Die Glocken von Wiehl
Die Glocken von Wiehl.
Und geht ihr vom Rhein die Sieg hinauf
Und die Agger ins Tal der Wiehl,
Da grüßt euer Ohr ein süßer Klang,
Ein herrliches Glockenspiel.
Und auch so ernst und bang.
Es bebt das Herz vor Wonne und Weh
Bei dem wunderbaren Klang. –
Einst kamen auf der Wanderfahrt
Als feierlich der Glocken Geläut
Erscholl wie ein Choral.
Verwundert lauschten die beiden Herrn
Den Tönen so voll und rein;
Beim Pfarrer des Dorfes ein.
„Herr Pfarrer, wir hörten nicht schöner Geläut
Auf uns’rer weiten Reis’!
Die Glocken taugten für unsern Dom,
Der Pfarrer schickt zu den Schöffen hin.
Die kommen an in Eil’.
„Nein, unsre Glocken missen wir nicht,
Die sind uns nimmer feil.“
„So viele Taler euch an,
Als man von Köln bis her nach Wiehl
Aneinander legen kann.“
Da tritt ein würdiger Greis hervor:
Mehr als die blanken Thaler tun
Die alten Glocken uns not.
Sie riefen uns in Freud und Leid
Gar traute Weisen zu,
Die Väter zur ewigen Ruh.
Und uns soll auch ihr lieber Klang
Geleiten durchs Leben hinfort,
Bis unsre Kinder uns tragen hinaus
Da gingen stumm die Kölner Herrn
Hinweg mit finsterm Gesicht;
Sie trugen, wie die Sage erzählt,
Die stolze Weigerung nicht.
Rief an des Weges Kehr:
„So mögen bersten die Glocken euch!
Eine Hexe schick’ ich euch her.“
Und eine Hexe kam ins Dorf
Ganz ungesehn in den Turm hinauf,
Auf schlimmen Schaden bedacht.
Mit rotem Faden sie murmelnd umwand
Der größten Glocke Rund, –
Erschüttert den Turm bis zum Grund.
In die Glocken fährt er, die schwingen sich wild
Und schmettern, die sie bedroht,
Die Hexe, jäh in die Tiefe hinab,
Noch heut erklingen die Glocken von Wiehl
So traut, so ernst und bang,
Es bebt das Herz vor Wonne und Weh
Bei dem wunderbaren Klang.