Zuflucht im Walde
[420] Zuflucht im Walde. (Zu dem Bilde S. 393.) Mitten im Walde, auf dessen dichtumgrünten Pfaden sich das junge Paar traulich plaudernd erging, ist es vom Unwetter überrascht worden. Der entfesselte Sturm warf ihnen den stärker und stärker fallenden Regen ins Gesicht und der junge Tannenbestand am Wege bot ihnen keinen Schutz. Tiefer flüchteten sie in den Wald; eine mächtige Eiche wurde ihr Ziel, die mit ihrer gewaltigen Krone hoch über die Fichten und Tannen in ihrer Nähe emporragte. Durch dichtes Unterholz und wildwachsendes Rankenwerk mußten sie sich den Weg bahnen; aber dann fanden sie auch unter dem Baum die erhoffte Zuflucht. Sein dichtes Laubdach hielt den Regen ab, und wohlgeborgen lauschten sie nun aus ihrem sicheren Versteck den gewaltigen Stimmen der durch den Wald tobenden Elemente. Schon aber läßt das Wetter nach, schon blitzen Strahlenstreifen vom sich aufhellenden Himmel über die Blumenwildnis zu ihren Füßen hin und ein Buchfink, der sich mit ihnen hierher geflüchtet, reckt auf seinem dürren Ast das Hälschen und begrüßt mit frohem Pfeifen das Sonnenlicht. Prüfend schaut der Gatte ins Weite, ob diesen Zeichen auch zu trauen sei; aber von den Zügen seiner jungen Frau ist längst alles Bangen gewichen; an den geliebten Mann gelehnt, der sie so sicher hierher geführt hat, fühlt sie sich auf dem Plätzchen unter der Eiche so wohl, daß sie an den Aufbruch noch gar nicht denken mag.