Zweifel (Presber)

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Textdaten
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Autor: Rudolf Presber
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Titel: Zweifel
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 47–48
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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[47]

Zweifel.

Gestern Mittag sagt mir wer
– Pfui, mich so zu packen! –
»Alter Sohn, dein Gang wird schwer
»Und gebückt dein Nacken;

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»Und mir scheint, dich schmerzt dein Knie

»Allemal beim Bücken;
»Silbern schimmert’s[WS 1] dir bereits
»Von den Schläfenbrücken.

»Nächstens kriegst du’s Zipperlein

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»Und den Wilhelmsorden,

»Und dann siehst du endlich ein,
»Dass du alt geworden« …

Und da hab’ ich ohne Wort
Meinen Schirm ergriffen;

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Tief entrüstet ging ich fort,

Hab’ mir eins gepfiffen.

Aus der Stadt schritt ich hinaus,
Um ins Land zu sehen –
Rechts das rote Krankenhaus,

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Links die Mausoleen. –


Bei der Höhe auf der Bank,
Tief die Stadt als Schemel,
Sass ein Mädchen sehnsuchtskrank,
Las im Richard Dehmel.


[48]
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Und wir kamen ins Gespräch

So von dem zum andern –
Hatten just denselben Weg
Beim Nachhausewandern.

Vater tot und Mutter krank,

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Und zu Haus kein Eden …

Na – wie Mädchen auf der Bank
Abends eben reden.

Sprachen dann beim Mondenschein
Von der Nächte Schöne,

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Und wir fanden ungemein

Viel verwandte Töne.

Seltsam – wie beim Abschied just,
In des Stadtthors Schatten,
Uns’re Lippen unbewusst

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Sich gefunden hatten.


Und mit heissem Jugendtrank
Meine Seele labend,
Sprach sie leise: »Bei der Bank,
Liebster, morgen abend!« …

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Und ich trug mein Herz so heiss

Heim von all dem Glücke – –
Ach, was schert mich nun das Weiss
An der Schläfenbrücke!

Rudolf Presber.





  1. Vorlage: schimmmert’s