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Rabundus Rose

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Rabundus Rose
Untertitel:
aus: Deutsches Sagenbuch.
Seite 189
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Georg Wigand
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons
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208. Rabundus Rose.

Im Chorgestühle des Domes zu Lübeck an der Nordseite wird noch des Domherrn Rabundus Sitz gezeigt. Lange ging die Sage, daß wenn ein Domherr daselbst sterben sollte, so finde er auf seinem Stuhlkissen eine weiße Rose. Welcher Domherr diese Rose fand, der bestellte sein Haus und bereitete sich in frommer Stille zum seligen Heimgang vor. Nun war unter den Domherren einer, des Namens Rabundus, der fand eines Morgens die Rose auf seinem Sitz; er hatte aber noch nicht Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, hatte noch viele Geschäfte, nahm daher die Rose und warf sie schnell auf seines Nachbars Sitz, des Domherrn Konrad Barner von Moislinghe. Da dieser kam und die Rose fand, erschrak er aufs Heftigste und nach drei Tagen war er todt. Rabundus aber nahm sich seine böse That zu Herzen, und da er sein Ende nahe fühlte, bekannte er sie seinem Beichtiger und schwur, daß er künftig durch ein anderes Zeichen den [190] nahen Tod eines Domherrn verkündigen wolle. Und also geschah es. Als Rabundus nicht lange nachher verstorben war, und wiederum der Tod eines andern Domherrn bevorstand, that es unter seinem Grabstein drei Klopfer, die klangen Donnerschlägen gleich. Darum ward auf Rabundi Grabstein auch eine Keule angebracht, und die Inschrift:

Pulsibus in duris
do signum morituris.

Und dieses Klopfen ist hernachmals gehört worden, so lange in Lübeck Domherren lebten. Die Schläge krachten wenig gelinder, als wenn das Wetter einschlug oder wie Carthaunenschüsse, und beim dritten Schlag lief der Knall über dem Gewölbe der ganzen Kirche der Länge nach durch, daß man glauben mochte, es würde das ganze Gebäu zusammenkrachen und prasseln. Einmal geschahe dergleichen sogar mitten unter der Hauptpredigt, daß die Menschen aus der Kirche eilen wollten, aber der Prediger blieb fest auf seiner Kanzel, und ermahnte die Menge, sich von einem Teufelsgespenst nicht schrecken zu lassen.

Kommentar (Wikisource)

Auch schon bei Erasmus Francisci: Der Höllische Proteus, oder Tausendkünstige Versteller, vermittelst Erzehlung der vielfältigen Bild-Verwechslungen Erscheinender Gespenster, Werffender und poltrender Geister, gespenstischer Vorzeichen der Todes-Fälle, Wie auch Andrer abentheurlicher Händel, arglistiger Possen, und seltsamer Aufzüge dieses verdammten Schauspielers, und, Von theils Gelehrten, für den menschlichen Lebens-Geist irrig-angesehenen Betriegers, (nebenst vorberichtlichem Grund-Beweis der Gewissheit, daß es würcklich Gespenster gebe), 2. Auflage, Nürnberg: Endter 1695, S. 1057 (zeno.org). Weitere Sagen zum Dom zu Lübeck dort.