ADB:Eggerdes, Petrus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Eggerdes, Petrus“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 668–669, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eggerdes,_Petrus&oldid=- (Version vom 5. Mai 2024, 17:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Eggerdes, Andreas
Band 5 (1877), S. 668–669 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand April 2014, suchen)
Petrus Eggerdes in Wikidata
GND-Nummer 129938432
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|668|669|Eggerdes, Petrus|Karl Ernst Hermann Krause|ADB:Eggerdes, Petrus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129938432}}    

Eggerdes: Petrus E. (Eggers), Prediger in Rostock seit 1555, einer der für lutherische Pastorenherrschaft begeistertsten, aber wüstesten Streiter des 16. Jahrhunderts, durch die Rostocker Verhältnisse zeitweilig Kampfgenosse des Tilemann Heshusius, dem er zu seinem Auftreten in Mecklenburg den Anlaß gab. Er war der Sohn eines Baders in Rostock, um 1552 studirte er noch in Wittenberg, wurde Prediger in Stolberg und im Mai 1555 vom Rostocker Rath [669] an die Jacobikirche als Prädicant berufen. Er soll gelehrt gewesen sein, war aber im Strafen von Mißbräuchen ein gewaltiger Eiferer, der auch der gröbsten Schimpfworte von der Kanzel herab gegen namentlich genannte Leute, selbst gegen den Bürgermeister Peter Brümmer, sich bediente. Nach einem heftigen Ausfall wegen des Begräbnisses des katholischen Officials Detlev Danckwardi von der Kanzel herab am 8. März 1556, entsetzte ihn der Rath des Amtes und verbot ihm jede geistliche Handlung. Sofort predigte am Ostertage (5. April) der Pastor Andreas Martens (Martini), zugleich Rector der Universität, für ihn und hetzte das Volk auf, die Fürsten machten sich den Fall zu nutze, um sich das Patronatrecht in der Hansestadt zu sichern, sie ließen Tilemann Heshusius an derselben Kirche als Pfarrer einsetzen, der aufs heftigste für E. eintrat und ihn am 26. Juli auf herzoglichen Befehl gegen den Rath wieder einführte. Auch David Chyträus hatte sich für ihn verwandt. E. und Heshusius erhoben dann bald neuen großen Streit wegen der üblichen Sonntagshochzeiten. Es war die Frage der Kirchenzucht, deren sich die Geistlichkeit vollständig bemächtigen wollte; der Kampf richtete sich wieder gegen Brümmer und die aufgehetzte Gemeinde kehrte sich desto mehr gegen den Rath, als Brümmer (1536 Rathsherr, 1552 Bürgermeister) große Geldzahlungen für die Fürsten auf die Stadt übernommen hatte, die später zu dem wüthenden Accisestreit führten. Da E. und Heshusius sich nicht fügen wollten, wurde jener am 10., dieser am 11. Octbr. 1557 mit Gewalt aus der Stadt gewiesen. Der nachfolgende, an Geschimpf und Gewaltthätigkeiten reiche Hader gehört in die Geschichte Mecklenburgs und in die Biographieen des Heshusius, Draconites (Johann Drach), Reiche (Rich) und Martens, namentlich das Rathsdecret gegen das jüdisch-pharisäische Wesen vom 15. Octbr. 1557 und die „Antwort Dr. Tilemanni Heshusii und Petri Eggerdes“ etc., welche von Schimpfworten strotzt. E. zog nach Magdeburg, auch dort hat der Rath ihn später ausgewiesen, er wurde dann Prediger eines österreichischen Freiherrn, der ihn abermals wegen seiner Hitzköpfigkeit verjagte, 1561 oder 62 kam er wieder nach Mecklenburg, seit 1558 hatten indessen die Herzoge die Sache von E. und Heshusius vor das Reichskammergericht gebracht, wo sie schwebte; forderten auch vom Rath 60000 fl. Buße für die Prediger-Austreibung. Nach 1562 hat er sich mit den Rostocker Pastoren überworfen, 1576 bat er um Aufnahme in die Stadt mit Frau und Kindern, anscheinend kam er aber nicht, Ende des Jahres wurde er auf fürstlichen Befehl aus der Nähe von Rostock entfernt, er hatte hart gegen David Chyträus’ österreichische Agende geeifert, 1581 hatte er einen Katechismusstreit in Antwerpen, 1589 bat er Herzog Ulrich um Wiedereinsetzung in Rostock, die theologische Facultät aber erklärte sich, „da daraus ein schrecklich Feuer entstehen würde“, dagegen. Beide warfen sich falsche Lehren vor; 1593 nennt er sich Exul Christi und hadert mit den Rostocker Geistlichen als nicht hinlänglich anticalvinistisch. Vielleicht ist der gegen Flacius auftretende stud. theol. Petrus E. 1585 sein Sohn. – Den Bürgermeister Peter Brümmer hatte die Gemeinde im Aufruhr abgesetzt, da versagte ihm Pastor Mathäus Flege (Musca) wegen der Vertreibung des Peter E. das Abendmahl, und noch auf dem Todbette bearbeitete ihn jener und Pastor Andreas Martens bis zum Widerruf. Brümmer starb 1561. Ob Joachim Eggers, der im Aufstand der Sechziger am 10. Mai 1563 den Rostocker Rath gewaltsam mißhandelte, ein Verwandter des Peter E. sei, steht dahin.

Westphalen, Mon. ined. I. p. 1564–81. Ungenaden[1], Amoen. p. 1046 s. Besonders aber Rostocker Etwas IV. S. 434 f. und Jul. Wiggers bei Lisch, Jahrb. 19. S. 66 f., wo auch die Quellen. Vgl. deshalb auch Lisch 16. S. 9.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 669. Z. 4 v. u. l.: Ungnaden. [Bd. 6, S. 795]