Neue Anwendungen des Ganswindtschen Tretmotors
[772 a] Neue Anwendungen des Ganswindtschen Tretmotors. Vor längerer Zeit (vgl. Beilage zu Nr. 5 dieses Jahrgangs der „Gartenlaube“) haben wir unsere Leser auf einige Vorzüge aufmerksam gemacht, die ein von Hermann Ganswindt in Schöneberg bei Berlin erfundener Motor aufweist. Als Beispiel der Nutzanwendung haben wir die Tretmotordroschke beschrieben. Inzwischen hat Ganswindt unermüdlich an der Vervollkommnung seiner Erfindung gearbeitet und versucht, ihr neue Gebiete zu erschließen[.] An die Tretmotordroschke reihte sich ein Tretmotorfeuerwehrwagen, der in Berlin die Probe bestand.
Wie unsere Abbildung zeigt, ist es ein Gefährt, auf dem sechs Mann nebst den für die erste Hilfe bei Bränden nötigen Löschgerätschaften untergebracht werden können. Derselbe wird durch Treten des Motors von seiten der Mannschaft fortbewegt. Bei den ersten Proben, die von der Berliner Feuerwehr angestellt wurden, legte der Wagen eine Strecke von 6700 m in einer um 2½ Minuten und von 7040 m in einer um 1½ Minuten kürzeren Zeit zurück, als Pferdegespanne es erfahrungsgemäß vermögen. Er ist darum in hohem Maße geeignet, die erste Löschhilfe schnellstens zu leisten.
Eine andere sehr beachtenswerte Neuerung, die Ganswindt auf einer von ihm veranstalteten Ausstellung bei Schöneberg in neuester Zeit vorgeführt hat, ist der sechsscharige Tretmotorpflug. Derselbe arbeitet ähnlich wie der Dampfpflug, indem er an Drahtseilen zwischen zwei Ankerwagen fortgeleitet wird.
Auf unserer Abbildung ist der eine der Ankerwagen im Hintergrunde sichtbar. Zum Treten des Motors genügt die Kraft eines Mannes. Lösen sich nun im Treten zwei Mann ab, so können mit dem neuen Pflug bei einer Furchentiefe von 15 cm in zwölfstündiger Arbeitszeit etwa 4000 qm umgepflügt werden. Das ist eine Leistung, die hinter der eines Joches Ochsen nicht wesentlich zurückbleibt. Ob der Tretmotorpflug unserer Landwirtschaft besondere Vorteile bieten wird, ist noch nicht entschieden, sicher aber dürfte er sich in Gebieten bewähren, in welchen Zugtiere selten und teuer sind, also in vielen tropischen Kolonialländern.