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Mißratenen Kindes Lied

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Joachim Ringelnatz
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Titel: Mißratenen Kindes Lied
Untertitel:
aus: Allerdings, S. 46
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: Ernst Rowohlt Verlag
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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MISSRATENEN KINDES LIED


Ich weiß im Lande Leute verstreut,
Die saufen sich wissend zu Tode;
(Saufen sich, hungern sich, härmen – ganz gleich!
Sind alle, die ich meine, nicht reich.)

5
Mein Vater sagte: „Die Leute von heut

Die haben so unsinnige Mode.“
Ich antwortete: „Ja die Leute – heut – Leut –“

„Ansehnlich unauffällig gemein“
Das scheint mir das Ziel der Mode zu sein.

10
Ich bin von die Leute von heute

Ein Antipode der Mode.
Ich bin meines Vaters mißratenes Kind.
Gestern starb er. Und heute
Weiß ich, daß viele von uns zu Tode

15
Sich quälen und trotzen, die ebenso sind

Wie Vater, Urahne, Großmutter und Kind. –

Da pfeift sich was wie Seemannswind:
Sauf zu! Hihi! Sauf zu! Hihi!
Ich habe keine Sorgen;

20
Höchstens vielleicht die eine, die

Um die Leute von morgen.