1.ACh ich bin wol ein armer Baur /
Mein Leben wird mir mächtig saur /
Ich meyn ich könn offt nimmermehr /
Ach daß ich nie gebohren wär.
2. Mein / horcht mir nur ein wenig zu /
Mit Wyden bind ich meine Schuh /
Kein Frucht hab ich schier in der Schewr /
Vnd muß doch geben meine Stewr.
3. Vor Weyhnachten iß ich auff /
Das Vieh ist auch im wolfeilen Kauff /
Hergegen sind die Handwercksleuth
Gar thewr / helff Gott dem der mir beut.
4. Die Contributz[1] das greulich thier /
Macht / daß ich muß entlauffen schier /
Der Waibel gheyt mich alle Tag /
Ich halt es sey kein grösser Plag.
5. Mein Amptmann helgt mich überauß /
Er legt mich offt ins Narren-hauß /
Wer gibt mich nun bey jhm so nahn /
Ich sorg der Waibel habs gethan.
6. Der Schultheiß ist mir auch nit hold /
Ich weiß wol wo ichs hab verschuldt /
Ich sagt nur: Er frißt ab der Gmeind /
Jetzt ist er mir von Hertzen feind.
7. Der Pfarrherr weißt vns zur Gedult /
Vnd sagt es sey der Sünden Schuld / [3] Er siht daß er sein Zehenden hab /
Daß Wetter schlag auff oder ab.
8. Ich muß auch jmmer Frondienst thun /
Vnd hab doch nicht ein Schnell davon /
Ich wolt daß der am Kragen hieng /
Der erstlich die Beschwärd anfieng.
9. Ich hab ein Knecht / man hat mir gsagt /
Der Lecker schlupff mir zu der Magd /
Auff dreissig Gulden kompt sein Lohn /
Vnd hab doch Sorg er lauff davon.
10. Im Sommer schaff ich wanns so heiß /
Daß ob mir steht der kalte Schweiß /
O dann / O Pein / muß ich zu Nacht /
Den wilden Säw erst halten wacht.
11. Ich hielt nächst Maur- vnd Zimmerleut
All Tag gieng drauff ein Viertel Treyt /
Darzu ein halber Eymer Bier /
Wann ich dran denck / so gschwindt mir schier.
12. Drumb ist mein Seckel aller lär /
Nun wenn ich nur nichts schuldig wär /
Verwalter / Pfleger / vnd der Jud /
Die nemmen mir offt schier den Hut.
13. Ich hab drey Roß ist keins nichts wert /
Das eine hinckt mir heur vnd ferd /
Das ander hat kein Zahn im Maul /
Das dritt ist blind / darzu mistfaul.
14. Hab auch drey Küh doch nur vmbs halb
Dem Metzger ghört auch schon das Kalb / [4] Därzu hab ich kein Stroh noch Hew /
Das Laub im Wald ist meine Strew.
15. Ich hab kein Holtz vor meinem Hauß /
Versetzt ist das im Wald darauß /
Es raucht mein Off / vnd regnet eyn /
Es könnt ja je nicht schlimmer seyn.
16. Mein Wagen auch keine Leytern hat /
Am Pfluge mangelt auch ein Rad /
Die Egge hat auch nur acht Zähn /
Vnd darff zu keinem Wagner gehn.
17. Der Schmid / Seiler / vnd solche Leut
Der Sattler auch / mit keiner beut /
Es sey dann / daß ich sie vor zahl /
Ja wann ichs hätt / ich hab kein Wahl.
18. Als ich ein Knecht / trug ich zum tratz /
Ein hirsches Kleyd mit einem Latz /
Jetzt da ich hauß vnd bin ein Mann /
Hab ich nur zwilche Hosen an.
19. Der Schuster wär auch gerne zahlt /
Ich gib jhm weders new noch alt /
Drumb muß ich jetzt schier parfuß gehn /
Man siht mir ja die blosse Zehen.
20. Mein Hut ist löchericht überauß /
Als wann die Mäuß drinn hielten hauß /
Der Hüter borgt mir auch nicht gern /
Was hab ich dann für Glück vnd Stern.
21. Führ ich schon Obs nein auffn Marck
So pressen mich die Leuth so starck / [5] Daß ichs muß halber schencken hin /
Wann ich dann schawe zum Gewinn.
22. Dann lauffen d Schuldner her zu mir /
Der ein reißt da der ander hier /
Diß treiben sie ein lange weil /
Biß ich mein Gelt mit jhnen theil.
23. Bleibt mir nun etwas übrig dran /
So kauff ich drumb so viel ich kan /
Saltz / Kertzen / Karrensalb[2] vnd Schmär /
Dann ist der Seckel wieder lär.
24. Vnd weiß kein Heller zum Gewinn /
Es sey dann daß ich schneller spinn /
Doch ist noch eines das mich plagt /
Ich muß den Winter auff die Jagt.
25. Ich bin auch in der Auß-wahl mit /
Ich trag ein Pick im vierdten Glied /
Man trillt mich offt / ich muß hinauß /
Es geh nun wie es wöll im Hauß.
26. Im Wirtshauß wär mir trefflich wol /
Wann ich wird Bier vnd Taback voll /
Doch borgt der Wirth mir nimmermehr /
Ich geb dann einen Acker her.
27. Jetzt über alles hab ich noch
Daheim ein überschwäres Joch /
Was meint jhr wol / daß dieses sey /
Es ist mein Weib voll Schelmerey.
28. Sie hält allzeit das Widerspiel /
Sie thut mit Lust / was ich nit will. [6] Sie trägt mirs Muß in d Stuben nein
Vnd brocket böse Wort darein.
29. Ich wolt sie wär im Himmelreich /
So geb sie mir / ich jhr kein Streich /
Den Hader macht das lose Gelt /
Sonst stünds viel besser in der Welt.
30. Das ist nu kürtzlich meine Klag /
Wiewol ich kaum die Helffte sag /
Es glaubts kein Mann / als ders erfährt /
Wie jetzt der Baursmann ist beschwärt.
31. Wer ist der vns diß Liedlin sang /
Ein Schwäbischer Baur ist er genannt /
Er hats gesungen vnd wol bedacht /
Er wünscht allen Bauren ein gute Nacht.
Das Ander.
EIn Goldschmid zu Straubingen saß / erstlich so thut anhören: Mit seinem Weib zu Mittag aß / ein Landsknecht thät begehren ein Steur / als ich vernommen hab / der Goldschmid jhm ein Pfenning gab / sein Weib verdroß es übel.
2. Vnd sprach: wilt du dein Armut gar / den Armen alles anhencken. Was ich härtiglich zusammen spar / heilloser weiß verschencken / der Goldschmid sprach zu seinem Weib / biß zu frieden vnd nit viel treib / da gieng es jhm erst übel.
3. In dem ein armer Schuler kam / bat vmb ein Gab der Tropff: Der Goldschmid bald ein [7] Messer nahm / thet an das Fenster klopffen / in dem schlug er ein Scheiben auß / er war so zornig überauß / da gieng es wieder übel.
4. In sein Hand er sich selber stach / weiter hab ich vernommen: das Messer in der mite abbrach / ist jhm dreyfach hinkommen / was er am Armen hett zu gewinn / das hätt St. Veltin dreyfach hin / die sach schickt sich erst übel.
5. Alsdann hub er das Fenster ab / vnd wolt es lassen machen: Die Magd fiel mit die Stieg hinab / des Vnfalls muß ich lachen / die Magd schrey / O ich armer Dropff / wie hab ich ein groß Loch im Kopff / wie geht es mir so übel.
6. Die Fraw stund auff vnd höret das / den Vnfall zu beschawen: Trat sie gar eben in ein Glaß / der Herr kam zu Hilff seiner Frawen / vnd jhr das Glaß rauß ziehen muß / da trat er selber eins in Fuß / da gieng es erst recht übel.
7. Das Essen auff dem Tische stund / Hüner / Vögel vnd Fische: Da kam die Katz vnd auch der Hund / machten sich auff den Tische / das Essen jhnen gar wol schmeckt / das war der mangel daß nicht kleckt / darnach gieng es jhn übel.
8. Der Goldschmid in die Stuben kam / kein Speiß war mehr vorhanden: Der Katzen vnd deß Hunds wahr nahm / wolts schlagen [8] an ein Wande / erwitscht den Hund wohl bey dem Kantz / darnach die Katze bey dem schwantz da gieng es wieder übel.
9. Die Katz als ich vernommen hab / thet sich ans Tischtuch heben / vnd zog es über den Tisch herab / erst thet es Scherben geben / Gläser vnd Krüg verbrachten allsamm / der Wein auch an der Erd vmbschwam / das ist gehauset übel.
10. Der Herr war zornig überauß / vnnd spach: Ich habs wol troffen: Jetzt ist die Katz zum Fenster nauß / der Hund ist mir entloffen / ein Kind lieff in der stuben dar / fiel ins pfletsch daß es hincket war / ach wie geht es so übel.
11. Der Goldschmied sein Weib bey dem Kopff nahm / thät dapffer auff sie schlagen: Das Weib sprach / keinem armen Mann / will ich was mehr versagen. Sie schrey allzeit / Ich will / Ich kan / der Goldschmid kehret sich nit dran / thät vester darein schlagen.
12. Hiemit daß sie bey Leben bleib / müßts jhrem Mann entlauffen: Also thät Gott das vntrew Weib / gar wunderbarlich straffen. Ein jedes Weib gar wol betracht / vnd ja die Armen nit veracht / daß jhr nit geh so übel.