Zwei Versionen der Gmünder Ringsage
Ueber die Gründung der Stadt Gmünd
[114] Eine Tochter vom Kaiser Barbarossa verlor in einem Walde im Remsthal ihren Fingerring. Zur Strafe dafür ließ sie ihr Vater, welcher meinte, sie habe ihn einem Geliebten gegeben, ins Gefängniß legen. Ein Jäger, der dieß auch erfahren hatte, schoß einen Hirsch in diesem Walde. Als er sich ihm näherte, sah er an einem Zacken seines Geweihes einen [115] goldenen Fingerring, welchen der Hirsch beim Niederstürzen aufgefangen hatte. Der Ring wurde Barbarossa zugestellt, seine Tochter losgelassen u. auf ihr Begehren durfte sie auf der Stelle, wo ihr Ring gefunden wurde, ein [!] Kirche, die jetzige St. Johanneskirche, welche früher Veitskirche hieß, bauen, der Anfang der Stadt Gmünd.
Die Sage von der Gründung Gmünds
An einem schwülen Sommertag gieng einst die Frau des Kaisers Barbarossa in einem großen Erlenwald spazieren. Auf diesem Platz wo jetzt Gmünd steht, verlor sie ihren Trauring. Als sie dieß ihrem Gatten erzählte, so glaubte er es ihr nicht, denn sie war von andern Hofdienern verläumdet worden, als hätte sie ihren Ring einem kaiserlichen Hofjäger gegeben. Im Zorn und Eifer wurde sie von ihrem Gatten in einen unterirdischen Kerker gesteckt. Nach einiger Zeit ging nun der Kaiser und der oben angeführte Jäger auf die Jagd in den Wald, wo der Ring verloren gegangen war. Hier erlegte der Jäger einen Hirsch und indem dieser Hirsch zu Boden stürtzte, so steckte sich der verlorene Ring an einen Zweig seines Geweihes, welchen der Kaiser augenblicklich sah und erkannte. Sogleich eilten sie nach Haus und verkündigten diese Freude. Zum Andenken an diese Begebenheit wurde zuerst ein Kloster und dann die Stadt Gmünd erbaut und der ganze Erlenwald ausgerottet.