ADB:Detlef, Karl

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Artikel „Detlef, Karl“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 81, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Detlef,_Karl&oldid=- (Version vom 28. April 2024, 14:50 Uhr UTC)
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Detlef: Karl D., mit ihrem Familiennamen Clara Bauer, zeichnete sich durch eine Reihe bedeutender Dichtungen aus, welche ebenso Tiefe des Gemüths und Reichthum der Gedanken, wie Feinheit der Auffassung und Schönheit der Darstellung erkennen lassen. Am 23. Juni 1836 geboren, eine Tochter des Landrathes Bauer in Krotoschin, erlebte sie schon in früher Jugend schwere Prüfungen, unter ihnen die stürmische Bewegung des Jahres 1848, welche das Glück ihres elterlichen Hauses trübte und den Tod ihres Vaters herbeiführte. In dieser Schule der Leiden früh gereift, gelang es ihr durch sorgfältige Ausbildung ihres musikalischen Talentes eine selbständige Lebensstellung zu erringen. Sie verließ Deutschland und wirkte mehrere Jahre in Rußland, anfangs in Petersburg, später auch im Innern des Landes, wo sie aus den vielseitigen Eindrücken, welche die fremde Nationalität im Gegensatze zu ihren vaterländischen Empfindungen auf sie ausübte, die Anregung zu dichterischem Schaffen empfing. In der Folge in die Heimath zurückgekehrt, fand sie ihren Wohnsitz in Dresden und erwarb sich hier durch ihre beiden vor einem Zeitraum von 10 Jahren erschienenen Erstlingswerke „Bis in die Steppe“ und „Unlösliche Bande“ eine allgemeine Anerkennung. Beide Dichtungen und eine große Anzahl ihrer folgenden Schriften schildern russische Zustände mit ebenso feiner Beobachtungsgabe, als inniger Gemüthswärme, so daß nicht nur die objectiven Thatsachen in plastischer Darstellung hervortreten, sondern auch die subjective Empfindung des schöpferischen Geistes dieselben mit idealer Färbung verklärt, eine wohlthuende Vereinigung, welche die harmonische Wirkung auf den Leser begünstigt. Von besonderer Bedeutung unter diesen Culturbildern sind „Das stille Herrenhaus“ und „Das Document“, von denen jenes in Westermann’s Monatsheften, dieses in der Deutschen Roman-Bibliothek erschien. Während diese dem slavischen Culturleben abgelauschten Bilder durch den fremdartigen Reiz und ihre sprechende Wahrheit besonders fesseln, führt uns die Dichterin, durch eine 1872–73 unternommene Reise angeregt, in zwei anderen Werken „Die geheimnißvolle Sängerin“ und „Benedicta“ (jenes in Ueber Land und Meer, dieses in der Romanzeitung) nach Italien. Während sie in diesen italienischen Bildern, welche auf einem reichen landschaftlichen Hintergrunde erscheinen, den Höhepunkt ihres Schaffens erreichte, erlag ihre irdische Hülle einem Brustleiden, welches sich schon seit einigen Jahren entwickelt hatte und am 29. Juni 1876 im Hause ihrer Schwester in Breslau ihren Tod herbeiführte.

Nekrolog in der Schlesischen Presse, Breslau, 1. Juli, Nr. 451.