Zwei Morgen im Schlosse zu Versailles
Zwei Morgen im Schlosse zu Versailles.
Es war am 15. August 1785, dem Feiertag von Mariä Himmelfahrt, da trat aus dem Kabinett des Königs Ludwig XVI. im Schlosse zu Versailles ein Mann, angethan mit der ganzen pomphaften Tracht des hohen geistlichen Würdenträgers. Aber seine Miene stimmte schlecht zu dem festlichen Gewande, das er trug, und sein Weg führte ihn nicht zum feierlichen Hochamt in die Kirche, sondern geradeswegs zur Bastille. In dem Saal des Oeil de boeuf ward er auf Befehl des Königs durch den Herzog von Villeroi verhaftet und alsbald nach dem Gefängniß abgeführt.
Der Gefangene war niemand anderes als der berüchtigte Kardinal Rohan, Großalmosenier von Frankreich, Bischof von Straßburg, Inhaber einer ganzen Anzahl der einträglichsten Pfründen. Drinnen aber im Kabinett des Königs waren sehr peinliche Dinge verhandelt worden. Der Kardinal, der eben im Begriffe stand, sich zur Abhaltung der großen Messe in die Kirche zu begeben, hatte plötzlich den Befehl erhalten, sich zum König zu verfügen. Als er eintrat, empfing ihn der König mit der Frage:
„Sie haben bei Böhmer ein Diamantenhalsband für 1600000 Franken gekauft?“
„Ja, Sire!“ erwiderte der Kardinal.
„Und was ist damit geschehen?“
„Ich denke, es befindet sich in den Händen Ihrer Majestät der Königin!“
„Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben?“
„Eine Gräfin de Lamotte-Valois. Sie wies mir einen Brief der Königin vor, und ich mußte glauben, Ihrer Majestät einen Dienst zu erweisen, indem ich die Besorgung übernahm.“
Da unterbrach ihn die Königin, die mit einigen Herren des Gefolges Zeuge der Unterredung war, mit den Worten:
„Mein Herr, wie haben Sie, mit dem ich seit acht Jahren kein Wort geredet, glauben können, ich würde Sie zu diesem Geschäfte ausersehen, vollends durch die Vermittlung einer solchen Frau!“
„Ich sehe wohl,“ war die zerknirschte Antwort des Kardinals, „daß ich das Opfer eines schnöden Betrugs geworden bin. Ich werde das Halsband bezahlen. Das Bestreben, Eurer Majestät einen Gefallen zu erweisen, hat mir den Blick getrübt. Ich sah keinerlei Hinterhalt dabei, und es thut mir außerordentlich leid.“ Er zog, währenddem einen Brief aus der Tasche, in welchem in der That die Königin der Lamotte jenen Auftrag gab. Der König nahm ihn, warf einen Blick darauf und hielt ihn dann dem Kardinal vor mit den Worten:
„Das ist doch weder die Handschrift noch die Unterschrift
[129][130] der Königin! Wie konnte ein Prinz aus dem Hause Rohan, ein Großalmosenier von Frankreich glauben, die Königin würde mit ‚Marie Antoinette von Frankreich‘ zeichnen? Jedes Kind weiß, daß die Königinnen nur mit ihrem Taufnamen unterschreiben!“ Und indem er ihm zugleich einen vom Kardinal geschriebenen Brief an den Juwelier Böhmer vorwies, verlangte er noch einmal entschieden Aufklärung des Räthsels.
Jetzt wurde dem Kardinal schwül. Er erbleichte und mußte sich gegen den Tisch stützen.
„Sire, ich bin zu erregt, um mich vor Eurer Majestät gebührend zu verantworten,“ bat er mit unsicherer Stimme.
„Hier in meinem Kabinett finden Sie Papier, Tinte und Feder. Schreiben Sie auf, was Sie mir zu sagen haben!“
Der Kardinal that, wie ihm geheißen. Nach einer Viertelstunde kehrte er zurück mit seiner Rechtfertigungsschrift. Aber sie war so unklar und nichtssagend, daß sie einem Geständniß seiner Schuld gleichkam.
In Wahrheit hatte er sich von der intriganten Lamotte einreden lassen, die Königin Marie Antoinette würde um den Preis dieses von ihr heiß begehrten Halsbandes selbst für eine Liebschaft zu haben sein, hatte er sich durch das Gaukelspiel eines nächtlichen Stelldicheins, bei welchem irgend ein Frauenzimmer die Rolle der Königin spielte, vollends betölpeln lassen, den Ankauf des verhängnißvollen Schmuckes zu unternehmen.
Und so geschah denn, was wir wissen. Der König entließ den Frevler, der sich erkühnt hatte, die weibliche Ehre der Königin aufs gröblichste zu beschimpfen, mit der kurzen Bemerkung:
„Sie werden bei dem Heraustreten aus diesem Kabinett verhaftet werden!“
So berichtet die Hofdame der Königin Marie Antoinette, Madame Campan, der wir in den Hauptzügen gefolgt sind. Es kann hier nicht unsere Absicht sein, die ganze, oft erzählte Geschichte von dem berüchtigten Halsbandprozeß noch einmal zu erzählen. Aber erinnern mußten wir an diesen aufregenden Morgen im Schlosse zu Versailles, denn von ihm führt eine gerade Linie sich folgerichtig aneinander kettender Ereignisse zu jenen anderen Morgenstunden, denen des 6. Oktober 1789, die wohl die fürchterlichsten waren, welche das schicksalsreiche Schloß zu Versailles gesehen hat.
Wenn wir Heutigen, die wir den ganzen Verlauf des blutigen Geschichtsdramas der französischen Revolution übersehen, die Anfänge der Bewegung betrachten, so müssen wir uns wundern, wie königstreu die ersten Wortführer der Umwälzung noch waren.
Die berühmte Brandschrift des Abbé Sièyes „Was ist der dritte Stand?“, die mit düsterer Fackelgluth das Elend und die Verworfenheit des alten Privilegienstaats beleuchtet, sie macht Halt vor der Person des Königs. „Das Volk hat sich gewöhnt, wenn es murrt, den Monarchen zu trennen von den Bewegern der Gewalt,“ führt der streitbare Abbé aus. „Es hat den König immer als einen Menschen betrachtet, der so gewiß betrogen wird und inmitten eines rührigen und allmächtigen Hofes so wehrlos dasteht, daß es nie daran gedacht hat, ihm all das Unheil zuzuschreiben, das in seinem Namen geschehen ist. Einzig die Aristokratie ist es, die gegen die Vernunft, das Recht, das Volk und den König streitet.“ Die Wähler von Limoux schreiben in dem „Cahier“, in dem Wunsch- und Beschwerdeheft, das sie im Frühjahr 1789 ihren Abgeordneten zur Nationalversammlung nach Versailles mitgaben: „Sire, seit Jahrhunderten schmachten die Gemeinen Ihres Reiches unter Mißbräuchen jeder Art. Seit lange waren unserer Könige und unsere Interessen die dieselben sind, vollständig getrennt. Ein Hoffnungsstrahl beginnt uns über dem Haupt zu leuchten, aber er wird bald verschwinden, unser Glück wird nur einen Augenblick währen, und wir werden zurücktauchen in die Finsterniß des Elends, wenn Ew. Majestät nicht, im Einklang mit der Nation, das Uebel ausrottet mit der Wurzel.“ Der dritte Stand von Paris knüpft um dieselbe Zeit an das Verlangen nach Schleifung der Bastille noch den Vorschlag, inmitten des durch ihre Niederlegung gelassenen freien Platzes eine Säule von einfach edler Bauart zur errichten mit der Inschrift: „Ludwig XVI., dem Wiederhersteller der öffentlichen Freiheit.“ Und als die neugewählten Abgeordneten mit dem gesamten Hofe an der Spitze in feierlichem Aufzuge von der Versailler Notredamekirche zur Kirche des Heiligen Ludwig sich bewegten, da begrüßte nach dem Zeugniß der Frau von Staël den König ein lautes Hochrufen der ungeheuren Menschenmassen.
Nicht so seine Gemahlin.
Die Königin fand keinen Willkomm. Ja, sie wäre glücklich gewesen, wenn sie nur mit Stillschweigen aufgenommen worden wäre, aber Gassenweiber schleuderten ihr einen Ruf zu, der ihr das Blut in den Adern erstarren machte: „Hoch der Herzog von Orleans!“ Das war ihr grimmigster Feind, der rührigste ihrer Lästerer.
Ja, die unglückliche Marie Antoinette war nie beliebt gewesen in ihrer neuen Heimath, und als der Haß zum Throne kroch, da war sie sein erstes Opfer. In jenen ersten Gährungen der Revolution trat der Keim zum 16. Oktober 1793, dem Tage, da Marie Antoinette unter dem wüthenden Jubel des Janhagels ihr Haupt auf den Block legte, deutlicher zu Tage als der zum 21. Januar desselben Jahres, da Ludwig Capet der Blutgier der Schreckensmänner zum Opfer fiel.
Der erste schwere Schlag, welcher der Königin enthüllte, wie wenig sie und ihre Ehre dem Volke galten, stand in engstem Zusammenhange mit jenem Auftritt am Morgen des 15. August, den wir oben erzählt haben. Das Pariser Parlament verhandelte im Mai 1786 den Prozeß des gefangenen Kardinals Rohan, und sofort zeigte sich, daß Hof, Adel, Klerus und Volk wie ein Mann Partei ergriff gegen die „Oesterreicherin“ und für den Kardinal. Am 31. Mai erfolgte das Urtheil des Gerichtshofes. Mit einer Mehrheit von fünf Stimmen beschloß er die ehrenvolle Freisprechung des Kardinals; und nicht bloß das, Paris nahm diese Freisprechung mit einem Jubel auf, den der Graf Mirabeau geradezu als „Delirium“ bezeichnet. Marie Antoinette war tief erschüttert über diesen Ausgang. Unter einem Strom von Thränen klagte sie ihrer Kammerfrau Madame Campan: „Kommen Sie, beweinen Sie Ihre beschimpfte Königin, die das Opfer der Ränke und der Ungerechtigkeit geworden ist!“
Und doch, so ganz unschuldig war die Königin nicht an diesem Ende des Prozesses. Sie hatte zu viel gethan, die Vorurtheile, die man ihr entgegenbrachte, durch eigene Unbesonnenheit zu verstärken. Sie war äußerst unvorsichtig in der Wahl ihrer Günstlinge, ihre vertrauteste Umgebung bestand aus Persönlichkeiten, deren Ruf sehr tief stand; und als ihr Beichtvater Vermond ihr einmal darüber Vorhalte machte und meinte, sie beobachte nicht einmal mehr die Vorsicht, wenigstens mit einigen Frauen von tadellosem Rufe Verbindung zu erhalten, da besann sie sich lächelnd, und es fiel ihr in der That nur die einzige Prinzeß Lamballe ein, die auf diesen Ehrentitel Anspruch machen konnte. Am allerwenigsten verzieh man ihr die Schwäche für die Herzogin Polignac, an die sie Unsummen verschleuderte zu einer Zeit, da der französische Staat unaufhaltsam und offenkundig dem Bankerott entgegenschritt. Haltlos, naiv unverständig in der Zeit ihres Glücks, hat Marie Antoinette erst unter den Leiden der Revolution jene Seelengröße sich erstritten, die ihre letzten Stunden verklärt.
Kann man sich wundern, daß auch im weiteren Verlauf der Ereignisse die Königin der erste Zielpunkt der revolutionären Leidenschaft blieb, daß man sie verantwortlich machte für alles Böse, was geschah oder auch nur geglaubt wurde! Sie war die „Madame Defizit“, als nach dem Zusammenbruch des Systems Calonne die Finanznoth Frankreichs greller als je zu Tage trat. Die Volkswuth gegen die Königin war so heftig, daß der König ihr verbot, sich in Paris zu zeigen.
Und als die Revolution des dritten Standes überging in eine Revolution des vierten Standes, als die Weiber des Palais Royal und die Banditen aus ganz Frankreich Paris beherrschten und die Politik machten, da war es wiederum die Königin, nicht der König, die mit den schmeichelhaftesten Ausgeburten einer gänzlich scham- und zügellosen Lästerwuth bedacht wurde. Der junge Camille Desmoulins, gewiß kein zimperlicher Herr, war in den Julitagen des Jahres 1789 Zeuge einer Scene im Palais Royal, wie ein vierjähriges Kind auf den Schultern eines Packträgers wohl zwanzigmal die Runde um den Garten machte und dabei fortwährend die ihm eingetrichterten Worte schrie: „Beschluß des französischen Volks – die Polignac verbannt auf 100 Meilen von Paris – Conde idem – Conti idem – d’Artois idem – die Königin ...“ Was hier folgte, war selbst dem jungen Camille zu stark, denn er wagte es in dem Briefe an seinen Vater, wo er diese Geschichte erzählt, nicht zu wiederholen.
An der Königin endlich gedachte das Gesindel des 5. und 6. Oktober seine Wuth auszulassen.
[131] In Paris herrschte Hunger und Anarchie. Da warf irgend jemand den Gedanken in die Massen des Palais Royal: Nach Versailles! Welche Intriguen sonst noch mitgespielt haben mögen, wird wohl nie aufgeklärt werden. Genug, am Morgen des 5. Oktober setzte sich ein Haufe von Dirnen, Fischweibern, Hökerinnen und als Weiber verkleideten Strolchen unter dem Oberbefehl des Bastillekämpfers Maillard nach Versailles in Bewegung. Eine kleine Abordnung erhält Zutritt in die Nationalversammlung; aber die Weiber drängen in Masse nach, füllen die Galerien, den Saal; sie setzen sich zu den Abgeordneten auf die Bänke, verhöhnen den Präsidenten, und als diesem endlich die Sache zu toll wird und er seinen Sitz verläßt, setzt sich ungeniert eines der Weiber darauf. Auf einer Galerie führt ein Fischweib das Regiment. Hundert andere brüllen oder schweigen auf ihr Kommando, während sie die Abgeordneten zur Rede stellt oder abkanzelt. „Wer spricht denn da unten? Das Plappermaul soll schweigen! Was geht uns das an – es handelt sich um Brot!“ Da ein Dekret über die Beschaffung von Lebensmitteln bereits erlassen ist, so verlangen die Führer mehr. Man soll die Taxe des Brotes auf 6 Sous (24 Pfennig) für 4 Pfund setzen und die des Fleisches auf 6 Sous für das Pfund. „Wir sind keine Kinder mehr, mit denen man spielt: wir haben unsere Fäuste, thut, was wir verlangen!“ Auch das Regiment Flandern, das zum Schutze des Königs herangezogen war, soll wieder entlassen werden – „das sind nur tausend Menschen mehr zum Füttern, die uns das Brot vor dem Mund wegessen“
So ging es eine gute Weile fort. Währenddem hat ein anderer Haufe sich an das Flandrische Regiment gemacht, das auf dem Platze vor dem Schlosse steht. Die Mädchen des Palais Royal machen ihre Verführungskünste geltend, und noch vor Abend ist das Regiment werthlos geworden.
Und immer noch wächst der Wirrwarr und die Leidenschaft der Menge. Eine förmliche Tollheit hat sie ergriffen. Schon unterwegs ist der Ruf gefallen: „Wir bringen euch den Kopf der Königin auf einer Pike.“ „Tod der Königin“, läuft auch jetzt durch die Reihen des Gesindels, und mit der Wollust der Mordgier malen sich die erhitzten Köpfe aus, wie sie der Verhaßten das Herz aus dem Leibe reißen wollen.
Endlich, gegen Mitternacht, trifft Lafayette mit der Pariser Nationalgarde in Versailles ein. Aber auch sie ist unzuverlässig. Noch eben hat sie in Paris ihre Führer vergewaltigt. Die Versailler Nationalgarde ihrerseits hat das Schloß umstellt und jeden Ausgang gesperrt. Aber Lafayette steht für die Treue seiner Pariser Nationalgarde, und der König vertraut ihr die Außenposten des Schlosses an. Alle Wachen haben strengen Befehl, nicht zu schießen. Der König will es
So brach der 6. Oktober an.
Es war morgens um 4½ Uhr. Eine kurze Ruhe hielt die Bewohner des Schlosses umfangen. Da hörten die Kammerfrauen der Königin, die sich im Vorzimmer ihres Schlafgemachs befanden, Schüsse und furchtbares Geschrei[.] Sofort trat die eine bei der Königin ein, sie zu wecken, die andere – es war die Schwester der Madame Campan, der wir einen ausführlichen Bericht über diese Vorgänge verdanken – eilte weg in der Richtung, aus welcher der Lärm kam. Sie öffnete die Thür zum großen „Saal der Garden“ und da sah sie auch schon einen Mann der Leibwache, der blutüberströmt mit seinem Gewehr die Thür gegen eine wüthend andringende Menge zu sperren suchte. Er drehte sich um und schrie: „Madame, retten Sie die Königin, man will sie ermorden.“ Die Kammerfrau schloß augenblicklich die Thür hinter dem Opfer seiner Pflicht, stieß den großen Riegel vor, ebenso im folgenden Zimmer, und als sie am Schlafkabinett der Königin war, rief sie hinein: „Stehen Sie auf, Madame! Zum Ankleiden ist keine Zeit, retten Sie sich zum König!“ Die erschrockene Fürstin sprang empor, ließ sich rasch die nothwendigsten Kleidungsstücke überwerfen und flüchtete zum König. Dort in dem Saale des Oeil de boeuf sammelte sich allmählich die königliche Familie, der König, die Königin, das Töchterchen, das damals elf Jahre alt war, und der achtjährige Dauphin, nebst dem Gefolge. Sie erwarteten nichts anderes als den Tod. Entsetzt starrten sie hinab auf den Platz, wo die Mordgesellen tobten.
Da, im Augenblick der höchsten Noth, erschien Lafayette mit seinen Grenadieren. Es gelang ihm, das Schloß von dem Gesindel zu säubern und zu retten, was noch zu retten war. Dann trat er auf den Balkon hinaus und parlamentierte mit der Menge. „Der König nach Paris!“ war die Bedingung der Kapitulation. Und jetzt spielte Lafayette ein gewagtes Spiel. Er vermochte die Königin, mit ihm auf den Balkon zu treten. Dort versuchte er zu sprechen, aber er konnte sich nicht verständlich machen. Da beugte er sich nieder und küßte ehrfurchtsvoll die Hand der Königin. Die Menge, ganz überrumpelt von diesem Schritt, schrie: „Es lebe der General, es lebe die Königin!“ Der Umschlag war ein jäher und vollständiger. Ganz gerührt fragte der König den General: „Was können Sie jetzt für meine Garden thun?“ Und abermals spielte Lafayette dem Volke eine Komödie vor. Er ließ einen Gardisten kommen, trat mit ihm hinaus aus den Balkon umarmte den Mann und heftete ihm seine Kokarde an. Er kannte seine Leute. Drunten brüllten sie: „Es leben die Gardes du Corps!“ Der Friede war gemacht.
Um zwei Uhr nachmittags trat dann der König die Reise nach Paris an. In der Mitte die königliche Familie und etwa hundert Abgeordnete in Wagen, dann Artillerie, Weiber rittlings auf den Kanonen, dann ein paar Lastwagen voll Mehl. Rings umher die Garden des Königs, jeder hinter sich auf dem Pferde einen Nationalgardisten – dann die Nationalgarde von Paris, endlich Weiber, Pikenmänner, zu Fuß, zu Pferd, auf Wagen oder Karren. Vorn an der Spitze aber eine Bande, die an zwei langen Stangen die abgeschnittenen Köpfe zweier bei dem Ueberfall des Schlosses gemordeter Leibgardisten trug.
Man zieht durch Sèvres. Da liegt am Wege ein Barbierladen. Ein teuflischer Gedanke durchzuckt die Unmenschen an der Spitze. Sie holen den Barbier herbei und zwingen ihn, die beiden Köpfe säuberlich zu pudern und zu frisieren. Und unter solchem Zeichen zog Ludwig XVI. in Paris ein.