ADB:Goetz, Hermann

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Artikel „Götz, Herrmann“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 509–510, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goetz,_Hermann&oldid=- (Version vom 2. Mai 2024, 04:14 Uhr UTC)
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Götz: Herrmann G., geb. am 17. Decbr. 1840 in Königsberg, zeigte schon frühzeitig Neigung und Talent für Musik, ohne jedoch dazu gelangen zu können eigentlich methodischen Unterricht zu erhalten. Er war 17 Jahre alt, als er aus eigenem Entschlusse sich den Unterricht eines tüchtigen Lehrers, Louis Köhler’s, in Clavierspiel und Harmonielehre verschaffte; im Uebrigen war G. [510] auf sich selbst angewiesen. Sobald man in den sehr lebhaft musiktreibenden Kreisen Königsbergs von seinen musikalischen Anlagen und Leistungen wußte, wurde er zum Dirigenten verschiedener Dilettantencirkel gewählt, was ihn praktisch sehr förderte. Im Herbst 1858 bezog G. auf den Wunsch seiner Eltern nach absolvirtem Gymnasium die Universität seiner Vaterstadt, um Mathematik zu studiren. Der Drang, sich der Musik ganz zu widmen, machte sich aber immer mehr geltend und 1860 zog er mit Zustimmung seiner Eltern nach Berlin, um dort seine Ausbildung zu vollenden. Er nahm Unterricht in Direction und Partiturspiel bei Stern, im Clavierspiel bei Bülow, im Contrapunkt und in der Composition bei Hugo Ulrich. 1863 erhielt er als Nachfolger Theodor Kirchner’s die Organistenstelle in Winterthur im Canton Zürich. Trotz erfolgreicher Thätigkeit konnte er es aber hier zu keiner ihn sichernden Stellung bringen. Er fing deshalb an daneben in Zürich Clavierstunden zu geben. Ein Jahr später siedelte er mit seiner Familie nach Zürich über, behielt aber immer noch die Organistenstelle und einige Stunden in Winterthur bei. Als er nach 2½ Jahren diese anstrengende Lebensweise aufgab, war seine Gesundheit zerrüttet. Seit 1870 lebte G. in Hottingen, einer Nachbargemeinde Zürichs, trotz schwerer Leiden unverdrossen schaffend; die Vollendung seiner Oper „Der Widerspenstigen Zähmung“ war ihm Labsal und Trost. Aber wie sein leidender Zustand nur langsam die Vollendung des Werkes hatte fortschreiten lassen, so war der noch viel leidendere Zustand unserer Theater die Ursache, daß das fertige Werk erst an viele Thüren klopfen und der Autor manche Täuschung und Bitterkeit erfahren mußte, ehe sein Werk lebendige Gestalt erhielt. Die Oper wurde zu Mannheim am 11. October 1874 mit entschiedenem Erfolg zuerst gegeben. Durch das energische Eintreten des nun auch verstorbenen Herbeck gelangte das Werk schon am 2. Februar 1875 in Wien mit großem Beifall zur Aufführung, um dann über die meisten deutschen Bühnen zu gehen. So an’s lang ersehnte Ziel gekommen, starb der verdienstvolle Künstler am 3. December 1875 in Hottingen. G. war als Componist zuerst durch ein Trio für Pianoforte, Violine und Violincell (op. 1) bekannt geworden. Außer seiner Oper, die Kistner in Leipzig herausgab und einigen kleineren Instrumental- und Gesangs-Compositionen von ihm erschienen noch: „Quartett für Pianoforte und Streichinstrumente“ (op. 6); „Zwei Sonaten für Clavier“ (op. 8); „Sinfonie“ [F-dur] (op. 9): „Nenie für Chor und Orchester“ (op. 10); „Cantate für Männerchor und Orchester“ (op. 11). Eine unvollendet hinterlassene Oper „Francesca di Rimini“ ergänzte Ernst Frank in Mannheim, wo sie auch unter dessen Leitung am 30. September 1877 mit Beifall aufgeführt wurde. Von seinen anderen hinterlassenen Werken sind noch folgende im Druck erschienenen zu erwähnen: „Quintett für Pianoforte und Streichinstrumente“ (op. 16); „Sonate für Pianoforte zu 4 Händen“ (op. 17). Obgleich ein Epigone Schumann’s und Mendelssohn’s, verstand es der Verstorbene doch, nach und nach selbständigere Bahnen einzuschlagen und sich so den Würdigsten seiner Kunst- und Zeitgenossen an die Seite zu stellen.

Musikalisches Wochenblatt (Leipzig 1876): Herrmann Götz (mit Porträt), S. 228 fg.