. Ich sprüch aber nit, das es unrecht seie, den gotzdienst uffnen und mehren, oder das man den [1342] gaistlichen das ir soll nemen, sonderlich die, denen das nit zustehet, ich sag aber, man hat inen nur zu vil geben, dardurch dann die guetherzig
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mainung unserer vorfarn, die ohn zweifel der allmechtig im ewigen reich seiner götlichen herrligkait reuchlichen darumb widergolten, so ellengklichen missbraucht wurt und bei den merenthail in ain lautern pracht und luxum gerathen ist. Also ist es auch diesem orden ergangen, die güeter nutzen
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sie, was aber die christenhait und bevorab der gotzdienst dardurch gebessert, das ligt am tag, und hat nit allain diser ritter, herr Arnolt von Langenstain, seine güeter dem orden ergeben, sonder auch ganzen herrschaften sein inen der gestalt zugestanden. Dann bei vier und dreißig jaren vor
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disem, nemlich anno 1250, hat ain edler freiherr von Horneck, genannt Herr Conradt, nachdem ime sein gemahl gestorben, sich entschlossen, sampt seinen zwaien sonen und ainer dochter die welt zu verlassen, gaistlich zu werden und den deutschen orden anzunemen. Darumb thet er die
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dochter ins frawencloster Billighaim, aber sich selbs und seine zwen söne, uf denen das geschlecht der freiherren von Horneck beruwen war, sampt dem schloß seines namens, Horneck[5], dem stettlin Gundelshaim und der ganzen herrschaft, auch aller verlassenschaft an ligenden und fahrenden
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güetern übergab er dem deutschen orden, den auch er und seine zwen söne annamen. Der junger son, herr Wernher, war ganz lam; aber wie in sein herr vatter im schloß zu Horneck Gott ergab und uf den altar opferte, do wardt er wunderbarlich gesundt und aller seiner glider wider geradt.
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Herr Conrat, der alt herr, nam kurzlich hernach seinen eltern son, hieß auch Conradt, zu sich, fueren mit ainandern über mehr, stritten mit andern Christen wider die unglaubigen; zuletzst wardt der junger herr Conradt in ainem unfall erschlagen. Darab nam der alt herr, sein herr vatter, ein
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unmuet, das er wider in deutsche landt keret. Da verzeret er

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[167] im dienst Gottes die überigen zeit seines lebens und wardt zu Horneck in der capellen im chor vorm altar begraben. Aber sein junger herr [son][6], herr Wernher, der starb hernach anno 1306 und wardt auch zu seinem herren vattern
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begraben. Mit inen ist der alt stam der freiherren von Horneck zu grundt gangen. Der allmechtig tröst sie in jener welt! Gleicher gestalt ist Alschausen sampt der grafschaft Hirseck[7] dem deutschen orden pietatis causa umb ain todten pfening zugestanden, nemlich von den grafen von Hapspurg
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und den grafen von Veringen; die habens von dem letzsten grafen von Hirseck ererbt und volgends dem orden verkauft. Der letzst graf von Hirseck ist in ainem tumult unfer von Alschausen in der gassen, do man von Aulendorf herüber zeucht und der that halben noch heutigs tags die
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mordgassen[8] wurt genannt, von seinen feinden oder widerwertigen jemerlichen erstochen worden. * * [1402] Man sagt, nachdem der teutsch orden Alschausen von den grafen von Veringen und [1403] Hapspurg erkauft, do haben bald hernach die freiherren von
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Bickenberg ire güeter auch dahin geben und ain deutsch haus alda gestift. * Herr Wörnher, sein son, hielt sich in der herrschaft mit seinen armen leuten und hünderseßen, auch gegen menigclichem so wol, das er von iederman lieb gehabt ward, und
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die underthonnen ires alten herrn seligen ganz ergetzet warden. Aber das wandelbar glück, das heut ain erhöcht und morgen widerumb ernidert, schidt alsbald durch seinen unzeitigen todt von disem geschlecht, und das schicket sich also. Zu ainer zeit ritt gedachter herr Wörnher, auch sein
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gemahel, groß schwanger ains kündlins, durch kurzweil jagen; bei im was sein schweher Berchtolt von Falkenstain, auch seine baid schweger, herr Eglof und herr Aigelwart. Das mal ward von inen ain großer hirß gefangen. Nun was es vast haiß, und het sich herr Wörnher als geüebt,
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das in gar hart und übel dursten wardt. Er kam ohn geverde zu aim brunnen, welcher noch auf disen tag von den alten genannt wurdt von diser geschicht [112][9] Wörnhers brunn, ligt zwischen dem stöttlin Herrnzimbern und dem

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[168] dorf Bösingen in dem wald, gehaißen das Hardt. Da tranke er in die hitz also begirlich und vil, das im alsbald wee wardt und ohn allen verzug mit seinem gemahel von dannen reiten müeßen, welches doch schwerlich und mit großer
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not und arbait geschahe. Von stund an, als ain gotzförchtiger herr, ließ er sich mit den hailigen sacramenten versehen und starb an dem andern tag darnach mit großem kommer und clagen aller seinen; das geschach im jar nach unsers lieben herrn gepurt 1289. Er wardt zu Sant Jörgen
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gefüert und dahin begraben. Was unmuts, kommers und schreckens sein gemahel darab gehabt, mag leuchtlich ermessen werden, dann sie ain sollichen jamer stalte, das mit großem schmerzen und weetagen die zeit der gepurt nahen was. Also gepar sie ain son, wiewol sich alles hofgesünd,
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auch ir herr vatter und brueder, die noch bei ir waren, ir und des kündts verwegen hetten. Das künd wardt seinem vatter nach in dem tauf auch Wörnher gehaißen. Alsbald nun die sechs wochen der kündtbet auß waren, und die begengnus, auch der dreißigist ires herrn selligen vergangen,
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wiewol sie noch des empfangnen schreckens und kommers halb vast krank was, wolt sie zu Herrnzimbern, da sie zwen sitz het, nit mer bleiben, besonder zog von stund an hinüber geen Seedorf, das ir in widams weis verschriben. Da erzog sie iren son mit ganzen trewen, blibe daselbst in irem
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witwenstandt unverendert biß in iren todt. * [1189] Nit weit von Bösingen dem dorf wurt der bronnen, darauß herr Wernher freiherr zu Zimbern, dem die freiin von Falkenstain verheirat gewesen, in die hitz getrunken und in wenig tagen desshalben mit tod abgangen, noch
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gezaicht, ist diser sach halb domals herr Wernhers bronn genannt worden, darnach Wernlis bronn, iezundt wurt er gehaißen Bernlis bronn, und das thal, das obgehörter ursach herr Wernhers thal genannt, wurt vom gemainen bursman, dem die alten historien nit bewist oder anmuetig, zu diser
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zeit das Berenthal benent. Also endern sich nit allain die leuf und zeiten, sondern auch die mentschen, es werden auch die namen manchmal verendert und verkert. * Herr Conrat von Zimbern, ir schwager, der bei grave Eberharten von Würtemberg erzogen, auch stettigs bei im
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zu hof und selten anhaimsch was, besetzet das schloß und stötle Herrnzimbern, verordnet dohin ain vogt, namlich Hansen von Justingen den eltern, der vorhin zu Herrnzim-

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[169] bern gesessen und von der freiherrschaft belehnet was; dessgleichen setzet er ain vogt geen Hochenstain, das er biß daher selber ingehabt. Darneben warden dem jungen herrn von gemeiner freundtschaft zu fürminder geordnet, nemlich
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iezbemelter herr Conrat, graf Ego von Fürstenberg und herr Eglof von Falkenstain, die sollten alle gülten der herrschaft innemen lassen und des jungen herrn Wörnhers nutz zum bösten schaffen. Aber herr Conrat von Zimbern, der bei grave Eberharten von Würtemberg erzogen und volgends
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bei demselbigen in allen seinen handlungen verharret, dardurch er die freiherrschaft Zimbern in großen abgang und verderblichen schaden gebracht, was dises die ursach, das gemelter grave Eberhart von Würtemberg mit allen kaisern und königen, so bei seinen zeiten lepten, krieget,
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dessgleichen mit denen reichstetten, auch vilen graven und herrn, denen er großen schaden zufüeget. Erstlich, als könig Rudolf, ain grave von Habspurg, an das reich kam, bewarb er sich, als stark er mocht, verainet [113] sich auch mit etlichen graven und herrn des landts zu Schwaben, als
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namlich mit Montfort, Dockenburg, Hochenberg, Öttingen, Helfenstain, Feringen, Zollern[10] und andern mehr, die sich zu im verbunden wider den römischen könig. Derselbig zoge gewaltigclich, nit allain im, sonder auch seinen helfern und deren anhang, in ire lender und herrschaften, prennet und
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verderbet sie ganz und gar, zwang und netet sie alle dahin, das sie im und dem reich gehorsam sein muosten. Aber nach absterben dises königs ward an das römisch reich grave Adolf von Nassaw erwellet; das widerfacht herzog Albrecht von Österreich, gemelts königs Rudolfs son, welcher sich
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derhalben, so stark er mocht, bewarb. Im half auch nach allem seinem vermegen grave Eberhart von Würtemberg, unangesehen das er vorhin wider sein herr vatter, könig Rudolfen, gewesen. Also geschahe zwischen könig Adolfen und herzog Albrechten ain schlacht im Wormbser gew[11], darin
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ward könig Adolf mit vil graven, herrn, rittern und knechten, so auf baiden thailen waren, erschlagen, anno domini 1299. Herzog Albrecht von Österreich kam das mal zum reich

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[170] mit willen der churfürsten. So bald das geschach, fieng grave Eberhart von Würtemberg an, mit im zu kriegen, wie trewlich er im vorhin wider sein vorfarn, könig Adolfen, geholfen het, thet im manchen großen schaden und
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widerdrieß. Das weret biß in das ailft jhar, darin diser könig von seines brueders son, herzog Johannsen von Österreich, erstochen[12] wardt. Nach disem erwelten die churfürsten grave Hainrichen von Lützelburg an das reich. Der hollet die kaiserlichen crona mit gewalt zu Rom. Under disem kaiser
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war nit weniger, dann vormals, grave Eberhart von Würtemberg unrüebiger; er krieget mit allen herrn und reichsstötten, so umb in gesessen waren, thet inen vil gewalts und großen schaden. * [1414] Es[13] hat grave Eberhart von Wirtenberg den
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graven von Eberstain auch überzogen und im jar 1377[14] uf unser Frowen himelfart abent das schloß Eberstain sampt denen reichstetten belegert bis uf des hailigen creuz dag hernach, da sein sie mitenandren widerum ungeschafft abgezogen. *
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Dise clagen und beschwerden kamen für den kaiser, und wiewol der nit vil in teutschen landen, verschafft er doch ernstlich durch seine mandaten bei denen stenden des reichs und sonderlich im land zu Schwaben, das dieselben mit grave Eberharten von Würtemberg kriegtent und nit
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allain in, sonder alle seine diener, helfer und anhenger straften. Sollichs alles das geschach, dann Würtemberg das schlos ward zerbrochen und verbrennt, im auch nahent alle seine stött und vast das ganz land abgewonnen, welches er doch nach absterben dises loblichen kaisers alles widerumb
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überkam. In disen handlungen gar nahent allen ist herr Conrat von Zimbern bei grave Eberharten gewesen, darzu seines brueders seligen son, den jungen herrn Wörnhern, über seiner herrn und freundt rath und willen auch darzu bracht. Über das er zu mehrmaln von denselbigen
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trewlich darfür gewarnet und gebeten, sich anhaimsch ze thun, zaigten im an, das er wolte bedenken [114] den schaden und

1 [171]

verderblichen nachthail, so ir iegclichem von gedachtem grave Eberharten beschehen were, rieten im darbei, dieweil sein brueder sellig, weiland herr Wörnher, also jung tods verschiden und nur ain ainzigen son, den er durch sein
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unzimlich fürnemen auch wol umb leib und guet bringen mecht, verlassen, das er sich verheuraten und in den ehlichen stand zu heuslichen sorgen schicken wellte; ob er aber seiner person halb inen, die es mit trewen gemainten, nit volgen und sich selber ie nit bedenken wolt, das er doch seinen
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jungen vettern, herrn Wörnhern, auch sein geschlecht betrachte und denselben widerumb von dannen komen lassen wolt, auch mit im die herrschaft thailen, damit er nit als ain junger unschuldiger mit im gestraft und verderbt wurde. Ferrer erinnerten sie in, zu bedenken, wie es andern herren,
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die grave Eberharten vormals auch hilf und beistand wider könig Rudolfen gethon, als er das selbert guot wissens trüege, ergangen, das sollichs inen selbs, iren herrschaften und armen leuten zu verderblichem nachthail komen; so er nun fürter bei im verharren, das alsdann im nit weniger
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schaden und verderben, leibs und guts, begegnen und widerfaren mechte, mit andern mehr ursachen und umbstenden, die sie im erzellen waren. Disen rath und getrewe warnung was er alles verachten und inen ir begern abschlagen, mit anzaigung der ursach, dieweil er bei seinem herrn
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auferzogen, so welte im nicht gepürn, in den angefangnen handlungen von ime zu weichen, besorgendt, man mechte im sollichs in ain verzagkait messen; aber seins vetterns halb, dieweil es sie gerathen und für guot ansehe, das derselb von hove keme, welt er inen nit abschlahen, sonder
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denselben alsbald abfertigen und wider haim schicken; alsdann möchten sie in an ain andern hof thuon, oder aber nach irem wolgefallen verheuraten, dann er für sein person frei und unverbunden bleiben und ihe von seim herrn, grave Eberharten von Würtemberg, nit komen welte; der
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herrschaft thailung halben wolte er sich desselben nit widern, sonder unverzogenlich fürdern, damit er seinthalb in kain geferlikait komen mechte. Also muste es die freundtschaft beschehen und sich seiner antwurt und erbietens beniegen lassen. Demnach aber grave Eberhart von Würtemberg vil
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jhar krieg und unfriden in allem Schwabenlandt geiebt und herr Conradt von Zimbern, auch herr Wörnher, sein vetter, den er unangesehen seins zusagens, der freundtschaft ge-

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[172] thon, bei im behalten, den mererthail darmit und bei gewesen, und aber zu letzst das glück umbschlug, dergestalt das grave Eberhart, auch seine diener und helfer in des kaisers ungnad und des reichs acht gefallen waren, darauf
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vilgemeltem grave Eberharten von Würtemberg durch herrn Conradten freiherrn von Weinsperg, kaiser Hainrichs statthalter, und die stend des reichs all sein landt[15] verderbt, verbrennt und genomen wardt, das im von aller seiner [117][16] landtschaft nit mehr dann drei stött überbliben, (das geschach
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nach unser erlösung im jhar 1311) dasselbigmal ward auch durch die von Rotweil aus bevelch und ansuchen grave Ludwigs von Öttingen, des reichs obristen hauptman, Herrnzimbern das stötlin, darin zu denen zeiten vierzehen vom adel, die alle von der freiherrschaft Zimbern belehnet,
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gesessen waren, mit gewalt eingenomen, zerstört und verprennt; dessgleichen Hochenstain das schloß, das herrn Conradts von Zimbern allain gewest, darzu alle dörfer in der herrschaft, außgenomen die under vesti zu Herrnzimbern, die sie, wiewol nur ain mann darauf gewest, dasmal nit
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gewinnen haben mögen, (welcher von der erlichen that wegen sein lebenlang »der edelman« gehaißen worden; hat auch solchen namen seinen erben und nachkomen verlassen) und Seedorf, schloß und dorf, das fraw Anna von Zimbern, geborn freiin von Falkenstain, in widams weis verschriben.
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Das geschach, als man zellet 1312, und seind dises die namen der geschlechter, so der zeit zu Herrnzimbern gesessen, namlich Hanns von Justingen, der zeit vogt und verwalter der freiherrschaft Zimbern, welcher sonst noch ain sitz im dorf Bösingen het, Brunnschenk von Schenkenberg, der het
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inn das schlos Schenkenberg, Hainrich von Tannegk, het noch ain sitz zu Tunningen[17], Burkhart von Aw, Rudolf Waltstreßer und Rudolf Fliher, der ieder hett noch ain sitz zu Tunningen[17]; dessgleichen Hanns von Burgberg und Eberhart Brandthach, Fritz von Seedorf, Conradt von Leinstetten,
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Hanns Vogt von Beringen, Gabriel von Ramingen[18] und Conrat Boller von Capell und Hainrich Staheler von Winzlow. Ire wappen sein nacheinandren gemalet, wie obsteht.

* [1412] Zu gleicher weis, wie ain ainziger man, so der 1

[173] that halber »der edelman« ist genannt, das schloß und under vesti Herrenzimbern wider sovil feindt erhalten, also ist im ain und sechzigisten jar hernach, anno 1364, im Turgew auch beschehen. Es lag graf Albrecht von Werdenberg
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mit den Bludenzern vor Ramschwag im vorhof, welches er hart belegert. Nun war aber auch nur ain ainziger man in der vesti, der hieß Hartman Brasperg. Derselbig allain hielt den feinden die vesti vor etlich zeit; zuletzst kam doch graf Ruedolf von Montfort mit etlichem kriegsvolk, dardurch
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die veste errettet und dann graf Albrecht zum abzug ward verursacht. Ob diser Hartman von Brasberg des geschlechts der Vögt von Summeraw gewesen, oder sonst also gehaißen, ist unbewist, aber ain edle that[19] hat er hiemit uf Ramschwag gethon, das seines namens in ewigkait nit soll vergessen
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werden. Man findt auch noch heutigs tags, so man sucht, in veldern bleine und eisene kuglen, uf sechs und acht pfundt schwer, unfer vom stettlin Zimbern, die zu derselbigen zeit von den rotweilischen hinein sein geschossen worden; dann
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Rotweil ain aigne schanz davor gehapt. Die sein domals mit guetem geschütz gefasst gewest; hat sich an dem wol beschaint, das sie der starken quadermauren am stettlin Zimbern gewaltig haben sein megen, dann die stainen kuglen, wie sonst der zeit mertails gebreuchlich gewest, an dem
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ort nichs erschossen hetten. User dem so nim ich, das die büchsen lenger in deutschen landen gewest und elter sein, dann gemainlich darvon gesagt wurt. Es ist heutigs tags ain halb falkanet uf Eberstain, damit sollen die selbigen graven die von Würtemberg vor vil jaren überzogen haben
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und soll, wie man daselbs darfür helt, die erst büchs sein, die in unsern landen gewest seie. Das mag wol sein, aber an dem ist kain zweifel, das geschütz hat bald nach den zeiten des römischen künigs Ruedolfen ein anfang gehapt, wiewol dessen wenig gewest, vil weniger auch man damit
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hat künden umbgeen. In diser vecht, darin Herrenzimbern und andere herrschaften überzogen und verderpt worden, gieng es auch über die grafen von Öttingen, waren würtenbergisch gewest. Insonderhait graf Conrad von Öttingen der ward von kaiser Hainrichen dem sibenden seiner
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rebellion halben gar vertriben und mit der acht so hart uf ine

1

[174] getrungen, das er die überig zeit seins lebens umb Gottes willen im closter Kaishaim wardt erhalten und gespeiset. Er ward nur graf [1413] Schrimpf genannt, wie dann die alten ainandern seltzame namen gegeben. Wie graf
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Eberhart von Würtemberg seins lands vertriben und verjagt, das ist in historiis beschriben. In aller flucht und unfahl hat in der marggraf von Paden zu Besiken ufenthalten und ime vil guets bewisen, welches er doch hernach wenig erkannt, sonder, da er sich nach absterben kaiser Hainrichs
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seins unfalls wider erhollet, do belegert er dem marggrafen zu dankbarer erkanntnus das schloß Reichenberg. Aber er wardt darvon mit spot und schaden abgetriben, derhalben er dann kurzlich hernach zu Stutgarten ußer unmuet mit todt abgangen. *
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* [1327] Diser unrüebig graf[20] Eberhart ist nur der Greiner oder Rauschenbart von Würtemberg genent worden, dann als sein muetter, war ain grefin von Hochenberg, mit im gangen, do hat er in irem leib grinen, das für ain besonders presagium ist gemerkt worden, wie sich dann hernach mit
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nachtail und verderben landt und leut wol hat beschaint. Aber der nam Rauschenbart soll im daher erwachsen sein, das er mit dem part, so er zornig gewest, gerauschet hat. * * [1554] Hiebei ist sich auch sonderlichen zu
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verwundern, das herr Conrad von Zimbern bei zeit könig Rudolfs in ainer sollichen großen entperung wider bemelten könig vertriben und verjägt worden, bald aber mit den andern grafen und herren widerumb hat erlangt[21] und zu seinen gütern kommen, hernach aber, wie könig Rudolf gestorben,
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sich von den newen dingen het zu dem unrubigen graf Eberharten von Würtemberg gethon und mit dem sich weiter in alle entpörung ingelassen, das er nit an den vorigen unfal gedacht, der im under könig Rudolfen, wie oblaut, widerfaren. Aber da Got ain geschlecht strafen will, gibt
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er solche ungeratne leut darein, denen verhengt er iren will zu [22] irem und irer verwanten entlichen verderben.



  1. weilunt] hs. weiltunt.
  2. Mainow] die heiratsabrede ist nach dieser chronik erwähnt von Roth von Schreckenstein, die Insel Mainau (1873), s. 49.
  3. Bonstetten] hs. Gonstetten.
  4. Langenstain] s. Roth von Schreckenstein, Die Insel Mainau (1873), s. 33, anmerk. 2.
  5. Horneck] s. Griesinger, Württemberg s. 351 ff.
  6. son] fehlt in der hs.
  7. Alschausen sampt der grafschaft Hirseck] s. Beschreibung des Oberamts Saulgau 127 ff., und Stälin a. a. o. II, 754.
  8. mordgassen] vgl. Birlinger, Aus Schwaben I, 25, anmerk.
  9. 112] auf s. 111 stehen das zimmerische und das falkensteinische wappen.
  10. Zollern] mehrere der genannten standen auf Rudolfs seite, vgl. hierüber und über den grafen Eberhard Stälin a. a. o. III, 54 ff.
  11. schlacht im Wormbser gew] ausführlich handelt darüber Geissel, Die Schlacht am Hasenbühel und das Königskreuz zu Göllheim. 1835.
  12. erstochen] s. Mücke, Albrecht I, Herzog von Oesterreich und römischer König s. 161 ff.
  13. Es] dieser nachtrag von anderer hand.
  14. 1377] unrichtig; es geschah im jahre 1367; s. Stälin a. a. o. III, 302. Der verfasser hatte Eberhard II im auge; es war jedoch Eberhard III, welcher den grafen von Eberstein befehdete. Vgl. Krieg von Hochfelden, Geschichte der Grafen von Eberstein s. 69 ff.
  15. all sein landt] hs. aller seiner.
  16. 117] auf s. 115 und 116 stehen die wappen der am ende dieses capitels genannten adeligen geschlechter, welche lehen von den grafen von Zimmern und zu Herrenzimmem ihren sitz hatten.
  17. a b Tunningen] hs. Tumingen.
  18. Ramingen] hs. Raningen.
  19. that] wie es wohl heißen soll statt gab der hs.
  20. Diser unrüebig graf] der verfasser überschrieb diesen nachtrag: »In caput als der herrschaft Zimbern von wegen des von Würtenbergs verderbt worden«; er verwechselt Eberhard II mit Eberhard III.
  21. erlangt] vielleicht gnad erlangt.
  22. will zu] hs. will gibt zu.