Zum Sammeln
[276] Zum Sammeln. (Zu unserer Kunstbeilage.) Wie das Waldhorn in die Hände des jugendlichen Gänsehüters gekommen ist, darüber läßt uns der Künstler im Zweifel. Aber ganz sicher ist, daß jener es mit Ernst und Eifer handhabt, und ebenso ernst nehmen die Zuhörer seine Kunstleistung. Sie kommen in Scharen herbei und horchen aufmerksam den glücklicherweise fern von menschlichen Ohren in die geduldige Gottesluft hineingellenden Klängen. Denn die Gesetze der Harmonie sind auf diesem freien Wiesenhügel unbekannt und der Künstler sowie sein Publikum sind der Ansicht, daß „erlaubt ist, was gefällt“. Da noch außerdem aus den gepreßten Halb- und Dreiviertelstönen die Hoffnung auf den abendlichen Heimzug herausklingt, so schnattert das Auditorium ungeteilten Beifall, und der junge Virtuose nimmt ihn mit ebensoviel Selbstbewußtsein entgegen wie die berühmtesten musikalischen Wunderkinder das Händeklatschen eines begeisterten Konzertpublikums. Ihm genügt das seinige, und wer von beiden es, besser hat, das lehrt ein einziger Blick auf die barfüßige Freiheit und vollkommene Zufriedenheit des strammen Buben, welchen der Künstler so lebenswahr und erfreulich auf die Wiese zwischen seine Schnattergänse hingestellt hat, daß man ihn mit Vergnügen betrachtet.
Bn.