Eine elektrische Eisenbahn im Wasser
[340] Eine elektrische Eisenbahn im Wasser. Die beiden englischen Seebäder Brighton und Rottingdean am Kanal, welche durch eine Meeresbucht von 5 km Breite getrennt sind, erhalten mit der kommenden Saison eine eigentümliche Verbindung, welche gewiß schon der Merkwürdigkeit halber stark benutzt werden wird. Die trennende Bucht enthält zur Ebbezeit nur ganz flaches Wasser, welches bei der Flut plötzlich 10 Fuß und mitunter 16 Fuß hoch ansteigt; der Meeresgrund ist jedoch ganz eben. Hier ist nun ein breites vierfaches Geleise gelegt worden, über welchem an hohen Pfosten eine elektrische Leitung von einer Stadt zur anderen läuft. Das Fahrzeug aber, welches auf diesem ungewöhnlichen Wege verkehren soll, ist ein mächtiger, plattformartiger Wagen, der für 150 Personen Raum bietet und deshalb eine Fläche von 120 qm besitzt; seine Länge beträgt über 16 m. Um gänzlich dem Bereich der Wellen entzogen zu sein, steht dieses Gefährt auf einem Gerüst von 10 m hohen Stahlröhren, die unten von einem Gestell mit acht Rädern getragen werden. Letztere laufen also im Wasser, werden aber vom Verdeck des Fahrzeuges aus durch zwei starke Dynamomaschinen angetrieben, so daß der Wagen sich wie eine Lokomotive durch die Meeresbucht bewegt. Kontaktrollen schleifen während der Fahrt an der längs der Strecke angebrachten Luftleitung und vermitteln den elektrischen Antrieb. Die Geschwindigkeit der sonderbaren Eisenbahn soll nur 10 km pro Stunde betragen, so daß man in 30 Minuten von Brighton nach Rottingdean gelangen wird. Bw.
Anmerkungen (Wikisource)
Die beschriebene Eisenbahnlinie ist die Brighton and Rottingdean Seashore Electric Railway, die von Magnus Volk erbaut wurde. Ihr Fahrzeug trug den offiziellen Namen Pioneer, aber wurde aufgrund seiner ungewöhnlichen Bauweise Daddy Long Legs genannt.
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Werbeplakat
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Der Triebwagen
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Daddy Long Legs im Wasser
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Überreste der Trasse