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Zwanzig Dollars Belohnung

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Zwanzig Dollars Belohnung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 226
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[226] Zwanzig Dollars Belohnung. Vor etwa zwei Monaten (erzählt die „New-York-Post“ vom 5. April) wurde einem ältlichen Herrn auf der Straße in einer ihm unerklärlichen Weise die Uhr gestohlen. Er bot öffentlich zwanzig Dollars Belohnung Demjenigen, der sie ihm wiedergäbe, er wolle selbst dem Diebe keine Unannehmlichkeiten bereiten. Bald darauf redete ihn ein anständiger Herr auf der Straße an: „Sir. Sie sind um Ihre Uhr gekommen?“ – „Das bin ich!“ „Sie versprachen dem Wiederbringer zwanzig Dollars Belohnung?“ – „Versprach ich.“ „Versprachen, kein Aufhebens davon zu machen?“ – „Kein Aufhebens.“ – „Sind’n Gentleman?“ „Bin ich.“ „Well then, hier ist Ihre Uhr.“ Der Gentleman bezahlt seine zwanzig Dollars, steckt seine Uhr ein und murmelt im Abgeben: „Möchte doch wissen, wie er’s angefangen!“ – „Möchten Sie?“ ruft ihm der anständige Herr nach; „soll ich’s Ihnen zeigen?“ – „Yes, zeigen!“ „Nun passen Sie auf.“ sagt der anständige Herr, „Sir erinnern sich vielleicht, wie an dem Tage, an welchem Sie Ihre Uhr verloren, Jemand heftig gegen Sie aus Versehen anrannte und Sie um Entschuldigung bat?“ – „Ist mir so.“ „So, nun sehen Sie, das war ich.“ „Freut mich. Ihre werthe Bekanntsch – aber, wie war’s möglich? Ich erinnere mich kaum –“ „Erlauben Sie, ich werde es Ihnen zeigen.“ „Yes, zeigen!“ Und jetzt rannte der anständige Herr wieder gegen den ältlichen Herrn an, bat um Entschuldigung und entfernte sich. „Dank Ihnen!“ rief ihm der ältliche Herr nach und ging seiner Wege, wobei ihm einfiel, daß es wohl bald Essenszeit sein könne. Aber um das zu erfahren, mußte er einen andern Herrn fragen, denn seine eingelöste Uhr war inzwischen eine Flötenuhr geworden, sie war „flöten gegangen“, wie bei dem ersten Stoße des anständigen Herrn.

Auch in London passirte eine ähnliche Geschichte. Dort läßt auch der albernste Stutzer sein bestes Taschentuch nicht heraushängen, da Gelegenheit Diebe macht. Manchmal behält aber aus Nachlässigkeit ein seidener Zipfel Aussicht auf die Straße. Und da sind ehrliche Leute fast immer bei der Hand mit ihrem „Nehmen Sie Ihr Taschentuch in Acht!“ Neulich nun ging eine gutmüthige Seele in diesem Falle noch weiter und begleitete die Warnung mit einem Stoße, der das Taschentuch bis in die tiefste Tiefe der Tasche zwang, aber nicht das seidene, sondern einen rasch untergeschobenen baumwollenen Stellvertreter.