ADB:Schottenius, Hermann

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Artikel „Schottenius, Hermann“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 412, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schottenius,_Hermann&oldid=- (Version vom 4. Mai 2024, 10:15 Uhr UTC)
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Schottenius: Hermann S., ein neulateinischer Dichter des 16. Jahrhunderts. Von seinem Leben ist nichts weiter bekannt, als daß er aus Hessen stammte, wo es ein Städtchen Schotten am Vogelsberge gibt, und 1526–27 als Schulmeister in Köln lebte. Er wird auch dort studirt haben, da er in Stölzel’s Verzeichniß der hessischen Studirenden (Zeitschrift für hess. Geschichte, N. F. 5. Suppl. 1875) nicht vorkommt. Außer einem Schulbuche in Dialogform („Confabulationes“, 1526, Basileae 1531 = „Instructio prima puerorum per colloquia mutua“, Lond. W. de Worde 1533) und einer mir unzugänglich gebliebenen Schrift „Vita honesta virtutis“ (Cracoviae 1541, 1549, 1555, 8°. Lugd. Bat. 1544) veröffentlichte er zwei lateinische Prosadramen, in denen er, dem Beispiele Locher’s und Bebel’s folgend, die jüngste Zeitgeschichte zum Gegenstande nahm. Das erste, welches er zu Fastnacht 1526 mit seinen Schülern aufführte, behandelt den Bauernkrieg von 1525: „Ludus Martius sive bellicus, continens simulachrum, originem, fabulam, et finem dissidii habiti inter rusticos et principes Germaniae orientalis anno 1525“. 4 Bogen 8° o. O. u. J. (Nachwort VII. Kal. Apr. 1526). In etwa 25 Scenen schildert er, wie die armen und geknechteten Landleute sich von der Bellona bereden lassen, die Friedensgöttin fortzuschicken und von den Fürsten Minderung ihrer Lasten zu verlangen, wie sie nach erfolglosen Verhandlungen über Klöster und Burgen herfallen, einen Grafen niedermetzeln, aber in der Feldschlacht besiegt werden. Die Bauernweiber klagen über die Gefallenen, doch die Fürsten begnadigen schließlich die Ueberlebenden, und Pax kehrt wieder zu ihnen zurück. Nach Humanistenart sucht S. durch gedrechselte Gesandtenreden zu glänzen und baut die Handlung ziemlich schematisch auf, aber er strebt auch die Massen zu beleben und zu individualisiren (Dorfschulze, Bauer, Winzer, Greis, Bettler; die Fürsten Aeneas, Hannibal, Ulysses), er bringt das Schlachtgetümmel auf die Bühne und vermag einen lebhaften Dialog durchzuführen, in dem plautinische, terenzische und vergilische Reminiscenzen eingemischt sind. Das zweite Drama, das ich nur flüchtig gesehen habe, führt den Titel: „Ludus imperatorius, continens umbraticam imaginem horum temporum, regnante divo Carolo V. illiusque Caesaris divinas victorias, imperii felicem exitum et laudem“. Coloniae, Quentel 1527. 7 Bogen 8°. Es beginnt nach einem Prologe des kaiserlichen Adlers mit einer Teufelversammlung. Der Ludus Martius, von dem auch eine französische Uebersetzung: „Le jeu de Mars“ erschien, ist hier angehängt.

Grässe, Trésor de livres rares VI, 1, 315b (1865). – Holstein, Zeitschrift für deutsche Philol. XX, 107.