Zur Krönung der Königin Wilhelmina
[607] Zur Krönung der Königin Wilhelmina. (Mit Bildnis S. 581.) In der berühmten Nieuwe Kerk (Neuen Kirche) zu Amsterdam, in welcher so manche Großthaten niederländischer Geschichte durch Denkmäler verherrlicht sind, fand am 6. September ein bedeutsamer, feierlicher Akt statt.
Der jugendlichen Königin Wilhelmina ward auf das blonde Haupt die Krone der Niederlande gedrückt und sie hat den Eid geleistet, die Gesetze des Landes zu achten und sein Wohl wahrzunehmen, „wie es eine gute Königin zu thun schuldig ist“.
An dem Feste der stammverwandten Holländer nehmen auch die Deutschen mit aufrichtigen Glückwünschen teil, ist doch die junge Königin, der man nur Gutes nachsagt, die Tochter einer deutschen Fürstin.
Wilhelmina ist bereits seit acht Jahren Königin der Niederlande. Mit König Wilhelm III, der am 23. November 1890 starb, erlosch der Mannesstamm des Hauses Nassau-Oranien. Zwar hatte ihm seine erste Gemahlin Sophie, Tochter des Königs Wilhelm I von Württemberg, zwei Söhne, die Prinzen Wilhelm und Alexander, geschenkt, aber beide waren dem Vater im Tode vorausgegangen. Aus seiner zweiten Ehe mit Emma, Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont, stammt Wilhelmina, die nach dem Grundgesetze des Landes dem Vater auf dem Thron der Niederlande folgte. Damals war sie erst zehn Jahre alt und so übernahm ihre Mutter, die Königin Emma, die Regentschaft des Landes. Die Königin-Regentin zeigte sich ihrer Aufgabe völlig gewachsen; als eine kluge und doch liebenswürdige Fürstin ist sie bei den Holländern sehr beliebt. Sie hat es auch verstanden, ihre Tochter trefflich zu erziehen und für den schwierigen Herrscherberuf vorzubereiten.
Am 31. August dieses Jahres vollendete Königin Wilhelmina ihr achtzehntes Lebensjahr und übernahm die Regierung des Landes. Der Krönung in Amsterdam schließt sich eine Reihe von Festlichkeiten an, die zwei Tage dauern sollen. Am 9. September wird die Königin ihren feierlichen Einzug in die Residenzstadt Haag halten und dort mehrere Tage verweilen, um an den geplanten Festlichkeiten und Volksbelustigungen teilzunehmen.
Möge es der jungen Herrscherin in der Zukunft beschieden sein, die Liebe, die ihr das Volk entgegenbringt, sich stets zu erhalten und als eine „gute Königin“ ihr Land zu beglücken. *