Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 67

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 459–486
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[459]
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[A177a] Wie herr Wörnher freiherr zu Zimbern die herrschaft seinem son, hern Johannsen Wörnhern, übergeben und hernach gestorben, auch wie sein son in Siriam zum hailigen grab gezogen und warumb das beschehen.
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Nachdem aber nun herr Wörnher auf sein alter kommen, desshalben schwermüetig und verdrossen anfieng zu werden, hat er urlaub von herzog Sigmunden genommen und hern Johannsen Wörnhern, sein son, dahin gefürderet. Der fürst hat in gleich in die ret gepraucht, under welchen er
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benanntlich ußer unsern landen domals gehapt graf Haugen von Montfort, graf Hansen den eltern von Werchberg, graf Hainrichen von Lupfen, her Eberharten truchseßen von Walpurg, her Hainrichen von Randeck und her Jacoben von Emps, alle drei ritter. Domit aber her Wernher dester

1

[460] mer in ain gerüebigs leben sich setzen, hat er gedachtem seinem son die herrschaft Messkirch, die er im vor etlichen jarn mit aller zugehörde vor dem kaiserlichen hovegericht zu Rotweil vermacht gehapt, übergeben und ist er in ain
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haus, so vor dem schlos zu Meskirch bei der pfarrkirchen von im erpawen, gezogen, dorin er sein lebenlang mit wenig gesint haus gehalten; dann all sein fürnemen, [230] sich der weltlichen handlungen und gescheften zu entschlahen und Got zu dienen, derhalben er den stift in der pfarrkirchen
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zu Sant Martin, wie es noch alda mit den horis canonicis und anderer gotzdienst gehalten wurt, geordnet, auch die kirchen etwas erweitert, wie dann wol zu sehen gewesen, ehe und zuvor sie bei unsern zeiten abgeprochen und verendert worden. Auch hat er mit bewilligung seines
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gemahels und herr Johannsen Wörnhers, seins sons, den spital zu Meskirch fundiert, darzu er die behausung, auch mertails deren güeter gegeben; ist beschehen anno vierzehenhundert [A177b] sechsundsibenzige, donderstags nechst vor palmarum.
20
Nu haben sich aber herr Wörnher und herr Johanns Wörnher, sein son, unangesehen das ieder sein abgesonderte haushaltung von dem andern gehapt, übel mit ainandern verainbarn mögen, in ansehung der ungleichhait ires wesens; dann herr Johanns Wörnher name sich der haushaltung
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dermaßen nit an, wie dann der alt herr, sein her vatter, vermainte, die notturft das ervordern, sonder wolt dem waidtwerk, auch was zu andern fröden und kurzweil dienen mögte, vill genaigter sin, welches er im mermals aus trewen undersagte. Begab sich auf ain zeit, das sie baide zu
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Wildenstain waren und ob disch saßent, das sie abermals der sachen so spennig, das herr Johanns Wörnher aus zorn ain langen sticher, wie dozumal der sitt gewest zu tragen, über sein herr vatter zuckt und wenig gefelt, er het den in in gestochen. Sollichs hat aber der güetig Got nit zulassen
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wellen, das ain sollich hoch crimen parricidii im zimberischen geschlecht fürgeen solte, dann fraw Margreth, die grevin von Ötingen, herrn Johannsen Wörnhers gemahel, schwanger am disch gesessen; so haben zwen vom adl, ainer vom Bühel, genannt Balthasser, und N. vor disch gewart, die
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sein herrn Johannsen Wörnhern gleich an arm gefallen, im den stich verhept und also die sach, so best sie gemöcht, zu stillen sich understanden. Es hat im aber der alt herr

1

[461] solche handlung nimmermer (wiewoll von etlichen graven und herrn, irn vettern und freunden vill darin gehandlt worden) vergessen wellen. Derhalben, als herr Johanns Wörnher besorgt, das villeicht ain weiterung hierauß ervolgen,
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[A178a] soll er gesagt haben, er sehe wol, das zwischen seinem herr vatter und im kain guter belz mer werde, derhalb er dem hern vatter ain zeit lang aus den augen entwichen, ob villeicht dardurch der zorn und unwill möchte gemiltert werden. Hierauf er in wenig zeit im fürnam, das hailig grab
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sampt andern hailigen stetten in Siria zu besichtigen[1]. * [1492] Es hat der Balthasar vom Büchel, ain edelman im land zu Schwaben, vil gemainsame mit herr Johanns Wernhern dem eltern gehapt, auch im vil gereimpter brief geschriben, und dargegen herr Johanns Wernher im auch.
15
Under andern[2] reimen aber, die bemelter Balthasar disem herr zu lob gemacht, das sein die hernach volgende, darin er, Balthasar, das zimbrisch wappen, schült und helm beschreibt und besagts freiherren nammen und titel in den vordersten buchstaben begreift.
20
Izo heb ich sein namen und wappen an,
Ob ich das also recht gesagen kan:
Hie leucht schilt und helm und das krayir,
An den stand leichter farben fier,
Nach wunsch daran gelegt mit vleiß,
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Schön blaw, göl, rot und auch das weiß.
Wann ich den schilt heb an da,
Er leuchtet ain ganze veldung bla,
Recht nach saffir und himmelfar.
Nur lugend uf und nemend war,
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Herschrocken und fraislich er stat,
Ein bleckter leo, der ain streitaxt[3] hat,
Recht als ob er schlagen wellt,
Forchtsam als Seifrid der heldt.
Rot sol der axen stil sein,
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Iedoch liecht als ein rubein.[4]
Hievornen, da sie schneidet alle,
Erscheinet sie weiß als ain cristalle.
Recht gel der leo wesen soll;
Zu dem geleicht der jagzink wol.
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Uber den rucken sein schwanz strecken,
Ortshalb mit raidem har lecken.
Zung, claw und in oren
Itel rot und zorniglich geboren:

1

[462]
Maisterlich soll uf dem schilte sin.
Beschaw helm, weiß, silberin.
Erst sag ich von dem zimber stille,
Rotfarb als ain corylle.
5
Noch soll uf dem helm ain hirßhals ston
Und ain gehürn mit zwelf enden hon,
Nit anders, dann gel oder guldin,
Das soll des gehürns farb sein.
Heret von der helmdecke sagen,
10
Es werd gefürt oder getragen,
Rot und gel soll sie wesen,
Zerschniten und zerfesen.
Über das wappen steck ich ain zil.
O Iesu, hilf uns armen vil;
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Maria, thu dein hilf und schein
Ewigclich vor helle pein;
Erwirb uns armen gnad,
Setz uns in den hechsten gradt;
Königin aller eren wert,
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Im himmel und uf erdt
Rufen dich alle Cristen an.
Christ, der schöpfer lobesan,
Hat dir ie nichts versagt,
Er halt dich, muter und magt;
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Tröste uns in der letsten zeit,
Cum uns zu hilf in dottes streit.
Erst will ich mich letzen[5],
Terst ich mein mainung setzen;
Es wer villeucht nit iedem schimpf,
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Recht heren mit glimpf;
Ainer möcht vileucht sprechen quare?
Datum sag ich uf letare.
Es wurt vil verantwurt mit schweigen.
Recht und billich soll man neigen
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Ewigclichen der driefalt.
Laß das endt sein, do man zalt
Tausend und noch vierhundert,
Es werden wol besonder,
Richt noch zwai mit namen.
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Redent alle sament amen.
[A178b] Mitlerweil als herr Johanns Wörnher in Siria gewest, ist ain großer landtsterben fast durch die ganz deutsch nation und insonderhait im land zu Schwaben einbrochen, welcher vill volks hingenommen, derhalben herr
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Wörnher sampt seiner sonsfrawen, auch seinen enklen und enklinen eilendts geen Wildenstain gewichen, alda, bis sich die lüften etwas gepesseret und der sterben zu Messkirch

1

[463] aufgehört, sie verharrat. Aber unlangs, als er wider mit allem gesindt geen Messkirch zogen, hat er auf ain abendt etliche kinder auf dem kirchhof [231] bei Sant Martin laufen und bei denen dodtengrebern wandlen sehen, welches in
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zu verdruß bewegt, derhalben in ainer undult auf den kirchhof gangen, die kinder mit rauhen worten ab den grebern zu treiben. In solchem hat in ain unversehene, geschwinde forcht und schrecken umbgeben, und als er wider in sein gemach kommen, ist im gleich so whe worden, das er
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dödtlichen krank sein und pestem haben wol befunden; derhalben im federn, dimpten und bapeir haißen bringen und dise nachvolgenden puncten seinem son, herrn Johanns Wörnhern, zue ainer ler und underrichtung geschriben hat: »Du und sie solt Got vor augen hon und in erkennen
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vor allen dingen. Item du solt unser Frawen und alle engel und liebe hailigen eeren und lieb hon. [A179a] Item du solt die gepot Gottes halten und schaffen mit allen denen, über die du zu gepieten hast, das sie[6] von inen auch gehalten werden. Item du solt den gotsdienst offnen und nit
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lassen abgeen. Item du solt nit schweren und gepieten allen denen, über die du zu gepieten hast, das sie es auch nit thueen bei zimlichen peenen. Item du und sie sollen die pannen täg feiren und fasten. Item du solt alle gepannen täg ain gesungen ampt und vesper und predig hören.
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Item du solt sonst alle andere tag zum wenigisten ain gesprochne mess hören. Item das sie alle tag ampt und vesper höre. Item daz sie baide gotzzierden und die seelen inen lassen empfolhen sein. Item du solt deine freundt für deine freundt erkennen und nichts groß on iren rat handlen.
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Item du solt deine nachpurn nit verachten, sonder sie in hulden halten und umb ains clainen nit verlieren. Item das du dir deine armen leut, gaistlich und weltlich, lassest empfalhen sein und inen nit unrecht thun, und das sie ainandern auch nit unrecht thueen. Item du solt deine armen
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leut liebhon, auch nit schetzen, sonder sie bei iren steuren und diensten lassen beliben, auch tugentlich mit inen reden und leben. Item du solt dich hüeten vor dem krieg, man sicht im das haupt wol, aber nit die füeß. Item du solt dich hüeten vor dem kampf und vor worten, die dich
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darzue raizen, dann es ist süeß anzufahen, aber schedlich oder

1

[464] schimpflich wurt das ende. Item du solt Zimbern und Wildenstain in eeren haben. Item du solt deine wildtpenn in eeren haben. Item du solt deine hölzer in eeren haben. Item du solt deine lehen nit verschlafen, sonder sie zu rechter
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zeit erfordern und empfahen, damit sie nit verwürkt werden. Item du solt kain knecht schlahen; wann dir ain knecht oder [A179b] magt nit eben, laß mit im rechnen, bezaln und lasse in geen. Item du solt alle jar mit denen amptleuten, knechten und mägten, auch allen handtwerksleuten
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auf sant Martins tag, vierzehen tag darnach ungevärlich, rechnung thun und sie bezaln. Item du solt mit deinen amptleuten verschaffen, das sie zu rechter zeit alle ding, in das haws gehörig, bestellen. Item das der vogt, keller und der bawmaister alle nacht mit ainandern zu [232] rat werden,
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was die knecht morgens thun sollen. Item das du und deine knecht Schwaben seien und nit Österreichen. Item das du dein bruch und gülten gegen ainandern rechnest und besehest, das du bevor habest, ob ain unglick kem, das du nit gestecktest. Item du solt den stift zu Messkirch
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aufrichten. Item du solt den spital zu Messkirch aufrichten. Item du solt des hailigen Creuz pfrundt aufrichten. Item du solt die pfrundt zu Wildenstain aufrichten. Item du solt die lichter aufrichten. Item du solt den zehenden rechtvertigen. Item du solt verschaffen, das man das grab mach.
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Item du solt das jarzeit zu Messkirch aufrichten. Item du solt das jarzeit zu Gutenstain aufrichten. Item du solt das jarzeit zu Rotweil aufrichten. Item du solt das jarzeit zu Überlingen aufrichten. Item du solt das jarzeit zu Ünzkofen ufrichten. Item gedenk an tausend messen. Item gedenk,
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das man kain hoffart treibe. Item gedenk an den mesner. Item gedenk an ain behaltnus der brieve. Item an ain newes urbuch. Item an ain namenbuch.« Dises ist in ainer suma der inhalt dessen, so herr Wörnher verlassen und seinem son, herrn Johann Wörnhern,
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zu überantwurten bevolhen. Und in wenig tagen hernach, als sich sein krankhait etwas gepessert, also daz [A180a] er ain gute hoffnung wider gehapt, ist im unversehenlich ain solcher zufal (den man apoplexiam nempt) zugestanden, das er der merer thail seiner glider craft und geprauch
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verloren; derhalben er gebeuchtet, und als er befunden, sein ende sich nehern, hat er nach fraw Margrethen, seins sons

1

[465] gemahel, geschickt. Der[7] hat er under anderm angezaigt, wie er sein bueß, die im vom priester, seim beuchtvatter, in der beucht ufgesetzt, schwachait, auch kürze halb seins lebens nit außbetten künde, derhalben ußer sonderm
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vertrawen, so er allwegen zu ir gehept, sie ermanet und gebetten, ob sach, das der allmechtig über in gebieten, das sie alsdann ime solche bueß (die er ir hiemit benent) nach seinem absterben nachsprechen wellte. Solchs hat sie ime laut seins anzaigens getrewlichen nachzubetten versprochen.
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Darnach hat er ir sagen wellen, wo[8] man sein barschaft, die er von etlichen jarn hero zusammen pracht, finden werde. Es hat aber sein krankhait oder zufaal in ainer kürze im die rede so gar benommen, das in niemandts, an welchem ort und wo es gelegen, wiewol er fast darvon geredt und
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gedeutet, versteen mögen, allain die letsten wort vermerkt worden, das er gesprochen: »da wurt mans finden.« Herr Wörnher, als er mit den hochloblichen sacramenten versehen, ist er ganz christenlichen verschaiden. Der allmechtig welle der seelen gnedig und barmherzig sein. Er ist mit
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großem wainen und clagen seiner underthonen in die zimbrische begrebtnus zu Meskirch neben sein gemahel der erden bevolhen worden im jar nach der gepurt unsers lieben herrn vierzehenhundert drewundachtzige, auf Johannis Baptiste, den vierundzwainzigisten tag Junii.
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* [1494] Bei wenig dagen, darvor und herr Wernhern dise forcht uf dem kürchhof begegnet, do ist er ains morgens früe ufgestanden und gleich nach der mettin in die kürchen gangen, sein gebet zu volbringen. Als er aber ain gute weil darin gewest und niemands umb sich, do hat er
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unversehenlich ain großen, langen man gesehen, welcher[9] zu ime gegangen, und wie der ganz nahe zu ime kommen, ist er verschwunden. Ab solcher gesicht ist er nit wenig erschrocken und wider zu haus gangen, auch etlich tag darauf ganz trurig gewest. Hat hievon niemands sagen wellen,
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biß er hernach krank worden, dessen legers er dann gestorben.

Bei fünfzehen jaren darvor, und nemlich anno 1467, do ist herr Jergen truchsesen von Walpurg vor seinem absterben auch ain gleichförmige abenteurliche sach begegnet. Er 1

[466] war dozumal ganz gesunds leibs zu Isne im closter, darin seine vorfar ir begreptnus hetten. Darein gieng er ainsmals in der [1495] kürchen nach dem ampt spacieren und bettet, war auch ganz ainig, so kompt unversehenlich ain jungs
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kneblin zu im, das bat ine umb ain geweicht salz. Er entschuldiget sich, sprechend, das er kains bei der hand, auch sonst kains der enden wist. Das kneblin name ine bei der hand und fürte ine die kürchen hinauf zu dem geweichten salz. Wie nur herr Jerg das kind ufhub, das salz zu nemen,
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do verschwand es ime under den henden. Das bekommert ine und nam es so hoch zu herzen, das er selbigs tags gen Zeil rit und sich zu bett legt. Es stande ime auch ain sollicher zufal zu, das er gleich des ander tags, das war der zehend Martii, starb und zu Wurzach, wie er das begert
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hat, begraben ward[10]. Man hat in nur herr Jergen, truchseß, mit dem hipschen har genennt, und war ime ain frein von Bickenbach verheurat. Über acht und dreißig jar hernach, anno 1505, an sant Stefans tag, do starb herr Hanns truchseß von Walpurg in
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großem alter. Wie er aber die zeit seines absterbens vername, do bat er geflissenlich, das man ine zu Isne im closter und nur tief begraben wellt. Das thet man. Also in allem graben do fand man tief im ertrich ain andern dodtenbaum; aber man sucht nit weiter, sonder ließ es ain gute sach
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sein. Und über etlich zeit hernach do ward vil vom baum geret; do gruben etlich den guten alten herr Hannsen, truchseßen, bei der nacht haimlichen wider aus und vermainten ain schatz zu finden. Aber do sie an boden kamen und lange graben hetten und übelzeit gehapt, do war der under
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baum, den sie suchten, allerdings hinweg oder verschwunden oder doch zum wenigsten inen dermaßen verwelcht und verendert, das sie ine nit sehen möchten. * Einer ungleuplichen großen sterki ist er gewesen, dann er ain iedes gemain hufeisen mit beden henden [233] schlichten
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mögen; dessgleichen hat er ain hufnagel mit aim daumen in ain tennin holz trucken mögen; derhalben, wann in die schmidt zu Messkirch und insonderhait ainer, hat Michael Schmid gehaißen, ersehen, haben sie die huofnögel vor im verporgen, dann er hat inen vorhin zum oftermaln, wo sie

1

[467] im worden, [A180b] in die läden zu ainer schalkhait getruckt. Auf ain zeit, als er bei seinen vettern von Werdenberg zu Sigmaringen gewest, ist er am Markt gesessen, und ongeverd seine diener iren gescheften nachgangen, das er allain
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beliben. Indes ain weib zu nechst in aim haws angefangen überlaut zu schreien. Herr Wörnher, der anderst nicht verstanden, dann es brinn in dem haws, ersahe zu nechst ain putten volln wasser, die er eilendts aufgehaben und in das haws getragen, auch andere, im nachzufolgen und das haws
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zu erreten, angeschrewen. Wie er nu in das haws kommen und dem geschrai nachgangen, hat er ain becken, der sich in der stuben aus verzweiflung und anreizen des bösen feindts an ain gurtl gehengkt und iezund an zügen war, ersehen; derhalben er eilendts die putten mit wasser
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nidergesetzt und den gurtl abgehawen, dardurch der arm mann, erstlichs von Got dem herrn, nachmals von im beim leben erhalten, wider zu im selbst kommen, auch noch etliche zeit gelept hat. Man hat sich hernach nit wenig verwundert des großen lasts, den er getragen; dann drei starker
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menner an solcher butten mit wasser wider aus dem haws zu tragen gnugsam zu schaffen gehabt. * [1272] Es soll aber niemands sich ab dem ergeen, das ich von der großen sterke herrn Wernhers freiherren zu Zimbern geschriben, dann die deutsch nation der zeit
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und auch darvor so starke leut gehabt, das sollichs bei den einfeltigen und unerfarnen für unglaublich megte geschetzt werden. Hievon wol ain besonders capitel wer zu schreiben, aber ich wills lassen bleiben bei dem, so man bei etlichen fürnemen geschlechtern geschriben findt. In was großem
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ansehen und macht die freiherren von Liechtenberg im Elsäs gewesen, das mag zu unsern zeiten bei denen großen güetern, darvon die baide geschlechter Bitsch und Hanow[11] reich worden, wol abgenomen werden. Die sein inen zweifelsohne merthails daher kommen, das etliche user denen herren von
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Liechtenberg bischof zu Straßburg worden; die haben dann die lehen und anders vom stift uf ire nechste freundt und verwandten verwendt. Nun sein sie aber mehrtails nit allain am guet so mechtig, sonder auch von leib so groß und lang, darzu auch ainer unseglichen sterke gewesen. Das

1

[468] beschaint sich ußer dem. Als herr Jacob von Liechtenberg in tods netten gelegen, also das er hernach nit lang mehr gelept, do hat [1273] er sein sone, herr Ludwigen, der auch ain lang, stark man wie der vatter gewesen, beschickt. Dem
5
hat er anzaigt, die zeit sei da, das er in jene welt schaiden müeß, so befelch er ime sein landtschaft und arme leut; hat ine darmit zu aller gottsforcht ermanet. Letzstlich, als er ine gesegnet, hat er in haißen neher zu im kommen, ine in die arm gefast und den ußer grosen liebe dermaßen
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zu sich gedruckt, daz herr Ludwig schier erschwarzet und gar nahe ersticket were, also das die diener den alten herren hievon haben müeßen abweisen. Das ist ain groß exempel ainer solchen sterke, die sich auch in tods nötten noch erzaiget. Gemanet mich vast an die histori künigs Arturi von
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Britanien, der kurz vor seim ende seiner liebsten diener und ritter ainen, sein schenken, den Lucas, ußer groser liebe erdruckt hat. Diser herr Jacob von Liechtenberg ist nit allain selbs so groß und stark gewesen, sonder hat auch etliche diener ainer ungleublichen sterke bei sich gehapt.
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Under denen ist gewesen ain edelman, genannt der Beilstain, der ist im sonderlichen diser sterke halben lieb gewesen. Nun hat man von alter her bei denen herren von Liechtenberg im schloß Liechtenberg den brauch gehalten, das man kainem des hofegesünds morgensuppen geben, er
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hab dann dem koch ain scheit holz in die kuchen getragen; dessen hat sich auch weder edel noch unedel gewidert. Einsmals ist der stark Beilstain komen, von dem hieob gesagt worden, und hat ain suppen an den koch begert, gleichwol kain scheit mit gebracht. Do hat der koch im
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die nit geben wellen, sonder sein gerechtigkait vorhin erfordert; darauf Beilstain entrüst, hat ain geladnen essel mit holz im hof ersehen, den hat er sampt dem holz uf die achsel genomen, in die kuchen getragen und entlichen in die eußeren brandtraite geworfen. Ab dem ist ain grose
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clag für herr Jacoben von Liechtenberg kommen, und ist auch von etlichen dienern dohin bedeutet, als ob es zu verachtung des burgfridens beschehen seie. Aber der herr von Liechtenberg, als er den grundt desshalben erlernt, hat er nichs weiters darzu gethon, dann denen verclegern die
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antwurt geben, wen ainer under seinen dienern das nachthue, so welle er den Beilstain darumb straffen.

* [1455] Diser herr von Liechtenberg ist uf ain zeit zu 1

[469] Margrafen-Baden gelegen im bad, do er dann vil wunders und seltzame abenteuren getriben, darvon noch bei unser vetter zeiten vil ist geret worden. Under ander hat er ain groß banket gehalten, darzu er den margrafen, sein schwager,
5
mit dem frawenzimmer, auch mertails badgest geladen. Es hat sich aber menigclich verwundert, das er sovil gest berueft und nichts bim würt hat lassen kochen oder zuristen. Wie nur die stund erschinen, da sein die gest komen, gleichwol die tisch ußer seim befelch zuvor ganz stattlich sein
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bedeckt und mit aller [1456] beraitschaft zugericht gewesen. Unversehenlich hat er seine diener in etlich gemach beschaidt, die er vorhin verspert gehapt; darauß haben sie ain große anzal silberner blaten mit den kostlichsten speisen von allerhand sorten getragen und damit die zugerichten dafflen
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besetzt[12]. Uf allen blaten aber hat man des königs von Frankreichs wappen gestochen gefunden. Also haben sie wol mit den trachten gelept, und ist menigclich frölich gewest, hat niemands weiter gefragt, woher iren würt mit dem essen kam. Und hernach hat man erfaren, das eben desselbigen
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tags könig Carle von Frankreich ain banket gehalten, aber er und seine gest aller deren drachten, die zu Margrafenbad sein ufgesetzt worden, entraten müeßen. On zweifel, da dem könig schon die silber hernach wider zukommen, hat es in doch nit wenig verschmacht, und ist möglich, als
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hernach bemelter herr von Liechtenberg durch die Franzosen gefangen und hoch ranzonet worden, das dise that dessen nit ain klaine ursach seie gewesen. Bei anderthalb hundert jaren ongefärlich darvor, nemlich anno 1246[13], als könig Wilhalm zu römischen künig ward
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erwellet und zu Ach gekrönt, hielt er darnach zu Cöln ain großen hof, darbei fil fürsten, gaistlichs und weltlichs stands. Under ander bracht, der alda erwisen, war das fürnem und berüempt banket, das mit sondern künsten Alberti Magni zugericht ward, nemlich in ainem schenen lustgarten, darein
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die beum usschluegen, laub und gras wiechs und ganz warm und sommerlich war, unangesehen das es domals winters zeit und allenthalben sonst ain großer schnee lag; darum

1 [470] der bemelt kenig dem Alberto, auch dem Predigerorden zu ehren und besondern gnaden grose güter in Holland hat geschenkt, inen auch zu Utricht ain herlichs und schens closter erbawen. *

5
Und seitmals ich sovil von disem herren von Liechtenberg geschrieben, kan ich nit underlassen, ein sach, die im begegnet, auch etwas von etlichen andern herren von Liechtenberg zu vermelden. Es ist uf ain zeit ain französischer herr zu herr Jacoben uf Liechtenberg komen und
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etliche tag bei ime beliben, in der weil sie ganz frölich mitenandern gewesen, und hat herr Jacob dem Franzosen alle ehr, so müglich, bewisen. Im abschaiden hat der herr von Liechtenberg dem Franzosen das glaidt geben, der hat in mit gueten worten biß uf die frontiren, da sich das
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Teutschlandt und Lottringen schaiden, gelöckert. Daselbs hat der Franzos haimlich ain anzall pferdt gehapt, damit hat er den herren von Liechtenberg angriffen und fengclich mit im in Frankreich gefüert. Hat nun herr Jacob von Liechtenberg wider ledig werden, so hat er sich mit dem Franzosen seins
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gefallens vertragen müßen. Darunder ist nun vil gehandelt worden, biß die sach uf dreißig tausendt guldin ist kommen, die hat er dem französischen herrn zu ranzon und erledigung müeßen zustellen. Als nun sollichs alles beschehen und [1274] der von Liechtenberg wider ledig und haim kommen,
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hat er den Franzosen diser unredlichen, unadenlichen that halben und das er also unentsagt oder unbewart seiner ehren ine also angriffen und gefangen etc., gescholten. Wie das der Franzos erfaren, hat er zu rettung seiner ehren kain andern behelf gewist, dann das er dem herren von
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Liechtenberg ein kampf, wie derselbigen zeit vil gepreuchlich gewesen, ußbotten, idoch drei wider drei, und ist der kampfblatz in Frankreich ernempt worden. Das alles hat herr Jacob von Liechtenberg angenomen. Dieweil er aber seins leibs und seiner sterke ein helt[14], hat er nit minder oder
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schwecher mit sich nemen wellen, derhalben ain grafen von Salm und ain von Fleckenstain erbetten, das sie bewilligt, mit und neben im wider die drei Franzosen zu kempfen. Die hat nun herr Jacob uf die bestimpt zeit mit sich in Frankreich uf den kampfblatz[15] gebracht, alda sie nit allain
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den Franzosen, so kempfen sollen, ein schrecken gemacht,

1

[471] sonder sie haben menigclichem und allen zusehern irer ungewonlichen gröse ein verwundernus zugefüegt; dardurch die drei Franzosen sich des kampfs verwideret, mit anzaig, sie begern mit mentschen zu kempfen, und also sei es
5
abgeredt, so seien aber die Teutschen nit mentschen wie andere, sonder irer leibs größe und sterke halb risen. Also ist nach vil hin und widerhandeln der strit zu den richtern gesetzt worden uf ain spruch. Die haben ainhelligclichen erkennt, das die Franzosen nit schuldig seien zu kempfen
10
wider die, so nit mentschen seien, wie ander mentschen, sonder risen. Also ist der kampf domals abgestellt worden. Darbei wol zu vermerken, wie partheisch und arglistigclich die Franzosen domals gehandelt haben, wie sie dann noch im prauch haben und sich bei unsern zeiten vil beschainet
15
hat. Diser herr Jacob von Liechtenberg hat sonst bei seinen lebzeiten vil wunderbarlicher hendel, auch allerlai vechden gehabt, insonderhait mit graf Tschoffarten von Leiningen. Von dem findt man wunder, was für ain übelredender graf er gewesen, wie das die spitzigen, bösen brief bezeugen,
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die er an herr Jacoben von Liechtenberg geschriben und an ain freiherrn von Hausen user dem Kinzigerthal. * [1491] Was graf Tschoffart für ain unverträgenlicher graf gewest und auch zu zeiten sein werd daran genommen, das beschaint sich ußer dem, das er uf ain zeit herr N. von
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Hausen ein schmachbrief zuschrib und denselbigen den ergischen erzbeswicht in der welt schalt; welcher antwurt, das kündte nit sein, seitmals er, graf Tschoffart, noch in leben wer. * Uf ain zeit aber hat er die sach übersehen, das er von
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dem herren von Liechtenberg geschlagen und gefangen worden. Man hat in uf Liechtenberg siben jar lang an ainandern in der gefengknus gehabt, das sich weder seine freundt, noch niemandts anders sein beladen oder annemen wellen. Letzstlichs, als er in der gefengknus schier verdorben, do
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haben die liechtenbergische edelleut und ander hofgesünde sovil underhandlung gepflogen, das er, idoch mit großer ranzon, wider ledig worden. Es hat herr Jacob von Liechtenberg grave Tschoffarten in der gefengknus oder in der erledigung nihe gesehen, welches die diener mit höchstem
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fleis verwart haben; dann zu besorgen, der herr von Liechtenberg het im selbs nit entziehen künden, sonder het in über alle gepflogne handlung und vergleichung umbgebracht.

1 [472] Und von der zeit an haben der grafen von Leiningen[16] sachen anfahen wider fallen, oder sich doch senken, dann sie hernach umb die grafschaft Leiningen und sonst große güeter mer kommen sein.

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Herr Ludwig von Liechtenberg, herr Jacobs sone, ist ain wunderbarlicher herr worden und der sich mit der schwarzen kunst vil beladen hat; damit ist er vil umbgangen und ist mit derselbigen in ain solche pratik kommen, das er vil geschwinder [1275] und bei den unerfarnen
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ungleubliche sachen hat verbracht. Er ist uf ain zeit verklaidet und gar unerkantlich uf ain markt im Elsäs geraist und hat vil schöner ross, wie man hat vermaint, mit sich dahin gebracht. Wie nun der markt am grösten, ist er mit seinen rossen auch kommen und hat die in guetem wert ganz
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wolfail gebotten; also ist ain groß reißen umb die schönen ross gewesen, ein ieder hat ains wellen haben. Aber er hat die nit trennen oder von ainandern wellen verkaufen, hat also vorbedechtlich verzogen, biß ain geschwinder, verrüempter rossdeuscher[17] kommen, der hat ime die ross
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abkauft und gleich also par bezallt. Solch gelt hat er seiner[18] diener eim geben und befolchen, er soll dem rossdeuscher[17] mit den rossen uf dem fueß nachziehen biß in die nachtherberg, und so der seins schadens sich wol erclagt und erjemert, so soll er im alsdann das gelt umb die ross wider
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zustellen und im darbei ansagen, es habs herr Ludwig von Liechtenberg ime zu ainer schalkhait thuon. Hierauf der knecht dem rossdeuscher[17] und den rossen, wie er befelch gehapt, nachgezogen. Herr Ludwig ist sein weg der haimat zugeritten. Der rossdeuscher aber, so baldt er ain solchen
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gueten kauf seines vermainens gethon, hat er auch nit lenger daselbs bleiben, sonder ist mit seiner haab auch darvon zogen. Wie er aber für den flecken wol hinauß kommen, do hat er durch ain fließenden bach reuten müeßen. Wie nun der rossdeuscher durchgeritten und seine erkaufte ross
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nach im ziehen wellen, do sein im bach eitel strobuscheln[19] darauß worden und den bach hinab geschwumen, alles in gegenwurtigkait des liechtenbergischen dieners, der darbei gehalten und zugesehen. Wer ist erschrockner oder mehr

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[473] erfert[20] gewesen, dann diser rossdeuscher? Wiewol in der Liechtenbergisch getröst und gesagt, es helf nichs, er soll fürziehen biß an die nachtherberg, alsdann welle er im möglichen fleis zu laisten versprechen, ungezweifelt, er müeße
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sein gelt wider bekommen, dann er kenne den kaufman wol, der hab hievor solche und dergleichen trüegerei vil begangen. Damit er den kaufman beredt, daz er fortzogen. Also da sie an die herberg zum nachtleger kommen, do hat im der liechtenbergesch diener sein gelt alles widerumb zugestellt,
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wie ers außgeben gehapt, und darbei seins herrn befelch angezaigt und ime bevolchen, ain anders mal mer achtung uf seine waren, dann wie beschehen, zu geben etc. Zu ainer andern zeit hat er erfaren, das ain kaufman, der menigclich, wo er künde, betriege, auch mit den falschen,
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bösen münzen, wie es gelegenhait hab, die leut überfortaile. Also hat er sich abermal verwelcht, das er nit leuchtlichen hat erkennt mügen werden, und ist disem kaufman nachgewandelt, und als er den angetroffen, ist er umb ain namhaftige suma gelts ains kaufs mit ime ains worden und den
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kaufman darauf bezallt, das er wol content gewest. Die war hat herr Ludwig hinfieren lassen. Nichs destoweniger aber in seinem abschaiden hat er ain vertrawten diener mit sovil gelts gueter münz hünder ime verlassen, sampt notturftigen bevelch, mit dem kaufman im fall der nott weiter
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zu handlen. Des andern tags, als der kaufman sein gelest gelt widerumb an andere wahr legen und den geltsack ufthuon und bezallen wellen, do ist kain gelt darin gewesen, sonder ain solcher ungleuplicher haufen hurnaußen, das sie dem kaufman schier die augen außgestochen, auch in[21] und
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andere umbstender dermaßen uf bloser haut molestiert, das kain wunder gewesen, da gleich sturm über dise unfögel wer geschlagen worden. Darauf ain grose clag von dem kaufman entstanden des gelts halben, darumb er sich besorgt hat [1276] gehapt betrogen zu sein. Derhalben der
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liechtenbergisch diener, wie er vermaint hat, es sei zeit, do hat er erbar leut zum kaufman gefüert, der im bet gelegen, also haben ine die hurnausen gestochen, und ine bericht, dises alles sei ime von seim herren, herrn Ludwigen von Liechtenberg begegnet, allain der ursach, dieweil er, kauf-

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[474] man, menigclich, wo er künde, mit bösen, verbottnen und frembden münzen biß anhero hab verfiert und betrogen, und hinfüro soll er desshalben ufrecht handlen; und damit hat in der diener mit landtleufiger minz zu guetem beniegen
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bezallt. Ein andermal ist herr Ludwig von Liechtenberg allain und abermals unerkannt überlandt geritten; er ist in ain herberg kommen, do gar vill doller, voller pauren gewesen, die ain groß geschrai gehabt. Als er nun nit gewist, wie
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er diser paurn mit glimpf künde oder soll abkomen, do hat er ain sort in seiner kunst gemacht und darauf ainen under denen pauren allen in iren gegenwertigkait angesprochen, er solle im ain reuterdienst beweisen und die stiffel abziehen. Das hat sich der paur güetlich bewilligt. Indes wie er im
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den ersten stiffel abziehen wellen, do hat der paur nit allain den stiffel, sonder auch den ganzen schenkel darmit außer dem leib gezogen; also hat alle umbstender gedeucht, es ist aber alles nur ain blendung gewesen. Die pauren und menigclich, der zugegen gewesen, sein übel erschrocken, der
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theter ist eilends darvon in ain freihait geflohen. Herr Ludwig hat dergleichen gethon, als ob er sterben müeße; also haben sich die pauren, ihe ainer nach dem andern, iedoch geschwindt, ußer dem würtshaus gethon, damit sie nit auch, so der verletzt man sterbe, in dem todschlag oder entleibung
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begriffen sein megen geachtet werden. Also ist der guet herr diser vollen pauren geschwindt abkommen, das er die selbig nacht guete ruw hat gehabt. Sein spiritum familiarem, den er in ainer laden gehapt[22], hat er bei seinem leben eim pfaffen zugestellt, und ich glaub, der spiritus sei dem
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fürtreffenlichen mathematico Liechtenberger[23], so uf etliche jhar praticiert hat, worden, welcher dann ain lediger von Liechtenberg gewesen. Nach desselbigen pfaffen absterben hat in herr Wilhalm von Rappolstain überkommen. Der hat vil wunders darmit getriben, und so in was von seinem
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frawenzimmer gewundert, so hat er disen spiritum darumb befraget,

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[475] und damit hat er sich gegen demselbigen nit vast holtsellig gemacht. Nach desselbigen alten herren absterben ist der spiritus an den enikel, herr Egenolphen von Rapolstain, gerathen; der hat in dem stuck gethon als ain vernunftiger
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herr und hat das ungotzförchtig wesen von sich gethon, dann er sichtbarlichen erkennen künden, das von solcher kunst oder der curiositet durch die spiritus und gaister wenig glücks zu gewarten. Und wiewol von solchen sachen niemandts dann der allmechtig zu urthailn oder zu erkennen
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hat, idoch ist gleuplich und zu besorgen, das edel herkommen der freiherren von Liechtenberg seie merthails von dem geprauch diser gottlosen kunst zu grundt gangen. Der allmechtig verzeihe und vergeb menigclichem, wer sein begert. *
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* [1305] Nachdem die herrn von Liechtenberg abgestorben, do hat herr Schmasman von Rapolstain[24] bemelten[25] herr spiritum, den sie verschlossen gehapt, zu handen gepracht und damit sich manicher abenteurer understanden. Aber als er ains mals beichtet, do ward er vom priester
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dahin beret, das er ime zusagt, dises uncristenlichen wesens sich abzuthun und den bösen gaist zu verlassen. Derhalben do entschloß er sich, den gaist in ain sehe, ligt bei . . . in aller höhe, wurt genannt der . . . sehe, zu versenken. Wie er nun der mainung im closter zu . . . übernacht und
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des ander tags allain one alle gesellschaft oder geferten uf den berg zum sehe gieng, do befalch er seinen diener und menigclichen, das sich biß zu seiner widerkunft sein niemands bekommern[26] oder annemen, vil weniger ime nachfolgen sollt. Disem bevelch kamen seine diener nach. Aber es war ain
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junger münch im closter, der ließ sich sein fürwitz überwinden und schlich ime haimlich nach. Der ward underwegen am berg vom besen gaist umbgepracht. Wie nun herr Schmasman den gaist in der höhe versenkt und am umbher keren, findt er den todten münch under wegen.
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Das sagt er im closter, sie sollten am berg suchen, do wurden sie iren brüder ainen finden, den der gaist umbpracht hab, und ine begraben. Hernach hat herr Wilhalm von Rapolstain ain andern ingeschlossnen gaist überkommen, den hat er aim priester im Elsaß abgekauft; mit dem er

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[476] auch wunder getriben, und so in zu zeiten gewundert, was die im frawenzimmer geret, oder ire haimliche hantirungen seien, so hat er sein gaist befragt, der hat ime zu zeiten manche faiste lugen gesagt. Sein sonsfraw, die grefin von
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Fürstenberg, ist im findt gewest, die hat ine nach absterben des alten herren abwegs gethon sampt den gottlosen kunstbüchern, damit das irem sone, herr Egenolphen, nit zu handen kem und dardurch auch verfürt werde, in welchem fal sie getrewlichen und weislichen gehandlet. *
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* [1512] Also ist es auch bei unser vätter zeiten eim edelman von Almanshofen ergangen, hat gehaißen .... Er name sich der schwarzen kunst an, verbannet und beschloß ain gaist in ain glas, und wann er ußgeriten und wider haim kam, so must im der gaist sagen, was hiezwüschen
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fürgangen und wie das gesind haus gehalten. Das stunde also etlich jar an, das sich der gaist vexiren ließ. Zu letst do rit er ains mals allain hinauß ufs waidwerk und wollt auch was experimentiren. Nit waiß ich, wie es im gerieth, oder was er macht, sein pferd und die were kamen wider
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haim, er blib dusen und ist hinfüro nit mer gesehen oder sein leib gefunden worden. Man hat offenlich gesagt, es hab in der bös gaist leiplichen hingefürt, darvor der allmechtig Gott ein ieden behüt. * Zu Wildenstain hat herr Wörnher fast bawen, und soll
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gesagt haben, er hab ob den zwainzigtausendt guldin alda verpawen. Aber er het den großen thurn, so alda von eiteligen quadrenstucken aufgefüert gewesen und bei unsern zeiten abbrochen worden, zu pawen sich nit understen dürfen. Zu solchem schlos hat er dermaßen ain liebe gehabt, das
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er zu erhaltung desselben ain jerliche gült, namlich ainhundert und zwainzig guldin, mit dreitausendt guldin in gold hauptguots, damit die [A181a] dest bestendiger und minder wurde abgelöst, bei der statt Überlingen erkauft. Wie nachvolgendts dieselbig gült gebraucht und wahin sie komen,
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wurt an seinem ort anzaigt werden. Das jarzeit, so grave Mangoldt von Rordorf zu Möskirch gestift und darin vil missbreuch und unutzer costen von alter here eingerissen, hat er, inmaßen und gestalt es bei unsern zeiten gehalten wurdet, geordnet, dernhalben
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vertreg, die noch verhanden, aufgericht. Auch hat er vil seltzamer handlungen mit dem capitl zu Messkirch gehabt, die in so übel gefürcht, das sie ire alte brief und was sie

1 [477] guots gehabt, von Möskirch geen Pfullendorf und anderswahin geflöhnet, dermaßen das sie derselben noch heutigs tags in mangel steen.

* [1297] Die ursach, das kain pfarrer zu Mösskirch mer
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zu einem dechant in dem Mösskircher capitel gewellt, soll die sein, das ain pfarrer zu Mösskirch, so auch dechant in selbigem capitel gewest und herr Hanns Sehe ist genannt worden, vor jaren ainer herrschaft Zimber das stuck wasser an der Ablach, [so] von der Ettenfurt anfahet und sich endet
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dieser zeit an des Gremlichs wasser, zu kaufen geben hat. Solch stuck wasser ist hievor ains capitels zu Mösskirch gewest, und das hat das capitel so hoch verschmecht, das sie ain statutum hüerüber gemacht, das zu ewigen zeiten kain pfarrer von Mösskirch soll mehr zu ainem dechant
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erwellt werden. Das ist also biß anhero gehalten worden und noch. Damit sich auch zu zeiten begeben, das die aller ungeschicktesten sein zu dechanden mehrmaln gerathen; zu gleicher weis als die tumherren zu Straßburg im hochen stift ain statut gemacht, das man kein grafen von
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Schawenburg mehr soll uf selbigen stift zu ainem tomherren ufnemen, uß ursachen, das ain tomher selbigs geschlechts, genant grave . . .[27], dem eingehirn, so daselbs uf dem hochen gestift bi dem hailtum und kirchenschatz behalten wurt und das vor vil jaren ein römischer kaiser dahin soll geschenkt
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haben, den spitz soll abgeschniten haben, so das aller köstlichist daran soll sein. Das kleinet ist dem stift dergestalt entpfiert worden und das schön eingehürn damit entschepft, darumb dieser tumherr nit unbillich vom stift bannirt und sollich schmachlich decret über ine ergangen. *
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* [1229] Es ist vor jharen ain große andacht in aller welt gewesen. Herr Wernher freiherr von Zimbern war ain gotzförchtiger herr und hielt auch seine underthonnen zu aller gotzforcht und gaistlichkait. Es was domals die gewonhait zu Mösskirch, das iedes jhars am osterabent weib
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und mann in großer anzal am abent und in der nacht neun weihleginen mit andacht und irem gebet besuchten. Die alle wurden umb mitternacht samentlich wider in die statt gelassen, alsdann fieng die ostermetin an. Uf dem weg und der walfart dorft oder sollt doch keins mit dem andern

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[478] reden, sonder iedes mit stillschweigen sein andacht volbringen. Begab sich anno 1468, das abermals vil ußer der statt Mösskirch, weib und auch mann, die walfart theten. Under andern pareten sich ain junger burger und ain junge burgere,
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die baide in ehr und guet saßen, zusamen, warden in der andacht und gaistlichen walfart der sach ains. Wie es weiter in den streuchen und hecken dieselbig nacht ergangen, das laß ich bleiben. Aber die nachgendig handlung hats alles erclärt; dann am nechsten zinstags darnach, an dem
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ostertag, sein sie baide mit ainandern entloffen. Sie hat iren hauswürt, auch die kündt sampt haus und hof verlassen, ist auch hinfüro in solchem buebenleben verharrt; wie ich deren sachen auch erlebt, das etlich weiber jar und tag, auch etlich die zeit ires lebens also im besemreis umbher
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geloffen, mehrthails aber sein [sie][28] in großer armuet und ellendigclichen gestorben. Derhalben die alten gesagt, es sei ain thier, so das unsinnig, meg es nit gezempt oder gehalten werden, sonder lauf in seiner furia gleich so bald under die feindt als under die freundt. Aber herr Wernher
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hat ab obgehörtem des orts ain sollichs misfallen getragen, das er hinfüro zu ewigen zeiten die walfart am osterabent allerdings abgestellt hat, wie dann bei unsern tagen das noch also gehalten wurt. * * [1229] Bei zeiten obbemelts herrn Wernhers freiherren
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zu Zimbern ist ain pfarrer zu Mösskirch gewesen, genannt herr Jacob Prediger, ist ain geschickter, wolgelerter priester gewesen, der auch etlich zeit sich ganz erbarlich und ohne sondere ergernus wol gehalten; und damit er ohne beschreiet, hielte er mit seiner leiblichen schwester haus. Solch leben
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neidet der bös feindt mentschlichs geschlechts, seiet seinen samen auch darzu, ihe das der pfarrer und sein schwester zusamen hauseten, biß er ir ain kündle bevalch. Das kunt nur in die harr nit verschwigen oder verborgen bleiben, es kam an tag. Herr Wernher, wiewol er der priesterschaft,
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wa er konte, gern verschonete, iedoch, als das geschrai so groß ward und menigclichen darzu redte, mueste er sich der sach von oberigkait wegen annemen; derhalben ließ er den pfarrher fahen und uf aim karren geen Costanz füern und dem bischof daselbst als seinem [1230] ordinario
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überantwurten. Als es aber sommers zeit und ganz haiß wetter,

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[479] ward er mit grünem laub in der bennen bedeckt. Das het ain ansehen, als ob der pfaff in ainer vogelhütten seße. Wer nun uf dem weg im bekam, den verwundert, wer der gefangen, auch was er gethon. So sagt er selbs die
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ursach, das solchs von seiner schwester wegen beschehe, mit dero er etwas beschrait. Was im vom bischof zu Costanz begegnet, oder wie er gestrafft, ist nit wissent, er ist aber hinfüro nit mehr geen Mösskirch kommen. Sein schwester ist des künds zu Mösskirch genesen, und Jacob Prediger
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seim vatter nach genempt worden. Ußer bevelch der obrigkait ist solcher Jacob, wie er zu seinen tagen kommen und zu aim lautern doren und künd worden, im spital zu Mösskirch erzogen worden; darin ist er sein lebenlang hernach erhalten worden. Er hat biß gar nahe uf die achtzig jhar
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erlebt, und so dorecht ist er nit gewesen, er doch gewist, wer sein vatter und muetter, damit er auch leichtlich ufbracht und zu zorn ist bewegt worden. * * [1230] Es haben derselbegen zeit die pfarrer ainstails wenig glück zu Mösskirch gehabt, dann es ist in kürze nach
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obgehörtem pfarrer, herr Jacob Prediger, ain anderer pfarrer zu Mösskirch gewest, der hat so fleißig studiert, auch der hailigen geschrift, wie man sagt, so gar dief nachgründen wellen, das er in ain verzweiflung gefallen; und hat der bös gaist das sein auch darzu gethon, also der arm mann
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sich letzstlich selbs entleibt und erstochen, das er in wenig stunden darnach, iedoch mit großer rew, gestorben. Er ist zu Under - Crumbach bei und umb das kirchlin begraben worden. Dergleichen unfall und solcher ursach halb ist bei unsern zeiten, nemlich anno domini 155 .., aim pfarrer zu
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der Scheer auch begegnet. Aber der allmechtig hat iezmals unsere priester zu Mösskirch also begnadiget, daz sie in der hailigen geschrift sich so hoch und dief nit verwicklen, das sollich inconveniens bei inen zu besorgen seie. Gott verleihe allen christglaubigen, lebendigen und todten, was
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zu allen thailen nutz und guet seie. * * [1271] Bei leben herren Wernhers freiherren zu Zimbern, den man nur seins schwurs halben den Blaterer genannt, ist ain alter burgersman zu Mösskirch in leben gewesen, genannt Barthle Rimelin. Derselbig ist ainsmals uf s. Barbara
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tag in die früemess gangen. Wie er nun widerumb haim wellen (dann sein behausung bei der underen badstuben in der gnamen haus) ist in seiner gassen ohne alle geferdt ain

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[480] gans gesehen[29], an deren der Rümelin angestoßen und gefallen. Hierinen im begegnet, das er hernach sein lebenlang (dann er noch zwelf jhar hernach gelebt) nie nichs mer hören kinden. Er het ain guete narung als ain burger, aber
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ain vetter, hieß Ulrich Dutlinger, der war ain frölicher junger man, aber pluetarm. So der bei seim alten vetter, dem Rümelin, aße (wie vilmals beschach), sprach er: «Vetter Barthle, mach die zech, ich will dich mit willen bezallen, gleichwol ich waiß, du nimpst nichs von mir».
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Das thete er auch, also ein groß, herzlichs vertrawen haben die alten hoches und niders standts zusamen gehabt. Iezundt ist man nur zuvil witzig und ist doch selbige witz mit aim rohen heberling versigelt. * * [1430] Herr Wernher freiher zu Zimber hielt sich ganz
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altfrenkisch mit seinen claidern[30], wie es dann vor jaren in seiner jugendt der sitt war gewesen, und sonderlich pflag er die langen, spitzigen schuch zu tragen; dieselbigen schnebel ließ er im lang machen. Nun war selbiger zeit ain junger handtwergsmann zu Mösskürch, und wiewol die jung welt
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dozumal solche lange schnebel nit mer an schuchen trueg, nochdann so facht in an, auch dergleichen schuch zu tragen, die er ime auch machen ließ. Die trug er vor dem alten herren, der ain merklichs misfallen darab entpfieng. Darumb ließ er denselben zu ainer hilzin schwelen füeren und
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mit aim bihel die schnebel ab den schuhen hawen. Und ich glaub, solchs hab dem alten Bastian Hecker hernach ursach geben, auch ain so groß misfallen zu haben, da der gemain man mit kostlichkait oder form der herrschaft nachfolgt; dann als die edlen frawen pflagen gele, geferbte
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schleier zu tragen und das die burgerweiber ainsthails nachtheten, do sagt er manichmal, so er ain her oder ainer vom adel, müßen ime sein weib und döchtern nun schwarz geferbte schleier tragen, wie die closterfrawen, das wurden die ander weiber nit leichtlichen nachthun. *
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* [1296] Herr Wernher freiherr zu Zimbern hat uf ain zeit in ainer fasnacht ain comediam oder fasnachtspill zu Mösskirch von dem Markt zu spielen vergont und selbs auch zugesehen. Die comedia aber ist gewesen ain alter man, den hat man erjungt, gleich wie die Medea mit dem alten
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Peleo umbgangen. Als aber die personnen mit dem alten

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[481] man ganz grob und unverschempt umbgangen, namlich ime die alten peccatores ußhieben und anders, erzürnt sich der alt herr als ain ernhafter man dermaßen, das er sie wolt in thurn legen, vermaint, solliche handlungen weren wider
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die guete deutsche und züchtigen sitten; aber es wardt im wider abgebetten und ußgeredt. Gemanet mich vast daran, als hernach über vil jar graf Gotfridt Wernher von Zimbern im ußern schloßhof zu Mösskirch den jungen leuten zuließ den raien zu springen und zuhört; als aber von dem alten
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man gesungen, wie und wann, do mocht ers für kain schimpf haben. Was darzu geredt war, laß ich iezmals bleiben. * * [1277] Bei herren Wernhers freiherren zu Zimbern leben ist ain burger zu Mösskirch, gnant der Gunzo, etliche jar vor seinem absterben blindt worden, derhalben er umb
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Gottes willen in den spital zu Mösskirch genomen worden. Nun hat er ain gansart bei sich gehabt, der ist den merthail mit ime zu kirchen und zur undern badstuben gangen, und ist von des gansarts gaggen gefüert worden. Vor der kirchen oder badstuben hat er des Gunzo gewartet und hat
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in alsdann widerumb haim belaitet. Das ist etliche jhar beschehen, wie das noch vil Mösskirchern bewist, die bei dreißig jharen gelept und solch abentür mermals gesehen und gehört. * In somma, zu ainem beschlus, ist herr Wörnher der
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rechten, theuren, alten Schwaben ainer gewest, der sich in allem seinem thun und lassen der alten manier beflissen, hat kainer frömden claidung sich gebrauchen mögen, von den seinen auch nit leiden wellen, derhalben sich mit seinem schwager, graf Conradten von Kirchberg, nit wol verglichen,
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welcher dann frömbder [234] claidung und maniern sich sonderlich angenomen. Als bemelter graf Conrat auf ain zeit zu herr Weigelesen von Erolzhaim[31], ain seer fürnemer alter ritter, dessen voreltern grafen gewesen und von herr Weigelesen[32] vom Rat entsprungen sein sollen, als zu seinem
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lehenman komen und in bemelter herr Weigeles in ainer seltzamen frömbden claidung ersehen, hat er den grafen schlechtlich und eußerlich, als ob er in nit kenn, angesprochen, darab sich grave Conradt verwundert und in,

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[482] warumb er das thue, gefragt; hat herr Weigeles geantwurt, so er zu im kommen, [A181b] wie aim graven von Kirchberg gepürt, wist er in als sein besondern lieben lehenherrn wol zu empfahen und anzusprechen, er sehe in aber für ain
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Walhen an. Als grave Conradt das gehört, hat er sich vor aim solchen alten fürnemen ritter seer übel geschembt, hat gleich ain mantel und hut von seiner diener aim vom adel entlechnet, ist damit wider zu herr Weigelesen gangen. Do hat in der ritter mit großen fröuden empfangen, umbfangen
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und gesagt, iezundt erkenn er in als sein lieben lehenherrn, und hat sich vil dienst und guots gegen im erpotten, darbei in ermant und gepeten, bei seiner loblichen voreltern gebreuchen, sitten und claidungen zu beleiben, kainer frömbden claidung, das ain anzaig ains unstandthaften, leichtfertigen
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gemüeths, hinfüro anzunemen. Hernach hat sich grave Conrat solcher seltzamen rüstung und claider abgethon. * [1326] Noch bei wenig jaren ist die alt disciplin in klaidern gehalten worden, das beschaint sich, als graf Christof von Werdenberg und der alt graf Hanns von Montfort
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einsmals uf ainer tagsatzung [1327] zu Waldsee zusamen kamen. Graf Hanns het ain kurz mentele an mit vergulten knepfen. Das stach graf Christoffen in die augen, und in ainem gespai sprücht er: «Mein lieber Hanns, wa bringst das hipsch mentele her? sommer Got, es hat hipsche knepfle.» Graf
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Hanns antwort im uf beirisch: «Mein Christof, du bist ain seltzam mon, was geet dich mein mentele an? was irren dich meine knepfle?» Die jungern herren, so zugegen, sagten nichs darzu, das mentele aber das wardt verlacht, und hat graf Hanns dessen hinfüro zu tragen sich
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enthalten. Bemelter graf Christof von Werdenberg ist bei unsern zeiten under denen grafen und herren unserer landtsart ein rechter reformator gewesen, das sich niemands gegen im als aim alten und erlepten grafen widersetzen dörfen. Alle
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newe gepreuch und hoffarten der jungen mocht er nit leiden. Das beschaint sich wol an grafen Franz Wolfen von Zollern. Der hat ain zeit lang an sich genomen den sitten, so im gest kamen, so rechnet er den adel und das alter ob disch mit denen schnittbrotten uß, und nach dem ainer war, nach
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dem ließ er im vil oder wenig schnitbrot fürlegen. Es entstuende darauß, wie der geprauch erschalle, ein groß ge-

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[483] spött, sprach manicher zum andern: «Wolan, mach[33] dich nit mausig! kompst zu dem von Zollern, so wurt man gleich an schnitbrotten sehen, was du für ain fein man und wie edel du bist». Es stande also ain guete zeit an, und wer
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ine haimsuchte, der wolt ime in seine hausordnungen nichs reden. Begab sich aber ainsmals, das er von grave Christoffen von Werdenberg und herr Gotfriden Wernhern freihern zu Zimbern wardt haimgesucht; so kamen auch selbigs tags ohne alle geferdt graf Ruedolf von Sulz und sein
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schwager, herr Jörg truchses von Waltpurg, geen Hechingen, die warden auch gen hof geladen. Ob disch war das schnitbrotgepreng im schwank, dem ainen legt er zwai, dem ains, dem viere ufs deller. Grafe Christof, wie er dann freier reden war, kunt nit schweigen, sprücht: «Sammer die
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feiffel, mein Franz, was machst für sonderungen mit den schnitbrotten? wiltu den adel mit den schnitbrotten ußmessen? der ist edel, der sich am adenlichsten helt». Graf Franz schampt sich nit wenig, dorft im aber nit widersprechen; iedoch sagt er, das sollichs keiner andern ursach
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beschehe, dann nachdem einer elter dann der ander, begert also das alter zu verehren. Grave Christof sprach: «Wie hats die meinung? So wurstu uns noch iedem ain korb mit schnitbrotten müeßen fürstellen». Es ward deren schnitbrot wol gelacht, und wie ich von den alten gehört, so hat
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bemelter graf Christof under seinen verwanten kaum ain also vil registrit, wie disen graf Franz Wolfen von Zollern. Er het im uf ain zeit geschriben und im datum gesetzt mit disen worten: «Datum Hochenzollern in der alten canzlei». Das kont ime graf Christof nit vertragen, sprechendt: «Die
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feiffel, was dreibstu mit deinen canzleien? wie viel hastu deren? Lieber, bleib bei der canzlei, die ich bei deim vatter und deim änni gesehen!» Aber die [1328] werklichist boshait, die er im zugericht ie, ist zu Costanz beschehen, war uf ainem tag alda. Nun het grafe Franz Wolf
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ain groß guldins sigel machen lassen; darab hetten grafe Christof und die andern ain verdruß. Graf Christof richt an, das man das sigel sollt besehen und wo müglich wol buffen. Das beschach von graf Wolfen von Montfort, der hets wol in der hünder schatzcammer balirt. Baldt hernach
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sollten etlich brief besigelt werden; do kunts graf Christof

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[484] maisterlich anschicken, das ain ieder selbs sollt siglen sprechendt: «Sammer Gott, was ist das für ain ding? mueß ain ieder ain schreiber haben, der im besigle, kans nit ain ieder selbs fürtrucken?» Also besigelt ain ieder und graf
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Franz auch. Aber zeitlich schmackt er die apotek, darab er ain sollichs misfallen, sonderlichen wie menigclichen anfieng zu lachen, das er in aim zorn das sigl zum fenster hinauß warf. Das fiel ungeferdt uf ain dach, und het man vil müeh, wie man das widerumb konte bekomen. Aber
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grave Franz ward übel zufriden, wolt nun den[34], so im ein solliche schmach bewisen, vom leben thon und erstechen, so er in nun gewist, wer er gewest. Aber es wolts im niemands sagen, also blib es ersitzen. In wenig jaren hernach starb er an der wassersucht, darvon anderswo in diser
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historia. Got helf im und uns allen. * * [1533] Iedoch hab ich gefunden, das man den grafen von Zollern vor hundert und sechzig jaren von Hohen - Zoller geschriben, welches mich doch hab verwundert, seitmals nur das Zollern und sonst kains in deutschen oder welschen
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landen mag angezaicht werden, derhalben man zu underschid das wertlin «hoch» brauchen müst, als mit Hohen - Hewen, Hohen - Geroltzeck, Hohen - Neifen, Hohen - Aurach und ander mer. Hernach ist das wertlin ander schlösser mer bei unser zeiten zugeben worden, gleichwol mer ußer
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hochfart und bracht, dann notwendigkait halben. Aber das schloß Zoller hat diß epitheton »Hohen-« vor hundert und fünfzig jaren gehapt. Ich hab ain alte copei ainer missif gelesen, do schreib ain bischof von Costanz, genannt Marquardt, ist ain edelman von Randeck gewest, graf
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Fridereichen von Zollern ains pfaffen halb, hat pfaff Bitter gehaisen, mit denen worden: »Unser frundtlich dienst vor (und nit zuvor). Edler, wolgeborner herr, sunder lieber fründt«, und in der übergeschrift des briefs: »Dem edlen, wolgebornen herrn, unsern besondern lieben fründ, grave
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Friderichen graven zu Hohen - Zollern« etc. Man sagt, obgeherten[35] bischof Marquards geschlecht sei uß dem Rieß und sein vatter ain patriarch zu Aquileja gewesen. * [A182a] Nachdem sich aber der bös luft abermals in der sommershitz zu Möskirch erzaigt, hat fraw Margreth in
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wenig tagen, nachdem herr Wörnher begraben, widerumb

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[485] weichen müeßen, ist derhalben sambt iren kindern, den jungen herrn und frölin, wider hinaus geen Wildenstain gezogen. Daselbst hat sie herrn Wörnhern seligen die puß laut irs zusagens nachgesprochen und des tags, als dieselbig
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geendet, ist sie zu nacht im frawenzimber in ainer großen camer gelegen, die herr Wörnher vor jarn erpawen, und ist sonst niemants bei ir in der camer gewest, dann ir eltester son, herr Veit Wörnher, und ain edle jungkfraw. Und als sie ain claine weil also gelegen und ain hell nachtliecht
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gehabt, hat sie ain gestalt, zugleich wie herr Wörnher selig, als ob der noch lebt, in die beschlossnen [A182b] kamer komen sehen. Dise gestalt hat herr Veit Wörnher, ir eltester son, der über vier jar domals nit alt und bei ir am bett lag und wacht, ersehen und kent; derhalben aus
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kindtlicher weis im nit gefürcht, sonder in angeschreien und im etlich mal »her äni« gerueft; darumb in sein fraw muter beschwerlich hat stillen mögen. Demnach aber die zeit seer haiß, het sie die hend außerhalb der decke, welche sie, dises ghelingen gesichts halb übel erschrocken, nit
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gebrauchen noch auch under die decke bringen kinde etc. Nu schwebt dise gestalt also, wie gehört, in der camer ain gute weil, zu letst kam es für fraw Margrethen bett; derselben griff es die recht hand an, als ob es ir dank umb die gesprochnen buß sagen welt. Die erschrack aber ab
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solichem angreifen so heftig, wie wol zu achten, das sie überlaut anfieng zu schreien. Do fur das gespenst oder der genius durch ain groß staine kemin, das in der camer war, aus, mit aim lauten getös und mit feurenden, [235] brinnenden gnaisten und funken. Fraw Margreth hat
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dieselbig nacht wenig rhuo mer gehabt, dann gleich die recht handt, die ir das gespenst berürt, anfahen zu geschwellen, hat auch ain gute zeit hernach an solcher hand arzneien lassen; ist iedoch zu letst mit mhüe gehailt worden. Hernach hat sie etliche mal gegen abendts zu Wildenstain in
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der cappel für herrn Wörnhern gepetten; do hat zu zeiten etwas mit stainen nach ir geworfen, aber doch sie nit getroffen.

[A181b] Und hiemit seie vilbemelts herrn Wörnhers

leben und handlungen ain beschlus gemacht; der allmechtig
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welle in in jener welt trösten, dann er seim stamen und namen vil eer und guots bewisen und den höchlichen ge-

1 [486] pessert und in ain aufgang gebracht, denen nachkomnen zu ainem exempel in solchem nachzufolgen.



  1. besichtigen] der übrige theil der seite ist vom corrector durchgestrichen, ebenso der anfang der folgenden seite.
  2. andern] hs. ander.
  3. streitaxt] hs. streitag.
  4. dieser vers ist von anderer hand ergänzt.
  5. letzen] correctur von anderer hand.
  6. sie] hs. es.
  7. Der] bis sagen wellen [z. 10] fehlt in A.
  8. wo] B wann.
  9. welcher] hs. welche.
  10. begraben ward] s. über diese erscheinung Pappenheim, Chronik der Truchsessen von Waldburg I, 159.
  11. Bitsch und Hanow] vgl. Lehmann, Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 2 bände. 1862. 1863.
  12. dafflen besetzt] ein ähnliches zauberstück wird von Faust erzählt; s. Düntzer in Scheible's Kloster VI, 141.
  13. 1246] in diesem jahre war Wilhelm noch nicht römischer könig; nach Meerman, Geschichte des Grafen Wilhelm von Holland I, 299 ff. war dieses banket im jahre 1249; nach Sighart, Albertus Magnus s. 46 ff., lehrte dieser im jahre 1246 in Paris; s. ebend. s. 68 ff.
  14. ein helt] hs. einhielt.
  15. kampfblatz] hs. kampfbaltz.
  16. Leiningen] hs. Leiingen.
  17. a b c rossdeuscher] hs. rossdeutscher.
  18. seiner] hs. seinem.
  19. eitel strobuscheln] auf ähnliche fälle macht Liebrecht, Germania XVIII, 180, aufmerksam.
  20. erfert] hs. eifert; s. register unter erferen.
  21. in] hs. im.
  22. gehabt] zu dieser stelle verweist Liebrecht, Germania XIV, 392, auf Gervasius von Tilbury, Otia Imperialia, s. 64, anmerk., und Thomas Murner, Ulenspiegel, herausgeg. von Lappenberg, cap. 65.
  23. Liechtenberger] d. i. Johann Liechtenberger; über ihn s. Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon; Poggendorff, Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften I, 1432; Friedrich, Astrologie und Reformation s. 44—57; Hutten, Opera ed. Böcking, supplem. II, 406.
  24. Schmasman von Rapolstain] s. Strobel, Geschichte des Elsasses II, 163 ff.
  25. bemelten] hs. bemelter.
  26. bekommern] hs. bekommer.
  27. . . .] vielleicht Martin, domdechant (Herzog, Chronicon Alsatiae, Buch. 6, s. 280), nachher bischof von Eichstett.
  28. sie] ergänzt.
  29. gesehen] vielleicht gesessen.
  30. claidern] hs. clöster.
  31. Erolzhaim] hs. Erenzhaim.
  32. Weigelesen vom Rat] d. i. Wigalois vom Rade, vgl. das gedicht Wirnts von Gravenberg, ausgaben von Benecke 1819, und Pfeiffer 1847; vgl. noch Haupt, Zeitschrift III, 191 und Goedeke, Grundriß s. 31 und 115 ff.
  33. mach] hs. macht.
  34. den] hs. dem.
  35. obgeherten] hs. obgeherter.