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2. Durchsuchet die Taschen, kommt einer mit Flaschen, mit geistigem
Wein, den laßt mir herein!
3. Kommt einer geritten, der mutig gestritten am Rhein für den
Wein, den laßt mir herein!
4. Käm einer die Quere, der fröhlich gern wäre und hätte nicht
Wein, den laßt mir herein!
5. Um keinen zu schmerzen, greift jedem zum Herzen, und ist´s
nicht von Stein, so laßt ihn herein!
6. Ein Auge mit spitzen und geistigen Blitzen, sollt einer so sein,
den laßt mir herein!
7. Kommt einer gesprungen, kommt einer gesungen mit Geig und
Schallmein, den laßt mir herein!
8. Mit Blumen ein Bübchen, die seinem Herzliebchen er zärtlich
will streun, den laßt mir herein!
9. Und kämen so zweie, die ewiger Treue der Freundschaft sich
weihn, die laßt mir herein!
10. Doch schiefe Gesichter, die grämlichen Richter bei Küssen und
Wein, laßt ja nicht herein!
Karl Geisheim. 1820.
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624. Moralisch.
Singw.: Ein Heller und ein Batzen ec.
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1. Zwei Sommer und drei Winter hab ich verbummelt schon,
und weiß vom Corpus iuris bis jetzt noch nicht die Bohn.
2. Was kümmern mich dir Rechte, was schert mich das Gesetz,
wenn ich die trockne Kehle mit edlem Bierstoff netz.
3. Ihr seht mich im Kollegium die Woche einmal kaum, und fragt
ihr, wo ich sitze, so heißt’s im -— Zwischenraum!
4. Wie anders in der Kneipe, wo süffger Bierstoff glänzt, dort
könnt ihr stets mich finden, dort hab ich nie geschwänzt.
5. Drum will ich weiter kneipen, bis meine Zeit ist um, dann
stürz ich todesmutig ins Philisterium.
Seehund.
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