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Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 82

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 608–616
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Wie herrn Johannsen Wörnhers freiherrn zu Zimbern nachgelassne wittib und kinder in burgrecht zu Rottweil kommen, auch was der römisch künig Maximilian zwischen Zimbern und Werdenberg handlen lassen.
[A237] Nachdem herr Johanns Wörnher freiherr zu Zimbern, wie gehört, mit tod abgangen, hat herrn Gotfriden
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freihern zu Zimbern für ratsam und gut angesehen, damit er und seine phlegsöne ain schirmb, in ain verstandt und burgrecht mit der statt Rotweil, die dozumal ain büntnus mit denen Aidtgnossen und im reich teütscher nation nit in clainer achtung gewest, sich einzulassen. Derhalben er
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gleich desselben jars vierzehenhundert fünfundneünzige durch rath seiner freundt sovil gehandlt, das die statt Rotweil in, auch die jungen herrn und frölin sampt [297] irer fraw muter, auch aller iren ligenden und varenden güetern, in burgkrecht, die nach der statt pesten vermögen, doch denen jungen
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herrn unverhindert an iren diensten bei den chur- und für-

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[609] sten, zu handthaben, angenomen; und ob die herrschaft Oberndorf mit ir zugehört erobret, darin trewer vleis gepraucht werden, solle alsdann dieselb sampt der alten freiherrschaft Zimbern in irem burgkrechten mit der stat in
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frid und unfrid, lieb und laidt verpunden sein, dargegen die stat baid herrschaften wie das ir zum getrewlichisten schützen und schürmen soll, mit dem vorbehalt, zu welcher zeit herr Gotfrid oder die jungen herrn aus solchem burgkrechten sich und die herrschaften zu lösen wider begerten, das sie
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sollichs mit aim tausent guldin reinisch erst nach zwainzig jarn, demnach Oberndorf widerumb erobert, wol thon mögten. Zu dem allem wardt angeredt, das zum wenigisten der eltisten ainer under bemelten jungen herrn im anfang sollichs burgkrechts zu Rottweil ain jar lang wonen solte.
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Solche capitulation des burkrechts hat herr Gotfridt [A238a] von wegen sein selbs und seiner vogtsöne angenomen, darauf dann fraw Margareth mit herrn Gotfriden Wörnhern und herrn Wilhelm Wörnhern, iren sönen, und zwaien frölin, Barbara und Margareth, geen Rotweil gezogen, da sie
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etliche jar beliben. Darzwischen ist sie aber wol ain jar oder mere sampt obbemeltem irem sone, herrn Gotfriden Wörnhern, gen Gailndorf zu irem schwager, schenk Albrechten von Limpurg, den sterbendt geflohen, der ir alle trew und freundtschaft bewisen. Doch hat er wider Werdenberg
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kainswegs zu handlen, in bedenkung, das sein son, schenk Cristof, grave Jörgen von Werdenbergs dochter, fröle Agnesen, eelichen verheirat, sich bewegen wellen lassen. * [1266] In allem unfall, als herr Johanns Wernher freiherr zu Zimbern der elter vertriben und verjagt, auch im
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ellendt gestorben, und der werdenbergisch haß nach seinem absterben auch uf die arm wittfraw, die grefin von Öttingen, kam, also das die grafen ir weder widdem, heiratguet oder anders verfolgen lassen wolten, muest die guet fraw notthalben ire nechsten freundt und verwandten anruefen und
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haimsuchen. Also zohe sie geen Gailndorf[1] zu irem schwager, schenk Albrechten von Lümpurg, und ir schwester daselbst. Sie füerte den nechsten durchs landt Würtemberg nach der herrschaft Gailndorf[1]. Wie sie nun durch Stuttgarten faren wolt und ungern bekannt war, füegte sich, das die herzogin

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[610] von Würtemberg mit vil pferden ir entgegen kame und also die wägen ainandern begegneten. Do welten die würtembergischen reuter ihe wissen, wer im wagen oder wer doch die fraw were. Dieweil aber kain reisiger diener, so den
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wagen belaite, verhanden, gab der furman von irer allerwegen, ungehaißen, die antwurt, sprechendt: »Wer sollten wir sein? wir sein von Zimbern«, und fuere damit immerdar fort. Also ließ man sie faren, und warden desshalben von den Würtembergischen oder andern nit mehr
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gerechtfertiget etc. * Mittlerweil als sie zu Rotweil sich enthalten, hat sie gros armuot, das doch erbärmbclichen zu hören, erleiden miesen; dann grave Haugo von Werdenberg ir heiratgut, widerlegung und morgengab, welches sich alles zwaihundert dreißig guldin
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jerlichs erließe, darumb dann Rordorf, Lübertingen und Guotenstain die dörfer zum höchsten verschriben, bei dreien jarn vorgehalten hat. Als aber ir sollichs ganz beschwerlichen und ires, auch irer kinder großen unvermögen nach unleidenlich, haben die von Rotweil sich der sachen aus
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vorgemelten ursachen dermaßen underwunden, das grave Haugo, mer durch vorcht dann aus liebe der gerecht- und pillichait, sich zu aim vertrag begeben müeßen, darauf grave Wolf von Öttingen, ir brueder, dessgleichen herr Gotfridt der alt mit grave Hugon zu Ulm hievon zum getrewlichisten
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gehandlet. Als sie aber domaln sich nit verainen, haben sie ains andern tags, so zu Messkirch solt [A238b] gehalten werden, sich verglichen, alda sie ain vertrag, das ir grave Haugo obbemelten jerlichen zins gegen gepürlicher quitung ausrichten, ir auch für allen usstandt ain benüegen erstatten,
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aufgericht. Grave Hugo von Werdenberg hat sich [298] mermals in denen handlungen gegen bemelter fraw Margrethen erpotten, ir zu ainem eerlichen heirat, der ir gemeß, zu verhelfen, welches sie aber alle zeit abgeschlagen, dann sie wol gewist, das grave Haugo sollichs ir gar nit zu gutem
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thete, sonder damit ire kinder dester weniger hilf und zuflucht, dardurch er dann sie dester ehe verhofft hette zu veruntrewen. * [1246] Anno 1491 den 13 Aprillis hat kaiser Friderrich herr Wilhalmen von Rapolstain zu commissarien verordnet,
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zwischen den grafen von Werdenberg und der grefin von Ötingen, herr Johannsen Wernhers von Zimbern gemahel, und denen jungen herren, iren sönen, zu handlen von wegen

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[611] der dörfer Rordorf, Lübertingen und Guetenstain, die fraw Margrethen umb ir heiratguet und anders verschriben. Was nun herr Wilhalm von Rapolstain hierauf gehandelt und außgericht, find ich niergendts. *
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* [1283] Vor jaren sein große hofgericht zu Rottweil gewesen, also das vil adels dohin kommen, welches alles zu unsern zeiten, als die hovegerichtsordnungen sein eröffnet worden, mit botten wurt außgericht. Man hat auch große und herrliche fassnachten alda gehalten, insonderhait anno
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15 . . . , do ist sovil adels und fürnemer leut do gewest, das man gerent und gestochen. Derzeit hat fraw Margreth grefin von Öttingen, des alten herren Johannsen Wernhers freiherren zu Zimbern nachgelassene witib, zu Rotweil gewonet. Die hat nun ain alten diener, war bei irem herren selligen, hieß
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Hanns von Praunen, war ain abenteuriger, schimpfiger man. Der nam von der frawen erlaubtnus, ein schimpfbossen anzurichten. Also da im sollichs erlaupt, do pott er eim alten reuterlin, hieß Hanns Sättelin, war in spital genomen, zu stechen auß, war auch sein alter gesell gewesen und ward
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sonst für ain guets, froms, dorechts mendle gehalten. Darumb sprachen sie baide den burgermaister an, das inen uf ain gnannten tag erlaupt wurde, öffenlich am Mark zu stechen und kurzweil zu treiben. Das ließ inen der burgermaister zu, insonderhait als er von Hannsen von Praunen
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ad partem bericht empfieng, wie solichs stechen ain gestalt wurd haben. Hierauf schieden sie baide vom burgermaister, der inen harnasch, ross und was weiters von netten, von gemainer statt zu leihen erbotte. Derhalben was Sättelin ganz gescheftig, ließ im den stechzeug zurüsten und was
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er dann vermainte von nötten sein. Hanns von Praunen aber der ließ hiezwischen ain duchin man machen, der ward im leib mit etlichen plattern voller schwaiß ußgefüllt; sollichs ward allerdings ganz maisterlich gemacht. Als nun der bestimpt tag vorhanden, do kamen die baid sticher uf
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die ban; ieder hett seine trabanten. Hanns von Praunen het sich verbutzet, der füert sein stroen man und war alles dermaßen so artlich, das menigclichen darfür hett, der Hanns von Praunen seße uf dem ross. Wie nun die trommeter anfiengen zu plasen und das erst rennen beschach, do felten
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baid sticher ainandern; im andern aber do traf Sättelin wol und zerstieß etliche plattern, das der schweiß allenthalben neben dem stechzeug ußher rann. Do schrie iederman:

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[612] Hanns von Praunen ist todt«. Wie Sättelin das erhört, do vermaint er, es were war, zudem er den schwaiß sahe überflüssig herab fließen. Derhalben flohe er mit verhenktem zaum durch alles volk die statt hinab zu S. Johanns, ist
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ain commenthurei Johanniter ordens und ain fraihait; daselbst sprach er umb Gottes willen den hauscomenthur an umb mittailung der freihait, clagt im darbei den unfall ganz ernstlich, darin er kommen; und wiewol etlich kamen und ime sagten, wie die sachen beschaffen, so wolt er doch
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kain glauben geben und besorgt, sie weren von der obrigkait abgefertiget, in zu fahen. Derhalben flohe er in die kirchen, wolt sich auch darauß nit dedingen lassen, biß Hanns von Praunen mit andern speikatzen selbs kame und ine wider herauß fierte. Er[2] ist zu Rottweil dozumal zu aim
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großem gelechter geratten, und hat es im die obrigkait wol verguet gehabt. Hernach in seinem alter ist er in lepram gefallen, das er letzstlich im lazart zu Rottweil gestorben, und vermaint man, er habs von seim weib ererbt gehapt. * * [1284] Anfangs als fraw Margreth, die grevin von
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Ettingen, zu Rottweil gewonet, do hat sie iren mitlern son, herr Gottfridt Wernhern, war noch ain kind, und dann ire zwo döchtern, fröle Margreth und frele Barbelin, bei ir gehabt. In der weihennecht nacht (wie dann ainest ain größer andacht bei unsern vorfaren gewesen, dann laider bei uns,
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also das sie gar nahe die ganz nacht im gebett hervornen gewesen) do ist die guet fraw auch nit zu bet gangen, sonder vor und bei iren wachsliechtlin knüet und ire gebett gesprochen. Mitlerweil ist der jung herr und die kleinen frölin uf dem bet gelegen und haben auch nit wellen schlaffen
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geen. Dieweil aber der jung herr unrüebig uf dem bet gewesen, iezo dort, dann daher umbhergefarn, do haben seine schwestern ine darumb gescholten und befragt, was er mit solchem unrüebigen wesen gemaine, hat er inen geantwurt, es beiße in ein floh dahinden, das er kein ruhe könde haben.
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Und wiewol das alles von den kinden leins und mit niderer stim geredt worden, so hats doch iren fraw muetter gehört und ist durch solche küntliche einfalt zu eim solchen gelechter bewegt worden, das sie hernach selbs bekannt, sie hab dieselbig nacht nit sonders vil mehr betten künden. *
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* [1281] Die grevin von Öttingen,. weilund herrn Johann-

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[613] sen Wernhers freiherren zu Zimbern des eltern nachgelassne witib, als sie noch zu Rotweil gesessen, ist uf ain zeit zu ir eltesten dochter, der ebtissin von Zürich, gefaren. Wie sie nun durch die Bar gefaren und neben Fürstenberg
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hinzogen, do hat man ir an ainem rain den wagen umbgefaren, daz der etliche mal übergangen und grose gefar darbei gewesen, auch ain wunder groß geschrai im wagen gewesen. Als aber nun die diener und wagenleut den wagen wider ufgehept, ist ußer sonder gnaden des allmechtigen niemandts
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was sonderlichen schedlichs begegnet, und als ie ains das ander gefragt und die antwurten erfolgt: »Mir ist auch nichs beschehen» , do ist ain cammermagt darunder gewesen, Susanna Cronbergerin genannt, die hat auch gesagt: »Es ist Gott lob mir auch nichs begegnet, dann allain mir ist
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ain bain entzwai.« Das hat sie aber uf ir guet Schweizerisch geredt, gleichwol ir solcher unfall nit widerfaren, darumb irenthalb hernach ein groß gelechter ervolgt. * * [1507] Ain sollichen greusenlichen fal hat grave Phillipsen von Rineks gemahel, ist ain grefin von Erpach, mit
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ainem wagen gethon, als sie ab der haimfüerung von Rapersweir kommen und wider an haimraisen gewesen; ist beschehen zu Reichenberg. Da ist mitten am berg der wagen zerbrochen und von ainander gangen; der hinder wagen und hebel ist mit der grefin und irem frawenzimmer
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den berg heraber gefallen, etliche mal übergangen, mit der höchsten [1508] gefar irer aller leben; ist beschehen im beisein des grafen von Rineks, das sich ires lebens niemands versehen gehapt. Als aber sollich überburzlete ain ort, ist man zum wagen komen, do ist niemands, gleichwol
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miraculose, was beschehen oder verletzet gewest, allain der furman ist von rossen kommen; den hat der hebel, als er zugeloffen, ergriffen und mit seiner schwere hingenomen und erdruckt. * * [1245] In der weil als fraw Margreth, weilunt herr
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Johannsen Wernhers freiherren zu Zimbern des eltern nachgelassen witib zu Oberndorf wonet, hat sie ain taglöner daselbs außerm thal, hieß Hanns Hauser, bestellt, das derselbig am herpst ires baumgartens am haus nachts verwalten und verhüeten solle, und ime gar wol vertrawet; aber das
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ops war nichs destoweniger verzuckt. Letzstlich befand sich, das der hieter selbs der dieb war. Also gieng im nichs weiters hernach, dann das man im urlaub gab. Er were

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[614] auch wol zu straffen gewesen, waverr das den vögten und amptleuten were fürbracht worden; aber es war ain güetige fraw und die ohne zweifel den lone hierum an eim andern ort reichlingen wurt ingenomen haben. Das haus ist
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hernach in andere hend komen; es hats iezmals ainer, haist Stoffel Vogel.* In bemeltem jar, nemlich vierzehenhundert fünfundneunzige, haben herr Veit Wörnher und her Johanns Wörnher freiherrn zu Zimbern, geprüedere, die dozumal bei der
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churfürstlichen pfalz zue Haidelberg zu hove, den römischen künig Maximilianum durch pfalzgraven Philipsen, churfürsten, auf dem reichstag zu Wormbs ansuchen lassen, Ir Majestat welle die ungnad, die sie bishieher gegen inen getragen, gnedigist fallen lassen und gnad mittailen, mit verhelfung inen
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und irn geschwistergiten zu irem vätterlichen erb. Hierauf die künigclich Majestat bemeltem churfürsten zu antwurt geben, Ir Majestat wisse kain ungnade zu inen, sonder welle ir gnedigister könig sein, auch ain güetlichen tag zwischen inen und denen von Werdenberg ansetzen, welches sich
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aber aus vilfältigen fürfallenden gescheften dermaßen, das sollichs danzumal zu Wormbs nit beschehen, verzogen. Derhalben, als die kingclich Majestat nach ausgang des reichstags geen Schwebischen-Hall kommen, hat Ir Majestat bischof Friderrichen von Augspurg, herrn Wolfgangen von
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Clingenberg, landtchomen[A239a]thur teutsch ordens der balei Edlsäs und Burgundi, grave Wolfen von Ötingen und schenk Albrechten von Limpurg, baid partheien in der güete zu verhören und auf Ir Majestat bewilligen zu vertragen, zu comissarien verordnet. Gleich bald darnach gedachte herrn,
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die königclichen commissarii, baide thail, auf Jubilate anno vierzehenhundert sechsundneunzige zu Ulm zu erscheinen, beschriben. Hierauf herr Wörnher freiherr zu Zimbern sampt aim churfürstlichen rat und etlichen vom adl geen Ulm sich verfüegt, haben sie die comissarios alda nit gefunden, sonder
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andere schriben und bericht empfangen, das sie fürderlichen zue Augspurg ankommen solten. Solchem ist also gelept worden, und nachdem sie den herrn künigclichen comissariis zu Augspurg sich angezaigt, ist inen ain verhöretag angesetzt worden. Darauf, als baide partheien erscheinen,
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haben die künigclichen comissarii irn bevelch verlesen lassen; hiemit herr Wörnher sein clag, wie hinach volgt, durch den pfalzgräfischen rat, sein advocaten, fürnemlich des inhalts

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[615] fürtragen lassen, demnach die von Werdenberg ime und seinen geschwistergiten ire übergebne herrschaften und güeter aigens willens und gwalts eingenomen und one erlangte rechten dero sie entsetzt, begere er, das sie, die königclichen
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comissarii, die von Werdenberg dahin weisen und vermögen, das sie inen solche ire herrschaften und spolia der pillichhait nach mit sampt allem interesse, auch erlittnem costen und schaden widerumb restituiren und zustellen, mit bericht, das die von Werdenberg inen kain recht aus der vermainten
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declaration schöpfen, dieweil die bei zeiten ires hern vatters seligen zu recht aufgehebt, zu dem auch [299] die herrschaften und güeter iren, und nit ires vatterns, auch lang vor der declaration gewest. Hieruf [A239b] grave Haugo von Werdenberg von wegen sein selbs und seiner gebrüeder
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dise antwurt gegeben, ime nem solcher der von Zimbern anzug ganz frömbd; er und seine gebrüeder haben niemants das sein mit gwalt genommen; als aber weilundt die kaiserlich Majestat inen die zimberischen güter einzenemen mandiert, haben sie solchs als die gehorsammen gethon;
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nachvolgendts hab inen die kaiserlich Majestat solche güeter für ire dinst frei ledigclichen geschenkt und gegeben, derhalben ir pit, sie, die comissarii, wellen die von Zimbern güetlichen von irem fürnemen abzusten vermanen. Also nach vilgehörten reden und widerreden haben die comissarii die
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güetlichhait fürgenommen. Do hat sich grave Haugo von sein und seiner gebrüeder wegen, herrn Wörnhern von Zimbern Oberndorf sampt seiner zugehördte, die mit neun tausendt guldin verpfendt, wider zuzustellen erpotten, darzu vier tausendt und sechs hundert guldin hauptguts, fraw
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Margareten, weilund herrn Johannsen Wörnhers freiherrn zu Zimbern nachgelassnen wittiben, gehörig, sampt andern schulden, so auf Messkirch verschriben, zu bezaln, welches sich alles in ainer somma fünfzehen tausendt guldin trifft, aber die herrschaft Messkirch mit aller ir zugehörde und oberkaiten
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welle er und seine geprüeder behalten. Solchs anpietens grave Haugons hat herrn Wörnhern von sein selbs und dann seiner geschwistergit wegen anzunemmen gar nit gemaint sein wellen, vermainendt, Oberndorf sampt seiner fraw muoter heirat- und widemgut gehöre inen sonst zu; wer dann
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Messkirch inhab, solle pillich die schulden und beschwerden, so daraus gangen, bezallen. Als nu die comissarii befunden, das sie die sachen [A240a] auf dizmal weiter nit bringen

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[616] könden, dann sie gegen herrn Wörnhern und seim beistandt sich merken lassen, das sie vielleicht noch zwai oder drei tausendt guldin und darüber nit möchtig seien, welches er aber kainswegs annemen, haben sie baide thail, die sachen
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an die königclichen Majestat zu bringen, abschaiden lassen. Do hat grave Hugo von Werdenberg an die königclichen Majestat supliciert und ernstlichen angehalten, in mainung, Ir Majestat dahin zu bewegen, das sie die von Zimbern, in die mittl, wie hieob gehört, zu bewilligen und die anzunemen
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vermöge. Herr Wörnher aber, sobald er dessen verstendigt, hat er auch bei der künigclichen Majestat angehalten, mit underthenigister pitt, Ir Majestat welle bedenken ir armuot und inen ire herschaften, deren sie durch die gewaltsame, unpilliche deren von Werdenberg entsatzung beraubt, wider
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zustellen, mit erpieten, wer zuspruch und anforderung an sie zu haben vermaine, vor ir Majestat und menigclichem rechtens nit vor zu sein. Nach solchen handlungen ist die sach ain zeitlang ersitzen beliben, und ist herr [300] Wörnher wider geen Haidelberg zu seinem herren, dem
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churfürsten, geritten.



  1. a b Gailndorf] s. z. 22 und 35, hs. Ballendorf; ein Ballendorf liegt im o. a. Ulm.
  2. Er] hs. Es.