Zwey newe Lieder / Das Erste: Die Schwäbische Bawren-Klag / Das Ander: Eines Goldschmids zu Straubingen

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Titel: Zwey schöne newe weltliche Lieder / Das Erste: Die Schwäbische Bawren-Klag /[…] Das Ander: Eines Goldschmids zu Straubingen […]
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Erscheinungsdatum: um 1650
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Quelle: im VD17 unter der Nummer 3:007469SScans auf Commons
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Flugschriften des 17. Jahrhunderts
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[1]

Zwey schöne newe weltliche Lieder /
Das Erste:
Die Schwäbische
Bawren-Klag /
Wie sich der Baur beklagt wegen der
grossen Contribution vnd Beschwärnussen.
Im Thon:
Man sings oder sags / so ist es doch wahr / etc.
Oder:
Wie man den Bäyerischen Bauren singt.
Das Ander:
Eines Goldschmids zu Straubingen
mit seiner Frawen vnd Haußgesind Vbelhausen /
eines einigen Pfenning-allmosens halber.
Im Thon: Ach Gott mein Annele wo wöllen wir nauß.
Gedruckt in diesem Jahr.



     [2] Das Erste.

     1. ACh ich bin wol ein armer Baur /
Mein Leben wird mir mächtig saur /
Ich meyn ich könn offt nimmermehr /
Ach daß ich nie gebohren wär.

     2. Mein / horcht mir nur ein wenig zu /
Mit Wyden bind ich meine Schuh /
Kein Frucht hab ich schier in der Schewr /
Vnd muß doch geben meine Stewr.

     3. Vor Weyhnachten iß ich auff /
Das Vieh ist auch im wolfeilen Kauff /
Hergegen sind die Handwercksleuth
Gar thewr / helff Gott dem der mir beut.

     4. Die Contributz[1] das greulich thier /
Macht / daß ich muß entlauffen schier /
Der Waibel gheyt mich alle Tag /
Ich halt es sey kein grösser Plag.

     5. Mein Amptmann helgt mich überauß /
Er legt mich offt ins Narren-hauß /
Wer gibt mich nun bey jhm so nahn /
Ich sorg der Waibel habs gethan.

     6. Der Schultheiß ist mir auch nit hold /
Ich weiß wol wo ichs hab verschuldt /
Ich sagt nur: Er frißt ab der Gmeind /
Jetzt ist er mir von Hertzen feind.

     7. Der Pfarrherr weißt vns zur Gedult /
Vnd sagt es sey der Sünden Schuld /
[3] Er siht daß er sein Zehenden hab /
Daß Wetter schlag auff oder ab.

     8. Ich muß auch jmmer Frondienst thun /
Vnd hab doch nicht ein Schnell davon /
Ich wolt daß der am Kragen hieng /
Der erstlich die Beschwärd anfieng.

     9. Ich hab ein Knecht / man hat mir gsagt /
Der Lecker schlupff mir zu der Magd /
Auff dreissig Gulden kompt sein Lohn /
Vnd hab doch Sorg er lauff davon.

     10. Im Sommer schaff ich wanns so heiß /
Daß ob mir steht der kalte Schweiß /
O dann / O Pein / muß ich zu Nacht /
Den wilden Säw erst halten wacht.

     11. Ich hielt nächst Maur- vnd Zimmerleut
All Tag gieng drauff ein Viertel Treyt /
Darzu ein halber Eymer Bier /
Wann ich dran denck / so gschwindt mir schier.

     12. Drumb ist mein Seckel aller lär /
Nun wenn ich nur nichts schuldig wär /
Verwalter / Pfleger / vnd der Jud /
Die nemmen mir offt schier den Hut.

     13. Ich hab drey Roß ist keins nichts wert /
Das eine hinckt mir heur vnd ferd /
Das ander hat kein Zahn im Maul /
Das dritt ist blind / darzu mistfaul.

     14. Hab auch drey Küh doch nur vmbs halb
Dem Metzger ghört auch schon das Kalb /
[4] Därzu hab ich kein Stroh noch Hew /
Das Laub im Wald ist meine Strew.

     15. Ich hab kein Holtz vor meinem Hauß /
Versetzt ist das im Wald darauß /
Es raucht mein Off / vnd regnet eyn /
Es könnt ja je nicht schlimmer seyn.

     16. Mein Wagen auch keine Leytern hat /
Am Pfluge mangelt auch ein Rad /
Die Egge hat auch nur acht Zähn /
Vnd darff zu keinem Wagner gehn.

     17. Der Schmid / Seiler / vnd solche Leut
Der Sattler auch / mit keiner beut /
Es sey dann / daß ich sie vor zahl /
Ja wann ichs hätt / ich hab kein Wahl.

     18. Als ich ein Knecht / trug ich zum tratz /
Ein hirsches Kleyd mit einem Latz /
Jetzt da ich hauß vnd bin ein Mann /
Hab ich nur zwilche Hosen an.

     19. Der Schuster wär auch gerne zahlt /
Ich gib jhm weders new noch alt /
Drumb muß ich jetzt schier parfuß gehn /
Man siht mir ja die blosse Zehen.

     20. Mein Hut ist löchericht überauß /
Als wann die Mäuß drinn hielten hauß /
Der Hüter borgt mir auch nicht gern /
Was hab ich dann für Glück vnd Stern.

     21. Führ ich schon Obs nein auffn Marck
So pressen mich die Leuth so starck /
[5] Daß ichs muß halber schencken hin /
Wann ich dann schawe zum Gewinn.

     22. Dann lauffen d Schuldner her zu mir /
Der ein reißt da der ander hier /
Diß treiben sie ein lange weil /
Biß ich mein Gelt mit jhnen theil.

     23. Bleibt mir nun etwas übrig dran /
So kauff ich drumb so viel ich kan /
Saltz / Kertzen / Karrensalb[2] vnd Schmär /
Dann ist der Seckel wieder lär.

     24. Vnd weiß kein Heller zum Gewinn /
Es sey dann daß ich schneller spinn /
Doch ist noch eines das mich plagt /
Ich muß den Winter auff die Jagt.

     25. Ich bin auch in der Auß-wahl mit /
Ich trag ein Pick im vierdten Glied /
Man trillt mich offt / ich muß hinauß /
Es geh nun wie es wöll im Hauß.

     26. Im Wirtshauß wär mir trefflich wol /
Wann ich wird Bier vnd Taback voll /
Doch borgt der Wirth mir nimmermehr /
Ich geb dann einen Acker her.

     27. Jetzt über alles hab ich noch
Daheim ein überschwäres Joch /
Was meint jhr wol / daß dieses sey /
Es ist mein Weib voll Schelmerey.

     28. Sie hält allzeit das Widerspiel /
Sie thut mit Lust / was ich nit will.
[6] Sie trägt mirs Muß in d Stuben nein
Vnd brocket böse Wort darein.

     29. Ich wolt sie wär im Himmelreich /
So geb sie mir / ich jhr kein Streich /
Den Hader macht das lose Gelt /
Sonst stünds viel besser in der Welt.

     30. Das ist nu kürtzlich meine Klag /
Wiewol ich kaum die Helffte sag /
Es glaubts kein Mann / als ders erfährt /
Wie jetzt der Baursmann ist beschwärt.

     31. Wer ist der vns diß Liedlin sang /
Ein Schwäbischer Baur ist er genannt /
Er hats gesungen vnd wol bedacht /
Er wünscht allen Bauren ein gute Nacht.


      Das Ander.

EIn Goldschmid zu Straubingen saß / erstlich so thut anhören: Mit seinem Weib zu Mittag aß / ein Landsknecht thät begehren ein Steur / als ich vernommen hab / der Goldschmid jhm ein Pfenning gab / sein Weib verdroß es übel.

     2. Vnd sprach: wilt du dein Armut gar / den Armen alles anhencken. Was ich härtiglich zusammen spar / heilloser weiß verschencken / der Goldschmid sprach zu seinem Weib / biß zu frieden vnd nit viel treib / da gieng es jhm erst übel.

     3. In dem ein armer Schuler kam / bat vmb ein Gab der Tropff: Der Goldschmid bald ein [7] Messer nahm / thet an das Fenster klopffen / in dem schlug er ein Scheiben auß / er war so zornig überauß / da gieng es wieder übel.

     4. In sein Hand er sich selber stach / weiter hab ich vernommen: das Messer in der mite abbrach / ist jhm dreyfach hinkommen / was er am Armen hett zu gewinn / das hätt St. Veltin dreyfach hin / die sach schickt sich erst übel.

     5. Alsdann hub er das Fenster ab / vnd wolt es lassen machen: Die Magd fiel mit die Stieg hinab / des Vnfalls muß ich lachen / die Magd schrey / O ich armer Dropff / wie hab ich ein groß Loch im Kopff / wie geht es mir so übel.

     6. Die Fraw stund auff vnd höret das / den Vnfall zu beschawen: Trat sie gar eben in ein Glaß / der Herr kam zu Hilff seiner Frawen / vnd jhr das Glaß rauß ziehen muß / da trat er selber eins in Fuß / da gieng es erst recht übel.

     7. Das Essen auff dem Tische stund / Hüner / Vögel vnd Fische: Da kam die Katz vnd auch der Hund / machten sich auff den Tische / das Essen jhnen gar wol schmeckt / das war der mangel daß nicht kleckt / darnach gieng es jhn übel.

     8. Der Goldschmid in die Stuben kam / kein Speiß war mehr vorhanden: Der Katzen vnd deß Hunds wahr nahm / wolts schlagen [8] an ein Wande / erwitscht den Hund wohl bey dem Kantz / darnach die Katze bey dem schwantz da gieng es wieder übel.

     9. Die Katz als ich vernommen hab / thet sich ans Tischtuch heben / vnd zog es über den Tisch herab / erst thet es Scherben geben / Gläser vnd Krüg verbrachten allsamm / der Wein auch an der Erd vmbschwam / das ist gehauset übel.

     10. Der Herr war zornig überauß / vnnd spach: Ich habs wol troffen: Jetzt ist die Katz zum Fenster nauß / der Hund ist mir entloffen / ein Kind lieff in der stuben dar / fiel ins pfletsch daß es hincket war / ach wie geht es so übel.

     11. Der Goldschmied sein Weib bey dem Kopff nahm / thät dapffer auff sie schlagen: Das Weib sprach / keinem armen Mann / will ich was mehr versagen. Sie schrey allzeit / Ich will / Ich kan / der Goldschmid kehret sich nit dran / thät vester darein schlagen.

     12. Hiemit daß sie bey Leben bleib / müßts jhrem Mann entlauffen: Also thät Gott das vntrew Weib / gar wunderbarlich straffen. Ein jedes Weib gar wol betracht / vnd ja die Armen nit veracht / daß jhr nit geh so übel.


ENDE.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Kontribution
  2. Wagenschmiere