ADB:Förstemann, Ernst Günther

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Artikel „Förstemann, Ernst Günther“ von Ernst Wilhelm Förstemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 159–161, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%B6rstemann,_Ernst_G%C3%BCnther&oldid=- (Version vom 2. Mai 2024, 12:27 Uhr UTC)
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Förstemann: Ernst Günther F., wurde am 13. April 1788 in der damaligen freien Reichsstadt Nordhausen am Harze geboren, wo sein Vater Rathsherr war. Bereits auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt zeichnete er sich besonders aus; einige von ihm als Primaner verfaßte lateinische Verse wurden ohne sein Wissen 1806 in dem Programme des Weimarer Gymnasiums gedruckt. Er verließ Ostern 1808 mit einem sehr lobenden Zeugnisse die Anstalt und bezog die Universität Göttingen, auf welcher er namentlich mit seinem Schulfreund und Landsmann, dem späteren berühmten Orientalisten Gesenius, in enger Freundschaft lebte; seine dortigen Studien waren wesentlich theologische und historische, wobei er mit großem Eifer die ausgezeichnete Göttinger Bibliothek benutzte. Michaelis 1811 verließ er die Universität und kehrte in seine Vaterstadt zurück, die bis an sein Ende der einzige Schauplatz seines amtlichen und [160] wissenschaftlichen Wirkens wurde. Im J. 1816 fand er eine Anstellung am Nordhäuser Gymnasium; bei der Feierlichkeit seiner Einführung in sein Amt war als ehemaliger Schüler der Anstalt der berühmte F. A. Wolf zugegen. Seinem Amte an dieser Schule stand er mit der gewissenhaftesten Sorgfalt bis zum J. 1852 vor, wo er es, inzwischen bis zur Conrectorstelle vorgerückt und zum Professor ernannt, wegen Abnahme seiner Kräfte niederlegte; die letzten Jahre seines Lebens beschäftigte er sich fortdauernd mit wissenschaftlichen Arbeiten und daneben im Auftrage des Magistrats mit der Ordnung des wichtigen und reichhaltigen städtischen Archivs. Der zunehmenden Altersschwäche, die ihn doch nicht hinderte, in den letzten Wochen seines Lebens noch bis gegen Mitternacht zu arbeiten, erlag er am 11. Juni 1859. F. war eine edle, stille Natur von großer Begabung und noch größerer Bescheidenheit; er hat nie nach Ehren und Anerkennungen, nicht einmal nach neuen äußeren Stellungen gestrebt; sein überaus einfaches Leben floß ruhig im Dienste seiner Familie, seines Amtes und seiner Wissenschaft dahin. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er durch seine „Christlichen Geißlergesellschaften“, die zuerst 1813 und dann überarbeitet 1816 in Stäudlin’s und Tzschirner’s Archiv für Kirchengeschichte, zuletzt 1828 als selbständiges Werk erschienen, eine höchst verdienstvolle Arbeit, in welcher er zuerst den reichen Stoff über den wichtigen Gegenstand zusammenbrachte. Den größten Theil seiner Thätigkeit hat er aber auf die Geschichte seiner Vaterstadt Nordhausen verwandt; auf diesem Felde wird er voraussichtlich noch lange Zeit hindurch den Ehrenplatz behalten, wie er überhaupt unter den zahlreichen localen Geschichtsforschern Deutschlands eine hervorragende Stelle einnimmt. Die erste Abtheilung seiner urkundlichen Geschichte der Stadt Nordhausen erschien 1827 und dann wieder mit bedeutender Erweiterung 1840. Später gab er den Plan auf, diese Stadtgeschichte in solcher ausführlichen Weise weiter fortzusetzen und bearbeitete statt dessen die alte 1740 erschienene Lesser’sche Chronik der Stadt; diese Arbeit wurde erst nach seinem Tode (1860) vom Nordhäuser Magistrate herausgegeben. Daneben laufen nun überaus zahlreiche Abhandlungen zur Geschichte Nordhausens, theils als Programme des Gymnasiums, theils als Vorreden zum Adreßbuch, theils als Fest- und Jubelschriften, theils in verschiedenen Zeitschriften gedruckt. Als selbständige Schriften erschienen auf diesem Gebiete: „Mittheilungen zu einer Geschichte der Schulen in Nordhausen“, 1824, „Die alte Schulordnung des Nordhauser Gymnasiums“, 1826, „Nachrichten von den Schulen zu Nordhausen vor der Reformation“, 1829, „Erinnerungsblätter für Nordhausen“, 1829, „Weisthümer für und von Nordhausen“, 1833, „Die alten Gesetze der Stadt Nordhausen“, 1836, „Die Gesetzsammlungen der Stadt Nordhausen im 15. und 16. Jahrhundert“, 1843, „Beiträge zu einer Geschichte der Verfassung der Stadt Nordhausen“, 1846, „Ueber die Bildung der Familiennamen in Nordhausen im 13. und 14. Jahrhundert“, 1851 und manche andere; einige davon sind wieder abgedruckt in seinen „Kleinen Schriften zur Geschichte der Stadt Nordhausen“, 1855. Auch andere Oerter aus der Nachbarschaft Nordhausens erfuhren seine wissenschaftliche Berücksichtigung, so Ilfeld in den „Monumenta rerum Ilfeldensium“, 1843 nebst „Additamenta“, 1853, Mühlhausen in „Das alte Rechtsbuch der Stadt Mühlhausen“, 1843; ferner sind hier zu nennen seine „Urkunden des Benedictinerklosters Homburg bei Langensalza“, 1847. Einzelne Aufsätze und namentlich zahlreiche Recensionen verbreiteten sich auch über viel weitere Gebiete; sie sind in den verschiedensten Zeitschriften zerstreut; namentlich war er ein eifriger Mitarbeiter an den von seinem Neffen Karl Eduard F. (s. d.) herausgegebenen „Neuen Mittheilungen des thüringisch-sächsischen Vereins“. Die Göttinger Gelehrten Anzeigen enthalten etwas über 60 Recensionen aus seiner Feder, meistens mit E. G. F. unterzeichnet. Leider [161] sind von seinen stets überaus gewissenhaften Arbeiten manche so gut wie verloren, z. B. eine Reihe von 18 Aufsätzen „Nordhausen im Kriege“ im Nordhauser Kreis- und Nachrichtsblatt von 1857, und so noch vieles an ganz entlegenen Orten.